Kapitel 10 - warum?..

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Ich wollte nicht aufgeben. Jetzt wollte ich es erst recht erfahren, wenn er mich so ignoriert. Also lief ich zu seinem Klassenzimmer und schaute rein. Sofort erblickte ich Kageyama am Fenster sitzen und nachdenklich rausschauen. Ich lief in seine Richtung und setzte mich auf seinen Tisch. Er guckte mich mit einem komischen Blick an, von wegen 'was willst du' oder 'geh weg'. Doch ich ließ mich nicht davon abschütteln.
"Was ist passiert?", fragte ich ihn. Ich strich ihm leicht über den Arm, aber diesmal schüttelte er meine Hand nicht weg, nein,  er schlug sie weg. "Jetzt lass mich doch verdammt nochmal in Ruhe!", fing er an zu schreien, während er auf den Tisch klatschte. Noch nie habe ich ihn so wütend gesehen. Ich zuckte zusammen und schaute ihn mit einem geschockten Gesichtsausdruck an. Es tut weh, von jemand mit so einem wütenden Blick angesehen zu werden. Vor allem, wenn du für diese Person große Gefühle empfindest.
Seine Klasse merkte natürlich unsere Auseinandersetzung, denn Kageyama hat ja nicht gerade leise geschrien und auf den Tisch gehauen. Sie starrten uns alle an und warteten wahrscheinlich auf ganz viel Gezoffe und Drama. Am Besten sollen sie doch gleich ihr Popcorn holen, wenn sie uns doch so gerne zuschauen.
Die Blicke wurden mir unangenehm. Ich versuchte nochmal tief in Kageyamas blaue Augen zu schauen, doch er drehte sich sofort um und vermied langen Blickkontakt. Es verletzte mich und versetzte mir einen Stich im Herzen.
Langsam stand ich vom Tisch auf und ging aus dem Klassenzimmer. Hinter mir hörte ich noch Leute murmeln.
Ich schlenderte in mein eigenes Klassenzimmer und setzte mich an meinen Platz, welcher ebenfalls am Fenster. Nur saß ich weiter hinten als Kageyama.

In der ersten Stunde hatten wir Mathe. Obwohl dieses Fach relativ wichtig ist, konnte ich mich trotzdem nicht konzentrieren und musste ständig an heute morgen denken. Ich versuchte mich zu erinnern, was ich ihm getan haben könnte, denn er konnte ja nicht einfach so, so sauer auf mich sein. Er müsste seine Gründe haben und dieser Grund bin wohl wahrscheinlich ich. Ich seufzte. "Hinata, passt du auf?", fragte mich meine Mathelehrerin plötzlich. Ich schaute sie fragend an, bis ich realisierte, dass sie mich etwas gefragt hatte. "Eh.. Ja", sagte ich nur.
"Na dann mach mal die Nummer 3 an der Tafel".
Mist.

Während unserem Volleyballtraining spielte Kageyama Tanaka, Asahi und sogar Tsukki gelegentlich zu. Während er mich komplett ausschloss. Und wenn er mir mal einen Ball zu warf, dann waren sie nicht mal halb so gut wie seine anderen Zuspiele. Manche traf ich nicht mal und dann fing er an zu schreien und schob mir die Schuld in die Schuhe.
Ich hatte es echt satt. Satt, dass er mich so behandelt und satt, dass er sein Verhalten sogar im Training durchzieht. Er hatte kein recht darauf, mich so dreckig zu behandeln, wenn ich noch nicht mal weiß, was ich getan habe.
Eigentlich hatte ich vor, die anderen nach dem Training zu fragen, ob ich an der Party irgendwas angestellt habe und warum ich mich an nichts erinnern konnte. Doch mir platzte der Kragen.
Mit schnellen Schritten lief ich auf Kageyama zu. Ich packte ihn am Shirt, sodass er gezwungen war, mich anzustarren. "Warum zum Teufel benimmst du dich so, du idiot?", zischte ich ihn an. Die anderen hörten auf zu spielen und schauten uns an. Daichi kam zu uns und versuchte uns, beziehungsweise mich, zu beruhigen. "Ganz ruhig hina-"
"Was ist eigentlich los? Wer hat dir das Recht gegeben, mich so zu behandeln? Und wenn ich was getan habe, dann nenn mir doch wenigstens den verdammten Grund!", unterbrach ich Daichi.
Kageyamas Blick wurde finster wie noch nie. Diesmal aber schlug er meine Hand weg und packte mich selber am Kragen. Sein Griff war stärker, als mein Griff es vorher war. "Tu doch nicht so, als wärst du der unschuldigeEngel, während ich hier durch DICH verdammt nochmal leiden muss!", schrie er mich an.
Ich verstand gar nichts mehr. Was war eigentlich sein Problem? "Erklär mir doch mal, warum ich jetzt an all deiner miesen Laune Schuld bin, nh? Erklär mir, was für einen großen Fehler ich den gemacht habe, dass du mich so behandeln musst?", sagte ich diesmal etwas ruhiger. Es brachte nichts, sinnlos rumzuschreien. Ich war vorhin einfach geplatzt, deshalb ging ich mit geschriehenen Worten auf ihn los.
Er schaute mir in die Augen. "Und du weißt wirklich nicht mehr, was du am Samstag getan hast?", fragte er, auch etwas ruhiger. Ich schüttelte den Kopf. Er musterte mich kurz und ließ mich dann auch endlich am T-shirt los. Dann schaute er leicht auf den Boden."Dann erinner dich gefälligst daran und erklär mir dann, was das sollte. Aber bis dahin, rede nicht mehr mit mir und lass dich nicht vor mir blicken. Training ist Ausnahme, da müssen wir miteinander kommunizieren, egal wie sehr ich es verhindern möchte", sagte er und ging. Ich schaute ihm hinterher. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Ich krallte mich an mein Shirt und schaute nach oben. Langsam kamen mir die Tränen. Womit habe ich das verdient, Kageyama?...

Ein stechender SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt