Kapitel 12 - Was an diesem Tag geschah (1)

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Rückblende

Samstagabend

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'Ding Dong', es klingelte laut an der Tür. Gerade eben habe ich noch mit Tanaka Just Dance getanzt, aber als es klingelte, haben wir sofort aufgehört und auf Pause gestellt. Daichi ging zur Tür und öffnete diese. Sofort erblickte ich das fröhliche Grinsen von Nishinoya. "Na, habt ihr schon ohne mich Spaß?", fragte er, immer noch grinsend. Aber nicht nur sein Grinsen war verdächtig, ebenso der große Rucksack, den er mitgeschleppt hatte.
"Selber Schuld, wenn du erst 2 Stunden später kommst", sagte Daichi. Doch Nishinoya kam einfach nur grinsend rein, zog seine Schuhe aus und machte es sich auf dem Sofa bequem. Neben sich hatte er seinen Rucksack plaziert.
"Ich hatte noch was zu tun", sagte er und zeigte auf den Rucksack. Wir schauten ihn mit großen Fragezeichen über unseren Köpfen an. Ich setzte mich neben ihn.
"Was 'zu tun'", fragte ich ihn.
Ich hatte das Gefühl, dass er auf diese Frage gewartet hatte. Er nahm seinen Rucksack auf seinen Schoß. Doch als er diese öffnete und rausholte, was drinnen war, schnappte jeder nach Luft.
Er holte zwei große Vodka Flaschen her und hielt sie nach oben, als wäre es ein Pokal, welchen er gerade bei einem Volleyballturnier gewonnen hatte.
"Ich dachte, wir könnten etwas Spaß haben", sagte er gelassen. Wir hingegen nahmen das nicht gerade gelassen. "Woher hast du diese Flaschen überhaupt her?", fragte Daichi. In seiner Stimme lag etwas Wut.
Nishinoya zuckte mit den Schultern. "Die waren in dem großen Alkoholschrank meines Vaters. Und weil dort eh viel rumsteht und diese Flaschen ganz hinten versteckt standen, wird er nicht bemerken, dass sie fehlen".
Wir fanden diese Idee überhaupt nicht gut. "Das ist nicht gut, Nishinoya", sagte Sugawara mit einer ruhigen Stimme, während Daichi komplett außer sich war:"Wie kommst du überhaupt auf so eine Idee?! Vergiss es!".
Daichi nahm ihm die Vodkaflaschen ab und ging weg. "Hey warte, die gehören mir!", schrie Nishinoya ihm entgegen. Doch Daichi lief nur weiter und sagte:"Ich will diese Flaschen nicht mehr sehen". Dann war er weg.
Wahrscheinlich versteckt er sie irgendwo, damit Nishinoya sie bloß nicht mehr finden konnte.
Nishinoya verschrenkte seine Arme und setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf. "Ihr seid solche Spießer", murmelte er und schaute auf den Boden. Tanaka setzte sich neben ihm und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. "Bruder, mach dir nichts draus. Auch ohne Alkohol kann man Spaß haben", meinte er.
"Aber einmal kann man es doch probieren! Schließlich sind wir doch bald volljährig", preschte er hervor.
Plötzlich flüsterte Tanaka ihm was ins Ohr, was Nishinoya sofort wieder aufmunterte. Wahrscheinlich sowas wie 'wir könnten es nächstes mal bei mir probieren' oder sowas in der Art.
Als Daichi wieder kam, war er sehr zufrieden, dass Nishinoya nicht mehr so besessen darauf war, mit uns alle die Flaschen Vodka zu trinken.
Ich war ehrlich gesagt noch nie betrunken, was eigentlich klar in meinem Alter ist. Ebenso war es jetzt nicht so meins, sich zu betrinken, um Spaß zu haben, obwohl man am nächsten Tag sowieso vieles vergisst.

Wir plapperten noch ein bisschen, bis wir uns schließlich dazu entschlossen, Wahrheit oder Pflicht zu spielen.
Wir setzten uns alle auf den Boden und bildeten einen Kreis. Asahi holte kurz eine leere Colaflasche vom Tisch und legte sie in die Mitte.
Wir spielten paar Runden, bis auch ich endlich mal dran war. Da vorhin Yamaguchi dran war, durfte er mir eine Frage oder Aufgabe stellen.
"Wahrheit oder Pflicht?", fragte er mich. Ich entschied mich für Wahrheit. Plötzlich kam er mit einer Frage, die ich am Liebsten meiden wollte:" Stehst du zur Zeit auf jemanden?".
Ich spürte die ganzen Augenblicke auf mir ruhn, die neugierig auf eine Antwort warten. Auch Kageyama schaute mich an, obwohl er die Antwort schon wusste. Naja, zumindest dachte er, es wäre die Antwort, da ich ihm ja letztens gesagt habe, dass ich in niemanden verliebt wäre. Doch er hat mich nur gefragt, ob ich Gefühle für ein MÄDCHEN besitze. Und daraufhin antwortete ich mit 'nein', was ja auch stimmte. Ich stand nicht auf ein Mädchen, nein, sondern auf ihn, einen Jungen. Also habe ich ihn nicht direkt angelogen.
Jetzt frage ich mich nur, ob ich die Wahrheit sagen soll oder lügen. Wenn ich lüge, würde sich Kageyama keinen Kopf drum machen. Doch wenn ich die Wahrheit sagen würde, könnte ich wenigstens seinen Gesichtsausdruck sehen, wie er reagieren würde. Ob er enttäuscht aussehen würde oder vielleicht sogar traurig? Vielleicht aber auch nur geschockt oder ganz neutral?
"Vielleicht", antwortete ich und grinste, während ich zu Kageyama schaute...

Ein stechender SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt