Kapitel 35 - Was meinst du?

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Kurz blieb ich so liegen und genoss seine Nähe. Sein Duft, welcher mich benebelt, seine Körperwärme, die mir sogar an warmen Sommertagen nichts ausmacht und sein kalter Charakter, welcher aber auch mal seine guten Seiten zur Schau stellt. All das liebe ich an ihm und ich glaube nicht, dass ich meine Liebe jemals zu ihm abstellen kann.
Schließlich entfernte ich mich auch mal von ihm, weshalb er sich dann auch gleich danach wieder aufrappelte und sich zu mir drehte. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, in der meine Kette lag. "Kannst du mir helfen?", fragte ich. Er nickte.
Ich drehte mich um und spüre auch sofort, wie er mir die Kette umlegt. Er schließte sie am Ende und ich drehte mich wieder zu ihm um. "Wollen wir zum See gehen?", fragte ich ihn, woraufhin er zustimmte. Schweigend machten wir uns auf den Weg.

Still setzten wir uns auf den Boden und betrachteten das glänzende Wasser. Da schon langsam die Sonne unterging, konnte man den See in verschiedenen Farben betrachten, was es einfach unglaublich aussehen lässt. Schweigend nahm ich einen kleinen Stein und warf ihn in den See. Es machte ein leises "Blupp", bis es komplett untergetaucht ist.
"Ich kann das alles nicht", sagte Kageyama auf einmal so plötzlich. Sofort drehte ich mich zu ihm um. "Was? Einen Stein in den See werfen? Das kann doch jedes Kindergartenki-"
"Mit dir zusammen sein".
Ich schweigte und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Ich schluckte kurz und sagte mit trockener Stimme:" wie meinst du das?".
Kageyama beobachtete die Ente, welche vom Trockenen ins Nasse steigte. Der kühle Wind wehte und verpasste ein angenehmes Gefühl auf der Haut.
"Das funktioniert alles nicht. Wir sind beide Typen verdammt. Was soll daraus schon werden?", brachte er hervor.
Sofort stiegen mir die Tränen in den Augen. "Ist doch scheiß egal, ob wir beide Typen sind! Man kann sich doch nicht einfach auswählen, in wen man verliebt ist", meinte ich. "Das ist einfach nicht gut in der Öffentlichkeit", murmelte er.
"Scheiß auf die Anderen!", schrie ich, "Ist das etwa falsch, mit jemanden Zeit zu verbringen, den man über alles liebt? Ist das etwa verboten, mit der Person zusammen zu sein, die einen zum glücklichsten Menschen macht? Ist das alles etwa so falsch?"
Meine Tränen flossen schon wie ein verdammter Wasserfall. "Du hast doch heute selber gemerkt, wie viel Spaß wir zusammen haben können! Und jetzt willst du mir klar machen, dass das alles nicht funktioniert?". Kageyama schwieg auf meine Aussage aus. "Echt schade Kageyama. Und ich dachte echt du wärst der Mensch, der auf andere Meinungen scheißt. In wirklichkeit scheißt du nur auf mich und meine Gefühle", meinte ich und stand auf. "Hinata", sagte er verzweifelt und griff nach meiner Hand. Doch ich schüttelte sie nur ab.
"Hörst du das?", fragte ich ihn. Er schaute mich verwirrt an. "Hörst du das, wie mein Herz bricht?", fragte ich nochmal und rannte los. Der Wind wehte mir direkt ins Gesicht, doch das interessierte mich nicht. Ich wollte so schnell wie möglich von hier und von Kageyama höchstpersönlich verschwinden.
Warum denkt er, dass das nicht funktionieren wird? Nur weil es vielleicht für andere falsch aussehen mag, aber das heißt noch lange nicht, dass es wirklich falsch ist. Ich habe mich doch auch damit abgefunden, in einen Jungen verliebt zu sein, warum kann er nicht auch einfach sein Schicksal akzeptieren und seine wahren Gefühle für mich einsehen?
Nach all dem was wir heute gemacht haben, will er mir damit sagen, dass das alles keinen Sinn macht?

Irgendwann kam ich schweratmend irgendwo an. Ich entdeckte, dass ich wieder zum Eisstand gerannt bin, indem wir vorher Eis gegessen haben. Leider war dieser schon zu.
Ich setzte mich auf eine Bank und vergrub mein Gesicht in meine Hände.
Wieso muss ich eigentlich immer so viel Pech haben? Wieso kann ich nicht so glücklich sein, wie andere normale Menschen?
Ich weinte und konnte auch nicht wieder aufhören. Meine Gefühle bestanden nur aus Trauer und Verletzungen, die nur eine Person verursacht hat. In mir herrschte das totale Chaos und ich konnte meine Tränen nicht kontrollieren.
"Hinata", hörte ich plötzlich eine sanfte Stimme sagen. Ich schaute nicht auf, denn ich weiß sowieso, wer es war. "Lass mich in Ruhe", zischte ich. Ich spürte eine Hand auf meinem Kopf liegen. Leicht streichelte sie durch meine Haare. "Du machst es mir auch nicht gerade leicht", sagte die Stimme...

Ein stechender SchmerzWhere stories live. Discover now