Kapitel 35

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"Jeder, der in der Lage ist, zu kämpfen soll ich bereit machen!" rief der Drachenkönig. Kaum hatte er sich die Regentschaft erkämpft, kam diese Katastrophe auf zwei Beinen auf die Drachen zu und das schlimmste war, dass anscheinend niemand vor diesen Monstern sicher war. Er selbst hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen, aber den Berichten zufolge, waren es riesige Menschen mit einigen Unterschieden. Sie schienen nur männlich auszusehen, keine sichtbaren Fortpflanzungsorgane zu besitzen und einzig Tiere blieben von ihnen verschont. Dabei wurden Gefressene Kreaturen nach einiger Zeit wieder erbrochen.
"Habt ihr inzwischen irgendeine Schwachstelle ausfindig machen können?" fragte der König.
Einer der Leibwächter drehte sich zu ihm um. Da er die Uniform trug, konnte der König nicht genau sagen, wer es war. "Bis jetzt nicht. Allerdings hoffe ich, dass mein Sohn bald mit meiner Tochter zurück kommt. Ich habe gesehen, dass es diese Kreaturen..." der Krieger hielt mitten in seinen Worten inne und richtete den Blick in die Ferne, wo man einen blauen Lichtblitz erblicken konnte. "Sie ist heim gekehrt. Kahn, übernimm die Führung, ich muss zu Ihnen. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, Mylord Karimar?"
"Geh nur, und bring uns Antworten!" rief der König ihm nach.

Einige Stunden zuvor
Lyra streckte sich und sah Erwin an. "Seht sie euch an, sobald ihr Zeit habt. Ich kann nicht länger warten. Mein Volk braucht uns" sagte Lyra und sah ihn an.
"Und ich dachte, du lässt es bleiben. Was mache ich in der Zeit mit euren Einheiten? Vorschläge?" wollte Erwin wissen und sah zwischen ihr und Levi hin und her. Er schien sich geschlagen zu geben.
"Mikasa wäre für Levi ein passabler Ersatz" meinte Lyra darauf ohne zu zögern. "Und bevor du jetzt sagst, dass sie für einen solchen Posten zu jung ist... Mikasa mag ziemlich auf Eren fixiert zu sein, aber ich weiß dass sie sich auch einer Aufgabe widmen kann, die nichts mit ihr zu tun hat. "
"Und was ist mit Elisabeth Falkenrot, Jason Nordmann und Gareth Haag?"
"So seltsam es klingen mag, sie sind sicher eine gute Ergänzung für Hanji" antwortete Lyra.
"Levi, was hältst du davon?"
"Klingt plausibel. Mikasa wäre auch meine Wahl gewesen" erwiderte Levi schulterzuckend und damit schien es dann auch entschieden zu sein.
"Draußen steht eine Kiste mit Klingen. Ich weiß nicht, wie lange das reichen wird. Ebenso haben wir einige Gasflaschen fertig gemacht. Hoffen wir, dass ihr beide erfolgreich seid." Erwin sah Lyra und Levi mit einem etwas wehmütigen Blick an. Er schien auf einmal ziemlich sentimental zu werden, oder ihm wurde bewusst, dass sie beide gleich für unbestimmte Zeit nicht da sein würden. "Ihr verschwindet aber nicht ohne ein Abschied, oder?"
"Was denn Erwin, wirst auf deine alten Tage doch noch rührselig?" fragte Levi ihn leicht spöttisch, ohne eine Antwort zu erwarten.
"Wir kommen die Kiste und das Gas hier abholen, also verschwinden wir nicht ohne Abschied."

"Da haben einige geweint. Du musst einen großen Dienst erwiesen haben" stellte Norath eine halbe Stunde später fest, als sie vom Hauptquartier des Aufklärungstrupps aus in den Himmel stiegen.
"Ich habe einiges bewirkt, das stimmt" erwiderte Lyra und sah kurz zu Levi auf ihrem Rücken. "Wir sind dann bereit."
Norath zerbrach den Stein, welchen er von seinem Vater erhalten hatte. Erst passierte nichts, dann erhellte ein blauer Lichtblitz die Umgebung.
Lyra warf einen Blick umher und summte vor Freude. Sie atmete tief ein und flüsterte etwas.
"Sieht nicht anders aus, als..." begann Levi, doch er unterbrach sich, als er einen riesigen schwarzen Drachen auf sie zu kommen sah.
"Vater hat uns schon bemerkt" sagte Norath grinsend und flog ihm entgegen.
"Egal was du tust, bleib in meiner Nähe oder bei unserem Ei, Levi" sagte Lyra ihm und folgte ihrem Bruder.
"Verstanden."

Levi zog das Bündel mit dem Ei enger an sich und ließ den schwarzen Drachen nicht aus den Augen, während er sich fester hielt mit den Beinen. Der Drache sagte etwas, was er nicht verstand, allerdings meinte Levi heraus zu hören, dass es nicht besonders freundlich ihm gegenüber war.
Das ist mein Vater Rajaion, erklärte Lyra ihm über Gedanken, allerdings fühlte es sich nicht an, wie sonst. Diesmal schien sie ihn zu umklammern, anscheinend als Schutz. Er würde deine Gedanken auseinander nehmen, wenn ich dich gerade nicht beschützen würde. Frag mich nicht, warum er das tun würde, ich habe keine Ahnung.
Er vertraut mir nicht, das hast du selbst gesagt.
Es steckt noch mehr dahinter. Wickel unser Ei aus, sagte Lyra und umkreiste ihren Vater weiter, dessen eiskalter Blick weiterhin auf ihm lag. Er tat, was seine Freundin ihm sagte, allerdings nur widerwillig.
"Du hast dir also das Herz meiner Tochter erschlichen" sagte der schwarze Drache. Seine eisblauen Augen schienen ihn schon zu durchbohren. Für Levi sah es so aus, als würde Lyras Vater gleich angreifen, allerdings wäre sie doch nicht so entspannt.
"Ich habe es mir nicht erschlichen" stellte er fest, während er das blaue Ei fest hielt.
"Nein? Ich sehe das so. Ihr Menschen tut nichts ohne Hintergedanken, welchen Plan verfolgst du, dass meine Tochter dich so eisern beschützt?" In Rajaions Maul sammelten sich kleine Feuerzungen, wenn das keine Drohung war..
Levi musterte den Drachen genau. Seine Menschenkenntnis würde ihm vermutlich nicht viel bringen. Er wusste nur eines, er musste seine Worte mit bedacht wählen. "Gegenüber Lyra habe ich keine Hintergedanken. Sie ist es eher, die sich in mein Herz geschlichen hat. Sie hat geschafft, was wohl niemand in meiner Welt hätte vollbringen können." Levi sah Lyra an und sah in ihrem Blick die Bestätigung für diese Worte und er hörte sie in seinen Gedanken summen. "Ich weiß nicht, was Menschen hier so tun, aber ich sehe keinen Grund einen Drachen oder Halbdrachen anzugreifen und zu töten. Ich bin kein Drachentöter."
"Interessant, dass du gleich an so etwas denkst" erwiderte Rajaion.
"Vater, ich denke es reicht. Du kannst dich ja mit Norath zusammen tun und über uns lästern, wie unpassend Levi für mich ist. Mein innerer Drache summt vor Freude in seiner Gegenwart. Ihn werdet ihr nicht mehr los und er ist der Vater meines Kükens, ich habe ihm mein Feuer gegeben und er lebt so lange wie ein Halbdrache, also gewöhnt euch an ihn" sagte Lyra dazu noch, bevor sie abtauchte und der Sonne entgegen flog. Gut gesprochen, Süßer. Das mit den Drachentötern hat er nicht erwartet.
Levi lächelte und wickelte das Ei wieder fest in Lyras Umhang ein. Wohin fliegen wir?
Nach Hause. Erstmal zu dem Anwesen, in welchem ich groß geworden bin. Ich denke meine Mutter und meine kleine Schwester sind dir gegenüber aufgeschlossener. Meine Mutter wirst du mögen, sie liebt Tee in allen Varianten. Auf dem Wind reitend nahm Lyra an Tempo auf und flog dicht über den Bäumen, die ihn an so manchen Mammutbaumwald erinnerte.
Und deine anderen Brüder?
Mein anderer kleiner Bruder, also Noraths Zwilling kommt eher nach Mutter, aber ich weiß nicht. Ich glaube er wird es ziemlich cool finden, im ersten Moment aber misstrauisch sein. Und mein großer Bruder wird dich hoffentlich als erster so richtig akzeptieren. Zwischen uns beiden besteht eine besondere Verbindung, wir haben uns schon immer gut verstanden und er hat selbst eine menschliche Gefährtin. Er musste sich ihr verlängertes Leben allerdings erkämpfen.
Levi schwieg ab dann und sah nach unten, wo ein Blättermeer die Sicht auf den Boden behinderte. Die Titanen schienen sich noch nicht blicken zu lassen.
"Oh nein!" rief Lyra plötzlich und legte die Flügel an. Sie fauchte und spannte sich an. Der Grund dafür waren Titanen, die ein riesiges Haus, eher eine Festung, umzingelt hatten. "Meine Familie lasst ihr in Ruhe. Levi, bereit diese Viecher ins Jenseits zu befördern?"
Nachdem er das Ei in Lyras Tasche verstaut hatte und die Klingen gezogen hatte, teilte er ihr in Gedanken seine Bereitschaft mit. Während Lyra brüllte und die Aufmerksamkeit der Titanen erlangte, sprang Levi ab und flog mit dem 3D-Manöver auf den ersten Titan zu, ein dreizehn Meter großer. Sich in seine Schulter einhackend, schwang er sich herum und schnitt ihm ein ordentliches Stück Nackenfleisch heraus. Dem nächsten trennte er erst den Arm ab, bevor auch dieser Titan von ihm vernichtet wurde. Im Augenwinkel sah er seine Freundin, die es ihm gleich tat und einen Titan nach dem anderen abschlachtete. So wie sie handelte, war das nicht ganz sie selbst. Anscheinend hatte ihr innerer Drache wieder die Kontrolle.
Diese Annahme bestätigte sich, als alle Titanen für den Moment besiegt waren und Lyra knurrend da stand. Levi ging davon aus, dass die anderen Lyras Geschwister waren. Sie gingen von ihr rückwärts weg. Lyra hatte also wirklich einen Blutrausch. "He Beruhig dich" sagte Levi und ging auf sie zu. Lyra fixierte ihn mit ihrem Blick und knurrte ihn an. Er steckte seine Klingen weg, allerdings behielt er sie bereit. Man wusste nie, was los war.
"Geh weg von ihr! Sie bringt dich noch um!" rief Norath von oben.
"Sie tötet mich nicht" erwiderte Levi und wandte sich Lyra zu, die ihn anknurrte und Funken sprühen ließ. "Lyra, genug gespielt. Komm zurück zu mir." Er ließ sie nicht aus den Augen. Drohend fletschte sie die Zähne und spannte sich an, um ihn anzuspringen. "Willst du unserem Kind erklären, dass du seinen Vater auf dem Gewissen hast?" fragte er und ging einen Schritt rückwärts, während er sich das 3D-Manöver abschnallte und auch das Messer, welches er von ihr geschmiedet bekommen hatte, weg legte. "Bring mich um, wenn du es für richtig hältst, ich werde mich nicht wehren."

Attack on Titan - Blue-Eyed ScalesWhere stories live. Discover now