Kapitel 2

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Lyra war danach schneller draußen, als sie jemand aufhalten konnte. Kaum draußen, sprang sie in die Luft und verwandelte sich dabei freudig brüllend. Nur wenige Flügelschläge und sie fühlte sich völlig frei. Als Levi sie überwältigt hatte, hatte sie einfach mitgespielt. Normalerweise ließ sie sich von einem Menschen nicht so leicht besiegen, besonders nicht von so einem kleinen. Der Hunger, den sie dann verspürte, trieb sie dazu jagen zu gehen. Mit einem Reh landete sie bei einer recht schönen Festung.
Dass dies das alte Hauptquartier des Aufklärungstrupps war, erfuhr sie erst, als sie gerade genüsslich an den Knochen nagte - die gaben zwar sofort nach, aber das machte der Halbdrachin nichts. Sie hob den Blick, als sie Pferdewiehren hören konnte. Schnell widmete sie sich allerdings wieder ihrem Reh und riss das Fleisch vom Hinterlauf und schlang es herunter. Inzwischen waren die Reiter angekommen und Lyra bemerkte, dass es Hanji, Levi und noch einige andere waren.
"Ohhh guckt euch das an!" rief Hanji begeistert. Die Frau sprang von ihren Pferd und ging auf Lyra zu, welche gerade den Huf wieder ausspuckte in Richtung des Fells, welches sie vorher abgezogen hatte. "Captain Hanji, sicher dass Sie zu dieser Bestie hin gehen sollten?" rief einer ihrer Leute und Lyra hob den Kopf und knurrte bedrohlich den an, der das gesagt hatte. Sie könnte auch reden in dieser Gestalt, doch das tat sie gerade nicht. Der Sprecher zuckte zusammen und ging einige Schritte rückwärts.
"Ich möchte von dir lernen. Ich möchte kennen lernen, wie du lebst " sagte Hanji unbeirrt. Sie sagte dann nichts weiter und betrachtete das Fell, die Innereien und auch die Hufen, alles die Überreste die Lyra nicht aß.
"Von mir aus. Solange du mich nicht in Ketten legen willst" sagte Lyra dann, als sie fertig war und sich erhob, um die Überreste zu entsorgen.
"Wirklich? Das wäre großartig!" rief Hanji begeistert und sprang vor Freude einige male in die Luft.

Lyra hatte Hanji erlaubt ihr Training zu beobachten, aber keine Fragen über ihre Fähigkeiten zu stellen. Heute trainierte sie ihre Fähigkeiten mit dem Element Wasser. Da es regnete, war es nicht sonderlich schwer an welches heran zu kommen. Somit trainierte sie vor dieser Festung. Zu Beginn hatte sie ihre menschliche Gestalt angenommen und hatte erst dafür gesorgt, dass das Wasser in der Luft schwebte, dann hatte sie es gesammelt und in ihren kämpferischen Tanz mit eingebunden. Sie war sich dessen bewusst, dass nach einiger Zeit alle Anwesenden zusahen. Am Ende zerschnitt sie mit dem Wasser einen Baum in Kleinholz, bevor sie ihr Training beendete.
"Das war der Wahnsinn!" rief Hanji begeistert, als Lyra auf sie zu ging.
"Das ist bei weitem nicht alles, was ich kann, aber das Wetter wird mir langsam zu ungemütlich. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ein Sturm naht und da will niemand draußen sein" sagte Lyra schlicht, aber freundlich. "Darf ich vielleicht rein kommen?"
"Natürlich!" Hanji ging mit ihr rein und in die Küche, wo alle redeten und aßen. Bei Lyras eintreten wurde es still. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, aber sie waren nicht feindselig, sondern eher neutral und einige auch bewundernd. Einer reagierte gar nicht auf sie, Levi. Aber das war Lyra egal.
"Komm, bedienen wir uns am Essen" meinte Hanji.
"Nein danke, ich verdaue noch" lehnte Lyra ab, setzte sich aber zu Hanji, als diese sich setzte. Die Gespräche begannen wieder. Und Lyra ließ den Blick wandern und erkannte einige Gesichter wieder. Zum einen der Junge, der Levi eine Nachricht weiter geleitet hatte. Eren hieß er wohl. Er saß ihr gegenüber und sah sie unentwegt an. "Stimmt etwas nicht?" fragte sie ihn deswegen.
"Hm? Oh ja... Äh Nein... Ich meine..." stammelte Eren und schien dann seine Zunge zu verschlucken.
Lyra musterte ihn. Er hatte schon einiges durch gemacht, wie beinahe jeder hier. "Ich bin nicht gefährlich. Du kannst ganz normal mit mir reden" sagte ich freundlich.
"Stimmt es dass Sie zwei Titanen in Stücke gerissen haben?" fragte er und Hanji schmunzelte darauf hin.
"Ich habe lediglich ihre Schwachstelle angegriffen" sagte Lyra. "Ich habe nichts zerrissen." Sie schüttelte den Kopf. "Wie kommt ihr denn darauf?"
"Naja... Das haben die anderen erzählt" stammelte Eren und senkte den Blick.
"Solange man mich nicht als Monster oder der gleichen betitelt soll es mir egal sein" sagte sie schulterzuckend.
"Und dass Captain Levi Sie zu Boden gerungen hat" fügte Eren noch hinzu.
"Das stimmt, aber ich habe das auch zugelassen. So ein Zwerg hält mich normalerweise nicht am Boden" sagte Lyra. Bei diesen Worten wurde es still.
"Das hättest du nicht sagen sollen" flüsterte Hanji.
"Ist dem so? Sah für mich ganz anders aus" sagte Levi, der aufgestanden war. Ausdruckslos sah er sie aus seinen grauen Augen heraus an.
Hanji wollte Lyra abhalten, doch diese stand auf. "Soll ich es dir beweisen? Gehen wir doch raus und ich zeige es dir, Kleiner" sagte die Halbdrachin und wandte sich zur Tür. Sie war zwar in ihrer jetzigen Gestalt etwas kleiner als er, doch das juckte sie nicht.
"Tse" kam es vom Captain, doch er folgte ihr hinaus. Alle anderen folgten den beiden in großem Abstand. Niemand legte sich offen mit Levi an, ohne es danach zu bereuen.
Vor der Festung stellten sich die beiden auf und umkreisten einander. Der Regen hatte nicht nach gelassen. Es war zugleich noch windig. Levi machte den Anfang und überbrückte flink den Abstand zwischen ihnen beiden. Flink und gnadenlos wie immer Schlug und trat er nach Lyra, die sich nur verteidigte und selbst nicht angriff. Die Beobachter feuerten ihren Captain an. Sie bejubelten jeden seiner Angriffe.
Levi drängte Lyra an die Festungsmauer. "Hast du nun genug?" fragte er monoton, was Lyra nur mit einem Lächeln erwiderte. Sie deutete mit dem Kopf nach links, wo eine Wassersäule stand. Mit einem Wink schleuderte sie diese auf den stärksten Soldaten der Menschheit. Er taumelte und das nutzte Lyra aus. Sie erschuf weitere Wassersäulen, die ihn immer weiter zurück trieben. Mit etwas Sturmwind riss sie ihn von den Füßen und als er auf dem Boden aufkam fesselte sie ihm Hände und Füße mit Erde, die dann zu Stein wurde.
Sie hockte sich neben ihn. "Hast du nun genug?" äffte sie ihn nach. Er sah sie mit einem beinahe dämonischem Blick an und versuchte sich zu befreien. "Gleichstand" sagte sie dann und ließ ihn frei. Sie drehte sich um und nahm ihre Drachengestalt an. "Gute Nacht zusammen" sagte sie dann und ging in Richtung des Waldes davon.

Attack on Titan - Blue-Eyed ScalesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt