Kapitel 21 - falsche Schlange

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Am frühen Morgen stieg ich von meinem Fahrrad und machte mich auf den Weg in das Schulgebäude. Heute war Freitag, worüber ich recht froh war. Dann könnte ich das ganze Wochenende in meinem Bett verbringen.
Ich lief Richtung Schuleingang und je näher ich kam, desto besser konnte ich erkennen,  dass Camilla angelehnt an der Wand neben der Tür stand. Sie schaute nachdenklich nach oben.
Ich wollte gerade eben an ihr vorbeigehen, als sie mich am Handgelenk packte. "Was", gab ich nicht gerade freundlich von mir.
"Wir müssen reden", sagte sie und zog mich in genau diesselbe Ecke, in der ich Kageyama auch meine Liebe gestanden habe und er mich abgewiesen hat. Dort ließ sie mich los und starrte mich mit verschränkten Armen an, während ich mit dem Rücken an der Wand angelehnt war.
"Mach aber schnell", sagte ich ungeduldig. Ich hab nicht sonderlich Lust, mit ihr über irgendwas zu reden. Lieber würde ich jetzt im Matheunterricht sitzen und ohne Pause unzählige Formeln in irgendwelche Gleichungen einsetzen.
Sie schaute mich an, wie ein Löwe, der gerade seine Beute begutachtete. Sie kam mir gefährlich nah und kam zum Punkt:" Kann es sein, dass du mich nicht ausstehen kannst?". Dann plötzlich grinste sie, was mir einen kalten Schauer über den Rücken runterließ. Schließlich war das kein zuckersüßes Lächeln, was man von niedlichen Mädchen kennt.
Sie lehnte plötzlich eine Hand an die Wand, zu einem kabe-don, wie man es im guten Japanischem nennt.
"Verpiss dich", fauchte ich und schuckte sie leicht weg, damit sie nicht mehr so nah stand. Trotzdem war das kein starker, da sie ja immer noch ein Mädchen ist.
"Ich verstehe das nicht. Ich kenne keinen Jungen, der mich nicht leiden kann", meinte sie und fasste sich mit dem Daumen und Zeigefinger an das Kinn, so, als würde sie gerade über etwas nachdenken.
"Du bist einfach nur eine falsche Schlange, die Kageyama nicht verdient hat", zischte ich, woraufhin sie mir wieder näher kam.
"Das sieht Kageyama aber anderst", lachte sie. Ich funkelte sie wütend an. "Hör auf, ihm etwas vorzuspielen und lass ihn doch endlich verdammt nochmal in Ruhe", raunte ich ihr zu.
"Es hört sich ja glatt so an, als würdest du auf ihn stehen und möchtest ihn deshalb beschützen", lachte sie wieder. Doch ihr Lachen verstummte sofort, als sie merkte, dass ich ihr nicht widersprach. "Ernsthaft?", fragte sie mich und musterte mich. Ich wandte den Blick ab. "Geht dich nichts an", zischte ich. Sie legte ihre Finger mit ihren langen Fingernägeln an mein Kinn und schob ihn wieder zu ihr, damit ich sie wieder anschaute. Sie bückte sich nach vorne, wodurch ihre blonden Haare in ihr Gesicht fielen. Und plötzlich... Legte sie ihre Lippen auf meine.
Ich riss geschockt meine Augen auf und war wie eingefroren. Wie? Was? Warum?
Sie strich mir durch die Haare und küsste mich einfach weiter, auch wenn ich ihren Kuss nicht erwiderte. Ihre Lippen waren sanft, weich und warm und der Kuss fühlte sich nicht mal so schlimm an. Wenn es nicht von ihr gewesen wäre.
Blitzschnell löste ich mich von meiner Starre und drückte sie mit voller Kraft von mir weg.
"Was soll die Scheiße?!", schrie ich sie an und rubbte mir angewidert mit meiner Jacke über meinen Mund.
"Dein Blick verrät nichts außer Schock und Verwirrung. Ebenso hast du mich während dem Kuss weggeschubst", dann richtete sie ihren Blick auf meinen Schritt, "Und einen Steifen hast du auch nicht. Muss aber nicht immer vorkommen".
"Was zum Teufel?", brachte ich nur heraus.
Auf einmal klatschte sie ihn die Hände. "Glückwunsch! Du bist ein Schwuchtel", sagte sie amüsiert. Was eine miese Ratte.
"Das musstest du mir nicht deutlich machen", mrumelte ich nur.
Ich schämte mich nicht, für Kageyama Gefühle zu haben, aber was diese Schlange mit dieser Information machen könnte, ließ mich nur stark Schlucken. Schließlich kann man ihr nicht wirklich vertrauen, was Kageyama durch ihre gespielte Maske nicht sehen konnte.
Plötzlich leutete die Schulglocke, die vermitteln sollte, dass der Unterricht gleich beginnt.
"Naja, danke für dieses nette Gespräch. Du wirst noch von mir hören", sagte sie, winkte mir zu und machte sich auf den Weg. Doch nach paar Schritten blieb sie wieder aprupt stehen, drehte sich um und sagte:" und lass gefälligst die Finger von MEINEM Kageyama".
Sie lächelte unschuldig und verschwand hinter der nächsten Ecke.
Seufzend ließ ich mich langsam die Wand hinuntergleiten und setzte mich auf den Boden. 'Was zur Hölle..?', dachte ich mir, bevor ich auch wieder aufstand und zum Klassenzimmer lief...

Also die Camilla ist doch eine ganz sympathische :3

Ein stechender SchmerzWhere stories live. Discover now