Katastrophen, Krisen und Konflikte... die Alliteration macht's nicht besser

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Noch am selben Abend kam Steve zur Basis, mit ernstem Blick und abgekämpftem Ausdruck.
„Hier", warf er mir das abgegriffene Notizbuch auf den Schreibtisch, „Mach damit, was du willst – aber mache dir keine Hoffnung, wo keine ist."

Besorgt musterte ich ihn: „Wo ist der Typ hin, der immer einen Lichtblick hatte? Du warst doch der Optimist unter uns."
„Der Typ ist mit der Hälfte der Weltbevölkerung gestorben."
Ich beobachtete seine Schritte zum nächsten Sessel, wo er sich erschöpft niederließ. „Du erzählst den Leuten Tag für Tag, sie sollen weitermachen", murmelte ich sanft, „Aber selbst tust du es nicht. Und du weißt, warum – du hast Hoffnung, Steve. Du weißt, dass wir alles richten können. Ich weiß das auch..." Ich nahm das Buch von der Tischplatte auf und hielt es verdeutlichend hoch: „Und ich bin Realist. Ich sehe unsere Chance noch nicht, aber ich werde sie finden – das verspreche ich dir."
Ich versprach es ihm so, wie ich Wanda versprochen hatte, Vision lebend aus dem Krieg zu holen.
So, wie ich Loki versprochen hatte, ihn und Thor heil aus der Sache herauszubekommen.

Ich stand auf, nur, um mich direkt neben Steve wieder niederzulassen. „Also, was ist passiert, dass du plötzlich einen komplett abwegigen Meinungsumschwung hattest?"

Stumm drückte der Captain mir sein Handy in die Hand, auf dem mir ein noch geöffnetes Dokument angezeigt wurde.
Es war ein offizieller Anlass zur-
Oh bitte nicht.
Das konnten wir jetzt absolut nicht gebrauchen.
Ergeben schloss ich kurz die Augen... Es war die Verurteilung Clint Bartons.
Früher oder später musste es ja so weit kommen.

„Die werden ihn nicht bekommen", versicherte ich Steve, „Er ist unser Hawkeye. Und zur Not alarmieren wir Wanda, für die war er doch etwas wie ein großer Bruder."
„Das ist das Problem", sagte der Captain tonlos, „Er wird sich nicht helfen lassen. Und ich weiß auch nicht, ob ich das will."
Ich spürte mein Herz bei diesen Worten nur allzu deutlich klopfen. „Er gehört noch immer zu uns."
„Jemand, der Wehrlose tötet, kann nicht zu uns gehören. Und der Hawkeye, den ich kenne, hätte so etwas auch nie getan."
Entsetzt musterte ich den Mann vor mir. „Steve, er hat alles verloren! Was zum Teufel ist los mit dir? Du urteilst doch sonst nie nach Fehlern! Und bisher haben deine Urteile mir auch ziemlich gut gefallen."

Ich sah deutlich, wie der Captain sich anspanne.
„Genau das ist das Problem, oder? Alle Menschen verlassen sich darauf, dass ich richtig urteile – aber was, wenn ich das nicht kann? Ich bin nicht mehr als ein Mensch, ich mache Fehler wie jeder andere auch. Nur enden meine bekanntermaßen im Bürgerkrieg."
„Du bist ein Mensch, ja, aber ein guter", beharrte ich.
Dann verengte ich leicht meine Augen: „Was war das gerade? Bereust du deine Entscheidung über die Sokovia-Verträge?"
„Nein." Wenigstens diese Frage konnte er sofort beantworten. „Nein, ich bereue nur... Dass ich nicht ehrlich war zu deinem Vater."

Da lag der Hase also begraben.
„Ihr habt euch nie ausgesprochen, hm?"
„Er hat alles gesagt, was er zu sagen hatte", verbittert schaute Steve auf seine Hände. „Oh, Dad ist nie fertig mit Reden, das weißt du doch", versicherte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, „Und normalerweise weißt du auch, dass er in Rage Dinge sagt, die er nicht so meint. Also, kannst du jetzt mal ehrlich zu mir sein? Was hast du?"

Steve sah mir in die Augen und öffnete den Mund, dann blickte er wieder resigniert auf seine Hände.
Ich hatte absolut keinen Plan, was mit ihm los war, abgesehen natürlich von den üblichen Problemen - Tod von dreieinhalb Milliarden Menschen, Katastrophen im gesamten Universum und Verbitterung seitens der Übriggebliebenen.
Es war traurig, dass dies Standard für uns war.

Aber trotz dieser niederschmetternden Tatsachen verhielt Steve sich anders als sonst...
Und irgendwann brachte er dann kaum hörbar heraus: „Sharon ist schwanger."

Ich erstarrte.
Das... waren Neuigkeiten, die eigentlich Hoffnung bringen sollten, aber sie schienen Steve nur extrem herunterzuziehen.
Er blickte mich jetzt an, aber er sah furchtbar erschöpft aus. „Mein Kind soll nicht in dieser Welt aufwachsen, in dieser grauen, traurigen Welt. Es soll Bucky und Sam als Paten haben und „Tante Nat" und „Onkel Tony" sagen. Es soll mit den Menschen leben, die mir am wichtigsten sind und nicht mit Geschichten über Tote und Verschollene."

Unwillkürlich spannte ich mich an. Er hatte es nicht erwähnt, aber der Zusatz „Nicht so wie Morgan" lag eindeutig in der Luft.
Natürlich hatte ich ihm von meiner kleinen Schwester erzählt... aber gesehen hatte er sie nie. Dad wollte das nicht.
„Morgan ist ein glückliches Mädchen", murmelte ich, selbst nicht wissend, was ich damit sagen wollte.
Ja, meine kleine Schwester wuchs behütet auf – aber eben nicht nur abgeschottet von den Übeln der Welt, sondern auch von den Guten. Von meiner Familie, die eigentlich auch ihre sein sollte.

Steve seufzte resignierend. „Manchmal frage ich mich, ob Tony nicht alles richtig gemacht hat und wir uns einfach unsere zweite Chance hätten aufbauen sollen. Aber ich kann nicht weitermachen, wenn meine Freunde es auch nicht können. Und ich fürchte mich... ich fürchte mich vor falscher Hoffnung, die mich letztendlich so tief zieht wie Clint."

Nach dieser Rede musste ich erstmal tief durchatmen.
„Kann es schlimmer werden als jetzt?", fragte ich dann tonlos nach, aber Steve gab nicht die erwünschte Antwort: „Bisher wurde es immer schlimmer."
„Was bist du bereit, zu riskieren dafür, dass es besser werden könnte?", fragte ich ihn ernst, denn wenn die Antwort nicht ausschlaggebend war, dann konnte ich meinen Plan B gleich vergessen. „Bist du bereit, Sharon aufs Spiel zu setzen? Euer Kind, den Rest der Avengers, die andere Hälfte der Weltbevölkerung?"
Steves Haltung wurde mit jedem meiner Worte unruhiger.
„Was bist du bereit, zu geben?"
Seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was ich längst wusste.
„Alles."

***

Ich bin echt wahnsinnig froh, Teil 3 jetzt am Laufen zu haben... Es hat doch was gefehlt in meinem Alltag.😉
Allerdings hoffe ich, den Alltag der Avengers relativ passend hier beschrieben zu haben... Äußere und innere Katastrophen sind eben immer noch präsent.🙃

Iron Kid ~ Plan BTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon