Kapitel 2 - Liebe

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Zu Hause angekommen kruschelte ich in meiner Hosentasche rum, um den Schlüssel unserer Haustür zu finden. Dabei traf ich mit meinen Fingern nochmal auf den Anhänger, den mir Kageyama vorher gebracht hat.
Schließlich fand ich den Schlüssel schnell, da Hosentaschen ja nicht unendlich groß sind wie die Taschen, die Frauen immer mit sich trugen. Mit einem leisen "knacks", öffnete ich die Haustür und betrat unsere nicht große, aber gemütliche Wohnung. Während ich meine Schuhe auszog, hörte ich wie jemand die Treppe runterstürmte. "Brudeeeer", schrie meine kleine Schwester Natsu und fiel mir um den Hals. Als ich meine Schuhe fertig ausgezogen habe, hob ich sie hoch und drehte mich mit ihr zwei mal im Kreis, wobei sie laut auflachte. Als ich sie wieder auf den Boden setzte, roch ich einen süßlichen, leckeren Geruch, welcher aus der Küche kam. "Riecht gut. Was gibt es heute zum Abendessen?", fragte ich Natsu. "Pfannkuchen!", sagte sie freudig und lächelte. "Pfannkuchen zum Abendessen?", fragte ich nochmal, doch Natsu stürmte schon in die Küche. Ich stellte meine Tasche vor der Treppe ab, um sie nachher, nach dem Abendessen, mit hoch zu nehmen. Dann schlenderte ich in die Küche und setzte mich auf meinen Platz an den Küchentisch. Meine Mutter stellte mir die üblichen Fragen. Wie es mir ging, was wir heute in der Schule gemacht haben, ob wir Arbeiten zurück bekommen haben... Nachdem ich gegessen habe, legte ich mein Besteck in das Waschbecken, schnappte meine Tasche und lief nach oben.
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'Sie haben sich in die Person verliebt', stand es groß und klar auf meinem Handybildschirm. Meine Augen weiteten sich. Mir stockte der Atem.
Ich habe nur die ganzen Gefühle im Internet eingegeben, die ich in letzter Zeit in mir habe. Diese komischen, angenehmen Gefühle, mit Herzrasen. Ich wollte schauen, ob es überhaupt normal ist und ich nicht lieber zum Arzt gehen sollte. Doch die Antwort bringte mich aus der Fassung...
Ich? Verliebt? In IHN? Ich schmiss mein Handy auf mein Bett und legte mich beiseite. Ich starrte auf die Decke. Liebe ist, wenn man ständig an eine Person denken muss. Wenn man in ihrer Nähe sein möchte und sie glücklich machen möchte. Wenn man Herzrasen verspürt und in der Nähe der Person nicht mehr klar denken kann. Wenn man alles aufgeben würde, nur für diese Person. Doch ist das auch bei mir so? Kann ich mich in diesen Sätzen widerspiegeln? Ich dachte nach.
Ich möchte, dass ER glücklich ist. ICH möchte IHN glücklich machen. Ich möchte immer an seiner Seite sein und verspüre ebenso diese Gefühle. Ein Leben ohne IHN? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich holte meinen Anhänger aus der Tasche. Es hat sich schön angefühlt, wie er nochmal zu mir kam, nur um mir den Anhänger zu überreichten.
Ich legte mir den Anhänger auf mein Herz und schloss die Augen. Ja. Ich habe mich in Kageyama Tobio verliebt..
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Am nächsten Tag stürmte ich nach dem Unterricht auch schon in den Clubraum. Drinnen erblickte ich Kageyama, der gerade eben sein Shirt drüber zog. Er zuckte kurz zusammen und blickte dann zu mir hoch. "Man, Hinata, kannst du nicht mal aufhören, ständig die Tür so aufzureißen?", knurrte er mich an. "Sorry", meinte ich nur und ging rein. Doch bevor ich mich umzog, schaute ich ihn nochmal an. Ist das überhaupt in Ordnung, dass selbe Geschlecht zu lieben? Ist das normal? Ist das nicht widerlich? Nein. Verboten ist es ja nicht und illegal auch nicht. Es ist völlig normal..
"Was? ", fragte Kageyama und zog eine Augenbraue hoch, da ich mein Blick immer noch nicht von ihm gewendet habe. Wie konnte ich mich nur in so einen miesgelaunten Typen verlieben? "Du hast einen gruseligen Gesichtsausdruck", sagte ich und zog meinen Pulli aus, um dann mein T-shirt anzuziehen. Kageyama kam mir näher. Oh nein. Er packte mir an den Kopf und zog an meinen Haaren. "Au, hör auf, es tut mir ja schon leid", sagte ich. Er hörte auf, gab ein kleines "tz" von sich und ging dann raus.
Was ein schlechtgelaunten, tyrannischer König...

Ein stechender SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt