Kapitel 14 - Was an diesem Tag geschah (3)

5.7K 322 53
                                    

Ich nahm die beiden Vodkaflaschen zur Hand. Wenn ich sie gegen das Licht der Lampe im Bad halte, strahlte das Glas der Flaschen.
Ich fragte mich, wie es eigentlich ist, betrunken zu sein. Öfter habe ich schon im Internet gelesen, dass man durch Alkohol auch seine Gefühle vergessen kann. Viele trinken ja Alkohol, um einfach von ihren Problemen in ihren Gedanken zu entweichen. Es muntert dich wieder auf und lässt dich plötzliche Glücksgefühle verspüren.
Auch ein Teil meiner Familie trinkt ein paar Glässchen Wein oder Sekt bei einer Geburtstagfeier oder ähnlichen Anlässen.
Wenn sie zu viel hatten, fangen sie an, sich komisch zu verhalten, indem sie komisch rumtanzten oder einfach sangen. Am nächsten Tag erzählt man ihnen oder zeigt ein Video, was sie gemacht haben und sie fangen an zu Lachen, da sie sich nur brüchig oder gar nicht daran erinnern konnten.
Durch Alkohol kann man einfach vieles vergessen und den Moment, egal wie er ist,  genießen.
Ich öffnete eine Flasche und sofort stieg mir der starke Geruch des Vodkas in die Nase. Vielleicht würden mein stechender Schmerz ja dadurch weggehen, auch wenn es nur für einen kurzen Abend wäre.
Ich nahm entschlossen einen kleinen Schluck, doch verzog dann angewidert mein Gesicht. Ich setzte die Flasche ab und hielt mir meinen Mund zu. Das schmeckte so stark und komisch.
Kein Wunder. Es gibt einige, die den zwar pur trinken, aber auch welche, die ihn mit anderen Getränken mischen, wie Cola oder Energy Drinks.
Doch dieser ekelhafte Geschmack hielt mich nicht davon ab, meine Schmerzen vergessen zu wollen. Großzügig nahm ich weitere drei Schlücke, setzte dann aber wieder ab.
So ging es immer weiter und weiter. Ich nahm paar Schlücke, machte eine Pause und nahm wieder paar. Bis die Flasche schließlich leer war.
Ich öffnete die zweite Flasche. Doch ließ sie erstmal vor dem Boden liegen.
Sollte ich wirklich noch die zweite Flasche trinken? War die erste Flasche nicht genug? Schließlich ist Vodka relativ stark und es müsste auch schon bald wirken.
Nein.
Es ist doch völlig egal, wie viel ich trinke. Vielleicht saufe ich mich ja auch ins Koma und lande im Krankenhaus. Vielleicht würde sich Kageyama dann auch das erste mal Sorgen um mich machen.
Oder er wird wie immer sein. Ein scheiß auf mich geben und nicht mal einmal zu mir zu Besuch kommen. Wahrscheinlich würde er sich dann sofort auch noch einen neuen Partner für seine super schnellen 'swush' Zuspiele suchen.
Bei dem Gedanken daran nahm ich immer mehr und mehr Schlücke aus der bereits zweiten Flasche.
Plötzlich klopfte es laut an der Tür. Ich erschrack, doch blieb weiter sitzen. Ich machte keine Anstalten, die Tür zu öffnen.
"Hinata?", hörte ich Kageyamas Stimme. Mein Herz machte sofort einen Sprung, als ich seine anziehende Stimme hörte.
Er klopfte nochmal an der Tür. Beziehungsweise, er hämmerte dagegen. "Komm jetzt raus, du warst lang genug da drinnen".
Doch ich wollte nicht raus. Er war schließlich der Grund, warum ich nun hier alleine auf dem kalten Boden saß. "Geh weg", zischte ich Richtung Tür.
Doch Kageyama ließ sich nicht verscheuchen:" Wenn ich ohne dich zurück komme, dann köpfen die mich".
Und warum sollte mich das interessieren? Soll er doch für seine Aktion vorhin büßen.
"Nicht mein Problem, also zisch ab", brummte ich.
"Jetzt komm verdammt nochmal raus!", schrie er schon fast. Doch ich weigerte mich.
"Du bist doch der Grund, warum ich jetzt nicht mehr rauskommen möchte! Schließlich hast du mich durch deine bissigen Worte verletzt und es nicht mal selber gemerkt. Und wenn du es gemerkt hast, dann hat es dich wahrscheinlich sowieso nicht interessiert!", ich holte nochmal tief Luft,  "ständig bist du so zu mir.. Was hab ich dir eigentlich getan, dass du mich so behandelst? Womit habe ich diesen Hass von dir verdient? Warum zum Teufel bist du nur so?". Ich fing wieder an zu weinen. Meine Tränen flossen und befeuchteten somit einige Stellen an meiner Wange. Es war still. Nur meine hörbaren Atemzüge hörte ich. Ich saß schweigend da, bis ich einen dumpfen Knall hörte.
Wahrscheinlich hat er sich den Kopf gegen die Tür geknallt. "Hinata, du weißt selber, dass ich keinen Hass auf dich habe. Und jetzt bitte, öffne die Tür", sagte er mit einer sanfteren Stimme.
Mir wurde warm ums Herz und ich beschloss nach kurzem Überlegen, die Tür zu öffnen.
Doch davor musste ich erstmal die Vodkaflaschen zurücklegen. Aber Daichi würde es doch sicherlich bemerken? Naja egal, er wüsste sowieso nicht, wer es war, der sie getrunken hatte.
Ich schloss den Vorhang und machte die Tür auf. Blitzschnell öffnete sich diese, und ein Kageyama stürmte rein. Ich setzte mich wieder auf den Klodeckel und schaute ihn an. Er musterte mich anschließend im Stehen. "Du hast viel geweint, oder?", fragte er mich. Als ich nicht antwortet, seufzte er und strich sich mit einer Hand durch die Haare. Während er wegschaute, murmelte er leise "sorry".
Auch wenn es nur eine kleine Entschuldigung war, fing ich an zu Lächeln. Als er auch dies bemerkte, fragte er mich:" Wollen wir zurück gehen?". Ich nickte nur und stand auf.
Doch als ich aufstand, fing ich plötzlich an zu schwanken. Ich spürte, dass es der Alkohol in mir war. Mir wurde leicht schwindelig und ich hielt mich am Vorgang fest, damit ich nicht hinflog. Doch leider bewegte ich den Vorgang etwas, sodass Kageyama die zwei Vodkaflaschen sah, als er nach hinten schaute, um zu gucken, was passiert war. Er blickte direkt drauf. Als er merkte, dass eine Flasche komplett leer war und die andere nur halbvoll, verzog sich sein Gesicht.
Und sein Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes...

Bitte kommt nicht auf die Idee, Alkohol zu trinken, wenn ihr Probleme habt :* <3

Ein stechender SchmerzWhere stories live. Discover now