Das Recht eines Vaters

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Madame Snape saß an ihrem Schreibtisch und durchblätterte einen Stapel Leitartikel für den Tagespropheten. Das Befriedigendste für sie war, die Zeilen vor dem Druck zu korrigieren. Auf diese Weise konnte sie manch dumme Idee bereits im Keim ersticken und dazu war es noch eine angenehme Ablenkung.

Gerade heute brauchte sie eine Ablenkung.

Eigentlich hatte sie sich vorgenommen auszuschlafen, aber leider war sie ungewöhnlich früh aufgewacht. Severus hatte sie mit der Art von langsamen, nachhaltigen und gefühlvollem Sex beglückt, der sich perfekt für die dunklen Stunden des Morgens eignete.

Der Körper ihres Mannes brauchte nach so vielen Stunden auf den Beinen regelmäßig seine Pausen.

Hermine bemerkte, dass sich das Alter langsam bei ihm bemerkbar machte. Sein Kiefer wurde weicher ebenso die einst so steinharten Muskeln seines Körpers. Seine Libido schien allerdings nicht darunter zu leiden; Tatsächlich schien es eher so, dass er das intime Beisammensein mit ihr jetzt mehr genoss, als noch vor zehn Jahren. Wenn sie genauer darüber nachdachte, dann schien es so, dass er im Alter allgemeinen mehr genießen konnte.

Am liebsten würde sie den ganzen Tag weiter über ihr Sexleben nachdenken, als sich mit dem eigentlichen Thema des Tages zu beschäftigen.

Die Wahl.

Hermine starrte auf ihre Papiere, die mittlerweile mit roter Tinte verwüstet waren. Sie sahen aus wie der Ort eines Massakers.

Vielleicht konnte sie etwas Recherche betreiben. Sie tauchte ihre Schreibfeder in das Fässchen mit der blauen Tinte, doch als sie sie wieder hob, spürte sie, wie all ihre Intuitionen verschwunden waren. Sie sollte am Besten wieder zurück ins Bett gehen.

Nein, das wäre völlig sinnlos. Sie würde eh nicht schlafen können.

Bei Merlin, wenn sie heute einen Tag vor der endgültigen Entscheidung schon so ein nervliches Wrack war, wie würde es ihr dann erst morgen gehen? Sie hätte doch lieber Severus auf seinen morgendlichen Spaziergang begleiten sollen; Das Problem war nur, sie hasste es mit ihm zu gehen, seine Beine waren eindeutig zu lang für sie.

Hermine erwartete ihn nicht vor dem Vormittagstee zurück. Auch wenn sie es sich nicht zur Gewohnheit gemacht hatte, ihn zu begleiten, kannte sie seinen Weg auswendig. Sie vermutete, dass es die gleiche Route war, die Argus benutzt hatte, als Severus noch ein schlafloses Baby gewesen war. Denn ihr Mann war nichts anderes als ein Gewohnheitstier.

Zweifellos lief er gerade durch den dritten Garten. Darauf folgt der Rundgang um den Seerosenteich und dann ein serpentinartiger Weg durch die verbliebenen drei Gärten.

Sie wünschte, es wäre ein nicht so ruhiger Tag. Die Ruhe vor dem Sturm, der Tag vor der Wahrheit. Heute gab es keine Redeverpflichtungen oder sonstige PR-Veranstaltungen. Sie hatte darauf geachtet, dass Severus zum Schluß nicht mehr um Stimmen betteln musste.

Seine angeborene Würde, war etwas gewesen auf das die Öffentlichkeit reagiert hatte.

Trotzdem wünschte sie sich, sie hätten etwas anderes zu tun, als einander anzustarren und abzuwarten wie Dinge sich entwickelten.

Hermine seufzte laut und drehte ihre Feder zwischen den Fingern herum. Dabei tröpfelte versehentlich etwas Tinte auf ihren Ringfinger.

Sie hatten so viel Energie in dieses Projekt gesteckt. Morgen Abend würden sie wissen, ob alles umsonst war oder ob ein Riesen Berg an nahezu unmöglicher Arbeit vor ihnen lag. Ehrlich gesagt wusste sie im Moment nicht, wo vor sie sich mehr fürchtete.

Hermine Snape, Gräfin, Muggelgeborene Tochter von zwei soliden Zahnärzten der Mittelschicht, Mutter von vier Kindern, Ehefrau des wohl kompliziertesten Zauberers, dem sie jemals begegnet war, unterdrückte einen weiteren Seufzer, nur um von ein paar ihr vertrauten Händen auf ihrer Schulter überrascht zu werden.

Mein Leben an seiner SeiteWhere stories live. Discover now