Kapitel 30 - Vorschlag

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Ich hörte, wie jemand die Treppe runterstürmte und die Tür aufschloss.
Als ich mit meinem verheulten Gesicht nach oben blickte, sah ich in Kageyamas verwunderten Gesichtsausdruck. Doch bevor er zu Wort kommen konnte, schmiss ich mich in seine Arme und schmiegte mich an seine Brust. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib und hoffte, dass Kageyama mich nicht wegdrücken würde. Dies tat er auch nicht, sondern legte behutsam seine Arme um meinen Körper und strich mir beruhigend über den Rücken. Ohne ein Wort zu sagen standen wir erstmal da.
Die Tränen hörten nicht auf zu fließen, auch wenn ich gerade in den Armen von einem Menschen stehe, den ich über alles Liebe.
"Wollen wir reingehen?", fragte mich Kageyama mit einer ernsten, aber auch sanften Tonlage. Ich nickte leicht, woraufhin er sich von mir löste und mich leicht am Arm nach innen zog. "Soll ich uns einen Tee machen?", fragte er. Ich nickte schon wieder und zog meine Schuhe aus.
Ich lief in das helle Wohnzimmer und setzte mich auf die bequeme Couch.
In der Küche hörte ich den Wasserkocher kochen.
Kurze Zeit später kam er auch schon mit zwei Tassen in das Wohnzimmer und überreichte mir eine davon.
Viele von euch würden jetzt denken, dass es ein ganz normaler schwarzer Tee war, doch ich fande Kageyamas schwarzen Tee schon immer den Besten.
Ich nahm einen Schluck und lehnte mich an hinten.
"Warum bist du so freundlich?", fragte ich ihn nach einer Weile. Er zuckte mit den Schultern. "Wenn auf einmal mein Teampartner vor meiner Haustür steht und sich in meinen Armen ausheult, kann ich ihn doch nicht einfach wegschicken, oder?", meinte er und deutete mit seiner Stimme, dass es selbstverständlich ist.
Ich nippte wieder an dem köstlichen, heißen Tee, der mir Wärme übergab.
Meine Tränen kamen nicht mehr, weshalb ich nun mit einem undefinierbarem Ausdruck im Gesicht auf die schwarze Oberfläche des Tees starre.
"Willst du darüber reden?", fragte Kageyama mich.
Gute Frage.
Wenn ich wieder sage, wie falsch Camilla doch ist, dann schmeißt er mich höchstpersönlich aus dem Fenster.
Ich seufzte. "Du wirst wahrscheinlich trotzdem glauben, dass ich lüge", murmelte ich leise und schaute weg. Doch Kageyama hat dies gehört. "Ich verspreche dir, bis zum Ende zuzuhören", versprach er.
Ich lächelte kurz, doch das Lächeln erstarb schnell wieder.
"Es geht um... Nika", fing ich an.
"Die eine Braunhaarige, mit der du oft etwas unternommen hast?", fragte er mich. Ich nickte.
Ich erzählte ihm alles. Von dem Kuss mit Camilla, dann das Geständnis von Nika, bis hin zu dem Plan, den Nika und Camilla geschmieden haben, wodurch Nika mich für Geld ausgenutzt hatte. Einfach alles.
Kageyama hörte gespannt zu. Ich schaute öfter mal zu ihm rüber, um zu gucken, wie er darauf reagiert und ob er mir glaubt, aber sein Gesichtsausdruck blieb in der ganzen Erzählung über neutral.

Als ich mit meiner Erzählung fertig war, schaute ich auf den Boden. "Tut mir leid, so über deine Freundin zu reden", entschuldigte ich mich. Doch er schüttelte nur den Kopf. "Sie ist nicht mehr meine Freundin".
Meine Augen weiteten sich. "Hä, wie, was, warum? Willst du jetzt wegen meiner Erzählung mit ihr Schluss machen?", fragte ich ihn. Er schüttelte wieder den Kopf. "Ich hab vorher, nach der Schule, ihr klargemacht, das meine Gefühle sich nie zu romantischen Gefühlen umwandeln können und ich sie nie wirklich als feste Freundin sehen könnte. Daraufhin ist sie ausgerastet und hat mir das verpasst", er drehte sein Kopf zur Seite und schob seine seitlichen Strähnen nach hinten. Ich erkannte einen großen roten Fleck neben seinem Ohr. "Sie verpasste mir eine nette Ohrfeige". Er drehte sich wieder zu mir und schaute mich an. "Sorry, dass ich dir nicht geglaubt habe", sagte er ernst.
Ich schaute ihn geschockt, aber auch glücklich an. Der egoistische König entschuldigt sich bei mir? Na das ist mal ein Fortschritt.
"Tut es arg weg?", fragte ich ihn. "Nachdem ich eine Salbe draufgeschmiegt habe, nicht mehr", antwortete er. Ich nickte.
Eine kurze Weile war es still.
Ich räusperte mich. "Heißt das also, du bist wieder Single?", fragte ich dumm. "Ja klar, was sonst", sagte Kageyama und trank seinen Tee aus.
"Habe ich vielleicht eine Chance bei dir?", fragte ich unsicher und nervös. Sofort stoppte Kageyama während dem Trinken und setzte die Tasse auf den Tisch. "So einfach ist das nicht, Hinata", machte er mir klar.
Und da ist es wieder. Dieses stechende Gefühl im Herzen. Obwohl wir uns sozusagen wieder 'versöhnt' haben, kann er mich immer noch durch einfache Worte verletzen.
Ich senkte den Kopf.
"Vielleicht entwickelst du ja noch Gefühle für mich! Sei nicht so negativ", meinte ich. Kageyama nahm ohne ein Wort seine Tasse und verschwand in die Küche, um sie dort abzulegen.
Danach kam er wieder in das Wohnzimmer und setzte sich wie vorhin neben mich auf das Sofa. "Nicht immer wird deine Liebe erwidert, dass musst du einfach kapieren", sagte Kageyama.
Irgendwie fing ich wieder an zu weinen. "Wir können es doch versuchen, ja?", fragte ich ihn, doch er schaute mich nur mit einem bemitleidenten Blick an.
Ich wischte mir meine Tränene wieder weg.
"Ich habe einen Vorschlag", sagte ich und schaute ihm in die Augen, "wie wäre es, wenn wir morgen den ganzen Tag miteinander verbringen, sozusagen ein Date? Vielleicht merkst du, dass ich eigentlich ganz erträglich bin und deine versteckten, verliebten Gefühle gegenüber mir entdeckst", schlug ich vor und lächelte.
Kageyama schaute mich eine Weile an und schien nachzudenken. "Glaub ich eher nicht, aber okay, lass morgen was machen", meinte er. Sofort strahlte ich wieder und freue mich schon auf den morgigen Tag, obwohl Kageyama wahrscheinlich nur aus Mitleid zugesagt hatte...

Ein stechender SchmerzUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum