Kapitel 7

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Das Bleichmittel wurde langsam schwer in seinem Rucksack und Chan würde morgen bestimmte Rückenschmerzen bekommen. Er wollte ja nur ganz kurz schauen, ob der Junge noch da ist, dann würde er wieder gehen und nach Hause laufen. Chans Enttäuschung war größer als erwartet, als er sah, dass der Junge von heute Morgen nicht mehr an der Kasse stand. Bestimmt hatte er Feierabend oder war in der Schule. Er musste bestimmt zur Schule. „Dann ist er nicht da", sagte Chan zu sich selber. „Soll ich es morgen nochmal versuchen? Vielleicht ist er morgen ja da?", fragte er sich selber, während er auf dem Flur zur Kasse stand. „Dann morgen früh nochmal", nahm sich der Australier vor und verließ den Supermarkt. Übrigens musste er ja wieder auf seine kleinen Geschwister aufpassen. Er wusste schon, was er mit den beiden wollte. Lucas hatte sich ja gestern den zweiten Teil des Filmes gewünscht, den sie zu dritt angeschaut haben. Den werden sie heute anschauen. Seine Geschwister begrüßten ihn. „Ich bringe nur meinen Rucksack in mein Zimmer und dann können wir den Film anschauen."

Berry folgte ihm, schwanzwedelnd heftete er sich an Chan, wollte spielen, doch als Chan sein Zimmer betrat, machte er vor Berrys Schnauze die Tür zu. „Sorry, Mate", entschuldigte sich Chan bei seinem Hund. Das was er jetzt machte, darf nur er alleine sehen. Niemand durfte von dem Bleichmittel in seinen Rucksack wissen. Nicht mal Berry, der das eh nicht verstehen konnte. Wo konnte er das Bleichmittel solange verstecken, bis er vorhatte, sich umzubringen? Unter dem Bett? Schlechtes Versteck. Im Schrank? Seine Mutter räumt immer dort auf, also auch nicht. Es muss also solange im Rucksack bleiben, bis er ein besseres Versteck hatte. Niemand geht an seinen Rucksack rein. Nicht mal Berry. Er muss bestimmt den schrecklichen Geruch der Ignoranz darin riechen, mit der Woojin Chans Rucksack getränkt hatte. So schwer war es eh nicht und außerdem könnte er sich jederzeit und überall in der Schule umbringen und auch dort wo man ihn nicht sofort finden würde. Wenn er springen würde, dann würde man ihn sofort finden aber mit Bleichmittel könnte er auch in einer Besenkammer sterben und sein Tod würde nur dann bemerkt werden, wenn der Hausmeister dort etwas brauchte oder wenn es anfängt nach Verwesung zu riechen.

Der Film war lustig gewesen und Hannah nicht so müde wie gestern. Sie erzählte die ganze Zeit Witze, die sie von ihren Freunden in der Schule wusste. Lucas fand sie so gar nicht lustig und haute spielerisch seine Schwester. „Lucas, schlag deine Schwester nicht", ermahnte Chan seinen kleinen Bruder. „Aber Hannahs Witze sind unlustig!" Er verschränkte die Arme. „Und du bist auch unlustig", sagte Chan grinsend. Lucas schmollte. „Immer nimmst du Hannah in Schutz. Nie mich." „Weißt du, Mädchen muss man immer beschützen". Hannah strahlte. „Ja, genau. Mädchen muss man beschützen! Und Chan muss man auch beschützen". Chan hob die Braue. „Was meinst du damit, Hannah?", fragte er sie, weil er nicht wusste, was sie damit meinte. Hannah legte sanft den Arm um ihren großen Bruder. „Weil du immer so traurig aussiehst". Chan lächelte sofort. „Ach Kleine, ich bin nicht traurig." Sanft strich er über ihr Hand. „Wirklich?",fragte sie. „Ja, mach dir keine Sorge". Dann kitzelte er sie. „Nein, Chan. Bitte nicht", sagte sie lachend und schlug sanft ihren Bruder auf die Schulter. Er lies sie los.

„Wollen wir später alle Mom und Dad helfen beim Kochen?", fragte er seine Geschwister. Lucas runzelte die Stirn. „Wieso nennst du Eomma und Appa immer Mom und Dad?". „Naja, ich nenne sie schon immer so und hab es mir so angewöhnt." „Vermisst du Australien?", fragte ihn Hannah. Wenn Chan ehrlich sein sollte, dann gab es Zeiten, wo er sich wünschte, wieder in Sydney zuleben. Die Zeit dort war schön gewesen und damals ging es ihm besser. Es wurde erst schlimm, als er nach Korea gezogen wurde. Ab da fingen die Selbsmordgedanken an. Das Mobben seiner Mitschüler. Trotzdem hatte er hier in Seoul schöne Momente. Momente, die er mit seinen Geschwister teilte. „Wirst du irgendwann wieder zurück nach Sydney fliegen?", fing sein Bruder ebenfalls an. Das Gespräch würde wohl nicht so schnell aufhören. „Vielleicht, aber erst wenn ihr größer seit und auf euch alleine aufpassen könnt." „Hey, ich kann gut auf mich alleine aufpassen!", beschwerte sich Lucas.

Später halfen die Kinder ihren Eltern beim Kochen und Chan hatte wirklich Spaß darin. Vor allem, weil jeder lächelte und sich gegenseitig half. Solche Momente waren kostbar. Zwar hatte Chan keine Freunde, aber dafür eine Familie die er liebte. Trotzdem dachte er auch in den fröhlichen Zeiten ans Sterben. Er konnte es nicht abschalten, denn die Momente, die er mit seiner Familie verbrachte, gingen schneller vorbei, als das er es sich wünscht und dann steht man da, weiß nicht, wann man wieder so glücklich sein kann wie in dem einen Moment.

Wie findet ihr die FF bis jetzt? Hyunjin kommt erst später, also müsst ihr noch bisschen auf Hyunchanmomente warten D:

Cry for me, Chan (Hyunchan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt