Kapitel 23

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„Wie war es?", erkundigte sich Hyunjin. Chans Reaktion zeigte ihm, dass es nicht gut gelaufen war. Der Australier klammerte sich etwas zu fest an ihm, machte Hyunjin deutlich, dass Chan im Moment tiefe Angst verspürte. Er strich ihm sanft durch das blonde Haar. „Bitte bring mich zu Mom", wimmerte er an Hyunjins Brust. Chan wollte keinen Augenblick mehr hier sein. Nie wieder. Doch er musste. Für seine Familie und Hyunjin. Chan suchte verzweifelt Hyunjins Hand, die er fest an sich drückte. Mit beiden Händen. Hyunjin verabschiedete sich von der Arzthelferin an der Rezeption und lief mit dem ängstlichen Chan zu dem Auto seiner Mutter. Auch Frau Bang sah, dass die Stunde Chan nicht gut getan hatte. Er hat diesen ängstlichen Ausdruck nie bei ihrem Sohn gesehen. Die braunen Augen huschten durch die Gegend, Chan stand unter Panik. Im Auto drückte sich Chan an Hyunjin heran und der schwarzhaarige Junge legte den Arm um ihn. Vielleicht konnte sich Chan ja so besser beruhigen. „Schon okay, ich bin da", flüstert Hyunjin rüber zu Chan, der auf den Rücksitz des Fahrers starrte. Chan atmete schnell. Schneller als es normal war. Erspürte, wie Hyunjin ihm über die Haare fuhr. Immer und immer wieder.

Langsam konnte Chan seine Panik runterfahren, beruhigte sich langsam neben Hyunjin. „Chan, du musst nicht nochmal hin, wenn es so schlimm war", sagte seine Mutter und schaute die beiden Jungs im Rückspiegel an. Chan reagierte nicht. Zwar war er nicht mehr so angsterfüllt wie in der Arztpraxis, doch immer noch nicht ansprechbar. Das brauchte noch etwas. „Siehst du, Chan? Du musst nicht mehr hin", wiederholte Hyunjin und hob Chans Kopf sanft hoch. Chan sah ihn kaputt an, genau so, bevor er damals im Bad zusammengebrochen war. „Wir bekommen dich hin".

Hyunjin begleitete Chan bis in sein Zimmer. Er drückte ihn sanft auf sein Bett. „So gerne ich bei dir bleiben will, aber ich muss in den Supermarkt. Arbeiten. Eine Kollegin kann nicht". Chan griff nach Hyunjins Arm.Er wollte nicht alleine hier sein. Alleine mit der Angst und den wachsenden Selbsthass, den er wider in sich spürte. Er schaffte es nicht mal eine Therapie zu machen. Er ist ein Versager, enttäuschte jeden. Die Situation vorher hatte ihm nur wieder gezeigt, dass er schwach und scheiße war. Jetzt wollte Hyunjin auch noch weg. Chan schaffte es aber nicht alleine. „Es tut mir Leid, aber ich will nicht gefeuert werden", sagte Hyunjin, beugte sich vor und küsste Chans Haar. „Ich schreibe dir später. Übrigens, hast du Lust am Freitag mit mir und einem Kumpel von mir ins Kino zu gehen? Keine Sorge, mein Kumpel ist ganz nett. Schreib mir. Bis dann". Hyunjin ging und lies Chan alleine.

Der Selbsthass wollte ihn wieder vergiften. Mit jeder Zelle in ihm. Er zwang Chan sich wieder zu verprügeln, bis er sich besser fühlte. Jedes Mal nachdem er sich blau geschlagen hatte, fühlte er sich so viel besser. Er ballte schon die Hand zu einer Faust, hielt aber inne. Nein, er würde dieses Mal dagegen ankämpfen. Sich nicht auf die Schmerzen verlassen. Ihnen den Rücken zeigen. Chan musste sich ablenken. Genau, Er musste doch eigentlich lernen. Bald stand eine wichtige Arbeit vor der Tür, die Chan um keinen Preis verhauen wollte.Außerdem hat er noch nicht gelernt. Chan atmete tief durch und versuchte den Wunsch sich selber zu verletzen, runterzuschlucken. Er ging zu seinem Rucksack und holte das entsprechende Buch raus, setzte sich auch an den Schreibtisch, um dort zu legen, doch er schlug das Buch nicht auf.

Unbewusst ballte er seine Hand wieder  zur Faust. Chan biss sich auf die Unterlippe und lächelte. Das alte Verhaltensmuster musste wieder her. Weil Hyunjin nicht da war, wollte er nicht weinen. Insgeheim hielt er Weinen immer noch für schwach und er hasste es seine Traurigkeit zu zeigen. Nichts hatte sich geändert. Da waren immer noch die gleichen Gedanken in ihm, wie vor der Zeit mit Hyunjin. Derselbe Wunsch, sich weiter zu verletzen und sich am Ende umzubringen immer noch so grell wie ein Neonschild in der dunkelsten Nacht. Chan fühlte sich ungeliebt und kaputt. Dass Hyunjin ihn liebte, existierte in dem Moment nicht. Da war nur Selbsthass. Ein ganzer See davon. Ein See, der ihn ertrinken lassen wollte und Chan machte einen Schritt auf ihn zu. Er rammte sich die Faust an die Schläfe. Chan konnte das dunkle, trübe Wasser des Selbsthasssees an seinen Füßen spüren. Kalt umschmeichelte es seine Knöchel. Ein Schlag auf die Rippe.  Schöne Blutergüsse auf seinen Körper.

Chan lief immer weiter in den See, bis auch sein Kopf unter Wasser war. Schwarzes Wasser was in seine Nase und Mund trat. Raubte ihm die Luft zum Atmen. Noch mehr Schläge. Mehr Schmerzen. Der Selbsthass hatte ihn ertrinken lassen. Chan lies es Schläge auf ihn herabregnen bis er keine Kraft mehr hatte. Jetzt fühlte er sich viel besser. Trotzdem schlich das schlechte Gewissen zu ihm rüber. Hyunjin darf nicht davon erfahren. Er darf nie wieder erfahren, dass er sich nach wie vor selber schlug. Chan war ein schlechter Freund. „Hyunjin würde mich hassen und nicht mehr lieben....", sagte Chan zu sich selber. „Er ist vielleicht traurig aber er wird mich hassen. Ganz sicher." Betäubt vom Schmerz konnte Chan endlich lernen.

Wer hat auch heute gefangirlt bei dem Teaser? :'D <3


Cry for me, Chan (Hyunchan FF)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ