Kapitel 5 - Ungeschick

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Als ich sein Haus betrat, schaute ich mich erstmal um. Es war alles sehr schlicht und hell. Ebenso sah es hier sehr ordentlich aus. Ich betrachtete die zwei hängenden Bilder an der Wand. Auf einem Bild war ein kleiner Kageyama mit einer Mütze zu sehen. In der Hand hielt er einen Pokal. Auch früher hatte er diesen bösen Gesichtsausdruck drauf. Ich lächelte. Unter dem Bild war die Aufschrift "Sporttunier Grundschule". Er war wohl früher schon recht sportlich, da er wahrscheinlich der Sieger war. Im zweiten Bild erkannte man eine junge Frau und einen jungen Mann, welches ein Baby in der Hand hielten. Wahrscheinlich waren das er und seine Eltern.
Da fiel mir was ein. "Wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte ich Kageyama, welcher seine Schuhe auszog. "Die kommen selten nach Hause, wegen der Arbeit", sagte er nur. Ich lerne immer wieder mehr über ihn.
"Bleib da stehen, ich komme gleich", sagte er und ging. Ich blieb wie angewurzelt stehen und bewegte mich nicht. Die Wassertröpchen tropften weiterhin auf den Boden. Nach einigen Sekunden kam auch schon Kageyama, mit einem Handtuch in der Hand. Er schmiss mir das Handtuch, nicht gerade freundlich, gegen das Gesicht. "Trockne dich gut ab. Ich will nicht, dass die Wohnung nass wird".
Ich fing an meine Haare und mein Gesicht abzutrocknen. Ich merkte aber, dass es nicht besonders viel half, da ja auch meine Klamotten nass sind. "Und meine Klamotten?", fragte ich ihn. "Dann bleibst du halt hier stehen, bis der Regen vorbei ist, und gehst wieder", murrte Kageyama nur. Ich senkte den Kopf. "Du Idiot. Was hab ich dir eigentlich getan, dass du mich so abgrundtief hasst?", fragte ich. Kageyama schaute mich mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an. "Ich hasse dich nicht, dass weißt du auch selber", meinte er. Gründe dafür, dass zu denken, gibt er mir aber viele. Er seufzte noch einmal und lief zur Treppe. "Komm", sagte er. Ich folgte ihm die Treppen hoch. Sie knarrten ein wenig, was aber nicht störte. Oben öffnete er eine Tür. Ich lugte rein. Ich sah ein großes Bett und viele Schränke. Ebenso ein weißer Schreibtisch in der Ecke des Zimmers, mit vielen Büchern und Schulsachen draufgestapelt. Unter dem Tisch war ein Volleyball zu sehen. Es sah alles recht ordentlich aus, wie auch im ganzen Haus. Kageyamas Zimmer?
"Bleib da stehen und rühr dich nicht vom Fleck", sagte er und lief zu einem Schrank, welchen er auch öffnete. Er suchte wohl etwas und schließlich holte er ein weißes T-shirt und eine schwarze Jogginghose raus. "Hier. Könnte halt etwas groß sein", sagte er und überreichte mir die Klamotten. "Zieh dich um und leg deine nassen Klamotten da hinten auf die Heizung", er deutete mit dem Finger Richtung Fenster, wo man den Heizkörper erblicken konnte, "ich hole kurz etwas zu trinken". Dann verschand er auch schon hinter der Tür. Ich fing an, meine feuchten, unangenehmen Klamotten auszuziehen, bis ich nur noch in Unterhose dastand. Ich nahm nochmal das Handtuch und trocknete mich auch da ab, wo meine Klamotten auf meiner Haut lagen. Gerade eben wollte ich die Jogginghose anziehen, als die Tür aufgerissen wird und Kageyama mit zwei Gläsern Orangensaft reinkam. Ich schrie und verdeckte meinen Körper mit einem Handtuch. "Perversling!", sagte ich. Kageyama erschrack sich wohl, den er ließ ein Glas fallen. Der Saft wurde ausgeschüttet und das Glas zerbrach in Scherben. "Bist du ein Mädchen oder warum benimmst du dich so, du idiot!", fing Kageyama an zu schreien, während er die Scherben langsam aufhob. "Es.. Es tut mir leid", entschuldigte ich mich leise. Ich setzte mich auf den Boden und hob die Scherben mit auf. Da ich ungeschickt wie immer bin, schnitt ich mich in meinen Finger. "Idiot! Zieh dir mal was an, sonst schneidest du dich überall noch! ".
Ich stand auf und zog schnell die übergroßen Sachen von Kageyama an. Es war mir echt peinlich, dass ich so ein Theater bei meinem ersten Besuch hier anstelle. "Es tut mir leid", sagte ich wieder, den Tränen nahe. Ich wollte wieder weiterhelfen, die Scherben aufzuheben, doch Kageyama schlug meine Hand weg. "Lass es lieber, sonst schneidest du dich wieder". Also saß ich da, mit meinem blutigen Finger im Mund, bis er die letzte Scherbe aufgehoben hatte und den Saft weggewischt hatte. "Du bist echt unmöglich", murmelte Kageyama. Langsam kamen mir wirklich die Tränen. Ich versuchte, nicht zu weinen, doch die erste Träne lief schon. "Tut es arg weh? ", fragte Kageyama. Ich nickte nur, obwohl es nicht stimmte. Der Schmerz war mir völlig egal.
kageyama öffnete eine Schublade und holte ein Pflaster heraus. Dann setzte er sich gegenüber von mir auf den Boden. "Zeig", sagte er. Ich zeigte ihm meinen Finger. Der Schnitt war tief, aber es war nicht der Weltuntergang. Er klebte das Pflaster auf meinen Finger.
"Wieso bist du nur immer so ungeschickt", meinte er...

Ein stechender SchmerzWhere stories live. Discover now