Kapitel 13 - Was an diesem Tag geschah (2)

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Kageyamas Blick war eine Mischung aus Verwunderung und Neugierde. Aber auch aus purer Enttäuschung.
Er denkt wahrscheinlich, dass ich ihn beim Gespräch in der Turnhalle angelogen habe, was eigentlich gar nicht stimmt. Aber er konnte es ja nicht wissen.
Sofort bereute ich es, nicht nein gesagt zu haben. Denn dann würde niemand auf mich so gucken, vor allem nicht Kageyama.
"Wer ist sie?", fragten Tanaka und Nishinoya wie aus einem Mund. Ich spürte, wie ich rot wurde und weg schaute.
"Er muss es nicht sagen, wenn er es nicht möchte", sagte Sugawara. Ich dankte ihm innerlich.
"Aber wenn du wieder an der Reihe bist, sofort raus mit der Sprache", beschloss Tanaka und lehnte sich zurück. Kurz erschrack er, da hinter ihm das Sofa war und er es nicht kommen sah. Diesmal durfte ich die Flasche drehen.

Nachdem Tsukki dran war, landete die Flasche wieder bei Kageyama. Tsukki war so unmotiviert in diesem Spiel, dass er bei jedem eine Frage stellt, die jemand anderem schon gestellt wurde.
Tsukki schaute nicht mal in Kageyamas Richtung, als er seine Frage stellte, nachdem Kageyama 'Wahrheit' gewählt hatte. "Bist du in jemanden verliebt?", fragte Tsukki. Kageyama schnaubte. Er war nicht zufrieden mit dieser Frage, so wie mit jeder anderen. "Hab es nicht nötig", meinte er nur. Auch wenn ich die Antwort schon wusste, tat es im Inneren trotzdem weh. Seine Antwort hat sich schon vorher in meinem Kopf abgespielt, doch ich war nicht vorbereitet, diese Worte aus seinem eigenen Mund zu hören.
Nach einer Weile ging Sugawara auch schon nach Hause, da er seiner Mutter versprochen hatte, ihr mit den Geschenke einpacken für seine Cousine zu helfen.
Wir verabschiedeten uns kurz von ihm und spielten gleich weiter. Sofort landete die Flasche auf Kageyama. Er war wohl nicht zufrieden, dass sie ständig bei ihm stehen blieb.
Tja, nicht nur mich zieht er an, sondern auch die Flasche.
Er entschied sich diesmal für Pflicht, da Abwechslung auch mal sein muss.
Doch als er die Aufgabe hörte, sah man an seinem Ausdruck, dass er doch lieber Wahrheit wählen sollte.
"Umarme Hinata", war seine Aufgabe. Ich und Kageyama schauten Daichi verwundert an, der die Aufgabe befahl, da wir nicht damit gerechnet haben.
"Warum sollte ich?", fragte Kageyama.
"Na, ist doch zum Guten. Schließlich verständigt ihr euch immer noch nicht so gut, wie ich es haben möchte, was dann auch den Teamgeist in unserem Team stört. Ich möchte, dass ihr euch näher kommt und nicht mehr so feindlich gegenüber dem jeweils anderen seid", sagte Daichi und schaute Kageyama erwartungsvoll an. Als Kageyama nichts sagte, sagte Daichi:" Eine kleine Umarmung ist doch nicht schlimm, oder?".
Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut. Kageyama will das nicht. Und wenn Kageyama das nicht möchte, dann möchte ich das auch nicht.
Ich schaute auf den Boden.
Ich möchte nicht, dass er sich gezwungen fühlt, etwas zu machen, was er gar nicht möchte. Es würde mir nur noch mehr weh tun.
Aber eine Umarmung ist doch wirklich nicht so schlimm? Ich zum Beispiel umarme gerne Menschen. Es beruhigt mich und gibt mir ein schönes Gefühl. Und bei ihm würde ich mich wohler fühlen, als bei jeder Umarmung. Vielleicht würde es ihm sogar gefallen und wir würden uns in Zukunft öfter umarmen? Nein. Kageyama würde sowas nicht tun. Er würde es einmal machen, aber danach nicht mehr.
Ich wartete gespannt auf seine Antwort.
Er schaute Daichi genervt an. "Ich will aber nicht", sagte er, ohne auf meine Gefühle zu achten. "Und warum nicht?", fragte Daichi. Er beharrte wohl zu sehr auf das Thema. "Er ist nur ein Spieler in unserem Team. Also warum sollte ich ihm eine Umarmung schenken, wenn diese eh aufgezwungen wurde und keine große Bedeutung hat?", fragte Kageyama.
"Ich habe aber gesagt, dass ich das so möchte", sagte Daichi streng.
"Und ich habe gesagt, dass ich das eben nicht möchte, verdammt!", zischte Kageyama wütend und genervt.
Bevor es eskalierte, stand ich auf und schaute in die Runde. Sie sahen mich alle an und waren still.
"Ich.. Muss nur schnell auf die Toilette". Ich bin ein kompletter Vollidiot. Toilette? Was für eine Ausrede. Sie wissen komplett, dass ich versuche, aus dieser Situation zu entkommen.

Da ich schon mal bei Daichi war, wusste ich, wo die Toilette war. Sofort rannte ich in diese Richtung, schließte ab und setzte mich auf den Klodeckel. Ich vergrub meine Hände in mein Gesicht. Die Tränen liefen langsam mein Gesicht runter, bis es auf meiner Hose landete und viele kleine nasse Flecke hinterließ.
War es etwa so schlimm, mich zu Umarmen? War es widerlich, mich anzufassen? Weil ich nur ein Spieler im selben Team bin? Weil ich ein Junge bin? Weil ich ICH bin?
Die Tränen hörten nicht auf zu fließen, auch wenn ich aufhören wollte. Der Schmerz in meiner Brust sitzte einfach zu tief. Als hätte jemand ein Messer in mein Herz gerammt.
Ich hatte einfach keine Lust mehr. Meine Gefühle zu ihm werden immer stärker, aber mein Schmerz wegen ihm ebenso.
Er hasst mich. Und dass wird sich auch nicht ändern.
Ich schaute von meinen Händen auf und blickte zur Badewanne. Der Badewannen'vorhang' war zu. Doch ich erblickte ein kleines Leuchten in der Badewanne. Ich stand auf und öffnete den Vorhang. Sofort entdeckte ich die zwei Vodkaflasche in der Badewanne liegen. Ich lächelte, immer noch weinend. 'Daichi hat es aber gut versteckt', dachte ich ironisch...

Also eigentlich wollte ich heute keine zwei Kapitel posten, aber ich hatte so Lust, ein Kapitel zu schreiben. Und deshalb ist das entstanden^^ :D

Was macht Hinata wohl nun? (Was eigentlich klar ist, haha)

Ein stechender SchmerzWhere stories live. Discover now