Kennenlernen

5.7K 155 6
                                    

Erregung und Übelkeit lösten sich mittlerweile ab, es schien fast schon so, als ob das eine das andere auslösen würde. Aber Übelkeit hin oder her, ihre erste Woche des Ehelebens, hatten die zwei, merkwürdiger Weise recht kameradschaftlich verbracht.

Obwohl Snape sich es doch nicht ganz verkniffen hatte, ein paar abfällige Bemerkungen über Krummbein zu machen, schienen die Katze und er anscheinend sehr zufrieden damit zu sein, einander komplett zu ignorieren; Hermine und ihr ehemaliger Professor dagegen gingen bemüht freundlich, wenn nicht sogar herzlich miteinander um. Sie verbrachten, die Abende hauptsächlich gemeinsam, wobei jeder bemüht war, am gegenüberliegenden Ende des Sofas, sitzen zu bleiben.

Hermine hatte in dieser ersten Woche bereits gelernt nicht zu versuchen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln wenn er gerade dabei war, Schulaufgaben zu korrigieren und Severus hingegen hatte gelernt, sie nicht früher zu wecken als umbedingt nötig war.

Abends nach dem Essen in der großen Halle und nach den üblichen Korrekturen der Hausaufgaben, wenn jeder von ihnen ein Bad genommen hatte und Severus nicht länger nach Zaubertränken und Kräutern roch; rief Hermine ihn beim Vornamen und bat ihn darum, sie ins Bett zu bringen.

Er kam ihrer Bitte stillschweigend nach und manchmal wenn seine Stimmung besonders melodramatisch war, hob er sie auf seine Arme und trug sie zu dem großen breiten Holzbett, in dem sie gemeinsam schliefen.

Manchmal lächelte er so flüchtig, dass selbst Hermine beinah davon überzeugt war, sich dieses nur eingebildet zu haben.

Trotzdem patrouillierte er jede Nacht durch die Gänge der Schule und auch seine Gewohnheit, morgens vor Tagesaufbruch aufzustehen, setzte er fort. Hermine erwachte des öfteren mitten in der pechschwarzen Nacht, mit ihrem Kopf auf seiner Brust gebetet.

Sie machte sich nichts vor, in dem sie auch nur eine Sekunde daran glaubte, dass einer von ihnen beiden romantische Gefühle für den anderen hegte, aber trotzdem war es nicht so, dass sie sich nicht mochten.

Es hätte wirklich alles viel schlimmer sein könne.

Als er eines Tages unerwartet aufbrach, um in Hogsmeade ein paar Sachen zu erledigen, zog er es nicht einmal in Erwägung sie mit zunehmen.

Gerade als er dabei war die Apotheke zu betreten, um dort Nachschub an seltenen Glasfischen, die Longbottem in der letzten Stunde mit einer kleinen Kesselexplosion vernichtet hatte, zu besorgen; spürte Severus, wie seine Nervenenden plötzlich begannen, schmerzhaft zu kribbeln.

Dies war ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Spion und war eine ständige Erinnerung daran, das er deutlich öfters unter dem Cruciatus Fluch gestanden hatte, als jeder andere Zauberer, den er kannte.

Er hatte sich angewöhnt, den dumpfen Schmerz mit dunkler Schokolade zu bekämpfen, also beschloss er, seine Besorgungstour kurz zu unterbrechen, in dem er einen kurzen Stop im Honigtopf einlegte. Während er in dem einen der zahlreichen Regale nach der richtigen Schokolade suchte, blieben seine Augen an einem Glas mit Sauerkirschkäfern hängen. Abgesehen von der Tatsache, das diese Dinger beim ersten Kontakt kurz zu summen begannen, waren sie völlig frei von diversen Spielereien und einfach nur sauer und köstlich.

Als Severus zwei Stunden später wieder seine Wohnräume betrat, mit einem Sack voller süßer Köstlichkeiten in der Hand, wurde er von dem lieblichen Lächeln Madame Snapes begrüßt.

Sie sah anders aus, erwachsener. Ihre normalerweise wirren Haare waren geflochten und mit einem grünen samt Band umwickelt. Sie trug ein langes Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte. Die Ärmel waren ab dem Ellbogen etwas ausgestellt und bedeckten ihre Handgelenke. Hermine schien sich zu bemühen, nicht weiter, wie ein Schulmädchen auszusehen.

Mein Leben an seiner SeiteWhere stories live. Discover now