Kapitel 16

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Die Schmerzen sind zwar reduziert worden, doch sie waren noch da. Chan schloss die Augen, wollte nur noch schlafen und den schrecklichen Tag hinter sich bringen. Heute war er fast erfolgreich gewesen. Fast hätte er sich umgebracht. Wäre da nicht Hyunjin gewesen, der ihn in letzter Sekunde gerettet hatte. Außerdem hat er Chans Familie benachrichtigt, dass ihr Sohn sich gerade umbringen wollte. Dummer Hyunjin. Wieso hatte er nur wegen ihm seinen Selbstmordversuch gestoppt? Wieso wählte er seine Nummer, um nicht sterben zu wollen, wenn das doch sein Wunsch war? Wie kann er nur so dumm sein? Sein Herz hinterging ihn, wollte nicht sterben, denn sterben bedeutet, dass er Hyunjin nicht mehr sehen konnte und das wiederum bedeutet auch, dass er Hyunjins Nähe nicht mehr spüren konnte. Wenn Zuneigung so stark ist, wie er es in der Minute gespürt hatte, in der er Hyunjins Nummer gewählt, anstatt sich weiter umzubringen, dann würde Chan es nicht verstehen können. Wenn es so weitergeht und er sich immer noch nach einen Freund sehnte, dann könnte er das sich das Selbstumbringen vergessen. Nicht wenn Hyunjin da ist.

Chan seufzte und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Der Blutgeschmack in seinem Mund ging nicht weg und wird es wohl eine Weile bleiben. Er hat sich alles verletzt. Innerlich und äußerlich. Wenn er gewusst hatte, dass es so weh tut, dann hätte er irgendwas anderes versucht. Irgendwas, von den man in Sekunden starb und nicht so Höllenschmerzen bekam.

Zwar weiß jetzt seine Familie von seinem Selbstmordversuch und Hyunjin sowieso, aber das lies ihn nicht davon ablenken, sich weiterhin umbringen zu wollen. Es musste einfach sein. Chan war es so leid. Seine Familie wird es doch verstehen können. Sie wollen doch das Beste für ihn. Das Beste für ihn war eben Sterben. Hyunjin würde es vielleicht nicht verstehen, nicht wenn er so reagierte. Er hatte ihn jetzt das Leben gerettet und das wird er nicht vergessen. Nein, er wird es sicher immer und immer versuchen, sobald Chan zu ihm kroch. Das muss ein Ende haben. Chan wollte sich bei ihm entschuldigen, weil er vorher so gemein zu Hyunjin war. Erwird ihn ein letztes Mal anlügen. Dann nicht mehr. Ob er Chans Lüge glaubte, wusste Chan nicht. Bestimmt nicht. Aber egal. Chan schnappte sich sein Handy, dass seine Mutter ihm von Zuhause gebracht hatte und schrieb Hyunjin an: Es tut mir Leid. Ich werde mich nicht mehr umbringen.

Hyunjin brauchte etwas, bis er antwortete: Ich glaube dir nicht. So viel wie ein letztes Mal lügen. Wieso wusste Hyunjin immer, wann er ihm die Wahrheit verschwieg? Dann glaub mir halt nicht.  schrieb er zurück. Chan, es hat echt weh getan, dich so zu sehen. Du bist fast gestorben.....und ich hab dich wirklich gern.... Chan musste zweimal lesen, bevor er Hyunjins Worten Glauben schenken konnte. Hyunjin mochte ihn? Okay, sonst würde er ihn auch nicht sterben lassen. Trotzdem jeder Mensch würde sowas machen. Nur die Menschen nicht, die ihn hassen. Die würden ihn einfach sterben lassen. Hyunjin aber nicht. Er erinnerte sich, dass Hyunjin sogar um ihn geweint hatte, als er fast bewusstlos war. Tränen waren schwer zu faken. Hyunjin mochte ihn. Entschuldigung, Hyunjin, schrieb er zurück. Hyunjin schrieb zurück: Kann ich dich morgen besuchen? Chan wurde ganz warm und er musste lächeln. Ja, Hyunjin mochte ihn wirklich. Gerne.

Und Hyunjin kam am nächsten Tag. Chan hatte gerade ein langes Gespräch mit einem Psychiater, der ihn Depression diagnostiziert hatte. Jetzt musst er wohl jeden Tag diese kleinen Tabletten nehmen. Er wird zum Tablettenjunkie. Ganz sicher. Chan wollte sie aber nicht nehmen. Angst lies ihn die Tabletten nicht nehmen und so standen sie schon den ganzen Morgen über, ungerührt, auf dem kleinen Nachttisch. Hyunjin sah sie sofort, er kannte die Antidepressivas sofort. „Und? Hast du schon welche genommen?" erkundigte sich Hyunjin bei Chan. Chan konnte ihn nicht anlügen, Hyunjin durchschaute jede kleine Lüge von ihm, deswegen schüttelte erden Kopf. „Das Zeug ist lästig", sagte Hyunjin. Wieso sollte Hyunjin davon eine Ahnung haben? Bedeutet das? Kann es wirklich sein? „Ein Kumpel von mir musste es mal für eine Zeit nehmen, er hat sich andauernd beschwert, ihm geht es aber besser".Chan seufzte. Das war wohl die Erklärung für Hyunjins Aussage. „Ich will die auch nicht nehmen", sagte Chan ernst und strafte die Tablettendose mit einem Todesblick. „Aber du musst, Chan". Hyunjin verschränkte die Arme. „Sie sind zwar lästig aber sie könne auch helfen, weißt du?". Chan wollte nichts davon wissen. Es war seine Entscheidung ob er die verdammten Tabletten nahm oder nicht. Hyunjin wurde langsam sauer, weil Chan so stur war, doch er verstand ihn auch. Chan hatte Angst vor der Wirkung und das sagten seine Augen. „Ich hab...Angst sie zu nehmen". Hyunjins trat zu ihm heran und griff nach der Tablettendose. „Jeder hat irgendwie Angst davor aber ich bin bei dir, okay? Ich gehe nicht weg." Er reichte Chan eine Tablette. „Wenn es dir danach besser geht, dass ist es doch gut, oder? Wenn nicht, dann finden wir einen anderen Weg". Chan schluckte die Tablette und trank Wasser dazu. Er schaute Hyunjin mit großen Augen an, wartete mit Angst auf die Wirkung.

Cry for me, Chan (Hyunchan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt