Kapitel 2

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Erstmal duschen und sich im Spiegel bewundern. Während andere vielleicht denken, dass sie ihre Augen, ihren Mund und die Haare aufmerksam im Spiegel musterten, bewunderte Chan lieber seinen verprügelten Körper. Da er eh nie mit einem T-Shirt schlief, konnte er seinen Oberkörper sofort im Bad betrachten. Die wachsenden Blutergüsse in der Rippengegend, verheilende gelbe Stellen, die selbst einmal Blutergüsse waren. Er hat sich heute morgen so fest geschlagen, dass alles an ihm nach Schmerz aussah. Das brachten auch die Muskeln nicht, die sich über seinen Körper zogen. Ein Versuch Stark zu sein. Ein gescheiteter Versuch. Chan beäugte sein Spiegelbild, alles an ihm ist abscheulich. Nur die einzelnen verwundeten Stellen waren schön. Sobald Chan sie sah, dann musste er lächeln. denn dann fand er sich schön.

Das Einzige, was er nicht mit seinem Schlägen schöner gemacht hatte, war das Gesicht. Okay, bei der Lippe konnte er nicht widerstehen und sah jetzt das Ergebnis. Sie war angeschwollen und war taub. Schönes Taubheitsgefühl. Es soll am besten nie wieder aufhören. Chan wusste es aber besser. Der Schmerz wird aufhören und ihn wieder fühlen lassen. Der Junge fing an zu lächeln. Die Augen leicht zusammen gekniffen. „Sehe ich nicht schön aus?", fragte er sich selber. Seine Zähne strahlten ihn als, als er seine Gesichtsmuskeln stärker anstrengte.Er fuhr sich über die fluffigen, blond gefärbten Haareund duschte dann lächelnd. Nur nicht aufhören zu lächeln. Egal,was passiert. Sonst wird er alles andere wieder spüren. Alles was schmerzt.

Am Frühstückstisch begrüßte ihn Berry, sein Hund. „Morgen, Berry", Chan ging auf die Knie und streichelte ihm über den weichen Kopf. Berry winselte, spürte Chans Trauer in ihm, die er so sehr versuchte zu verstecken. Der Hund leckte ihm über das Gesicht, wollte seinem besten Freund glücklich machen, doch er konnte er es nur für eine Weile machen. Chan lächelte ihn an, bevor er ihn nochmal über den Kopf streichelte und sich dann bei seiner Familie setzte. Seine beiden jüngeren Geschwister Lucas und Hannah saßen bereits am Esstisch und aßen brav ihr Frühstück, während Chan sich nicht mal hinsetzte, sondern lediglich eine Scheibe Toast und eine handvoll Kirschen zu sich nahm. Während er das dunkle Rot der Früchte betrachtete, musste er an die Kerne darin denken. In ihnen steckt einer kleiner Anteil an Blausäure und das könnte ihn endlich umbringen. Wie viele Kerne sollte er denn schlucken? Fünfzig? Hundert?

„Chan? Hey?", fragte Hannah. Chan war völlig in die Blausäurensache vertieft, dass er seine Familie abgeschaltete hatte. Seine braunen Augen musterte seine jüngere Schwester. „Ja?" Er lächelte, während er in die Scheibe Toast biss. „Hast du dich geprügelt oder wieso hast du so eine dicke Lippe?" Besorgt musterte sie ihren großen Bruder. „Mach dir keine Sorge, Honey. Ich bin nur ausgerutscht und hingefallen. Dummerweise auf die Lippe". Chan wusste, dass wenn er seine Schwester Honey nannte sie meistens mit den Fragen aufhörte. Er wusste, wie gerne sie den Spitznamen hat. Er wollte ihr keine Sorgen bereiten. Wenn sie wüsste, was er sich selber angetan hätte, dann würde sie sicher weinen. Lucas auch. Er hielt ihn für sein Vorbild. Wenn raus kam, dass Chan mit sich selber redete, dann würde Lucas Bild von Chan zerstört und das wollte Chan nicht. Er wollte weiterlächeln und seinem Geschwister ein glückliches Bild von ihm geben.

Seine Mutter kam ins Esszimmer. „Guten Morgen, Chan". „Morgen, Mom". Er konnte es sich nicht lassen, sie immer noch Mom anstatt Eomma zu nennen. Ging auch schneller. „Ich muss jetzt Lucas und Hannah in die Schule fahren. Du kommst alleine zurecht, oder?". „Mom, ich bin achtzehn. Da muss ich doch wissen, wie ich zur Schule komme", sagte er grinsend."Und du schreibst dieses Jahr deine Abschlussprüfung, da musst- Chan? Hast du dich mit jemanden geschlagen?" Er hasste es, wenn jeder merkt, dass er sich verletzt hat aber es war seine eigene Schuld. Hätte er es doch nur bei seinem Körper geblieben. Der schmerzt übrigens schon die ganze Zeit. Er würde den Schmerz wie Muskelkater beschreiben. So fühlt es sich an, wenn man sich selber schlägt.

„Eomma, Chan sagt, dass er gefallen ist und auf den Mund gelandet ist", antwortet Hannah für ihn und er ist seiner kleinen Schwester wirklich dankbar dafür. Er hasste es Ausreden zu erfinden, denn dann muss er lügen. Wobei er sich selber am meisten anlog. Er log sich sein ganzes Leben mit einem Lächeln. „Schon wieder? Was machst du denn für Sachen, mein Großer?", fragte seine Mutter ihn, während sie ihn besorgt anschaute. „Lass mich mal deine Lippe sehen". Bloß nicht! „Nein, alles okay. Tut nicht weh". Wieder eine Lüge. Seine Mutter seufzte, wusste, dass Chan sich von ihr nicht so leicht anfassen lässt. Das letzte Mal, seit sie ihrem Sohn so richtig im Arm hatte, war schon Jahre her aber Chan war kein kleines Kind und so war auch die Zuneigung zur Mutter auch nicht mehr so stark. Bald würde sie sich nur auf das Minimum beschränken.

Alles Gute an das käsekuchensüchtiges Eichhörnchen Jisung :) Danke, dass du alle mit deinen Texten und Raplines inspirierst <3 :)

Keine Ahnung, wann und wie viel ich so posten soll (hab die FF fertig, wer hätte das gedacht? :'))) Schreibt mir bitte mal in die Kommentare wie viele Kapitel ihr pro Woche immer so haben wollt :D Danke

Cry for me, Chan (Hyunchan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt