Ross ist die weibliche Form von Umbridge...

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„Gracie, Thaddeus Ross ruft an", unterbrach uns Oscar.

Fasziniert beobachtete ich, wie Natashas Augen kaum merklich dunkler worden.
Ihre Augenmuskeln bewegten sich nicht genug, um eine Bewegung sehen zu können, aber der Lichteinfall wurde trotzdem soweit verändert, dass das Grün seine Nuance änderte. Das war hochinteressant...
Etwas mühsam riss ich meinen Blick von Nats Seelenspiegeln und stemmte mich vom Sofa hoch, nur, um gleich wieder auf dem Schreibtischstuhl Platz zu nehmen. Was war ich doch sportlich in letzter Zeit.

Das lang vermisste Hologramm tauchte vor mir auf.
Ich hatte es erst einmal gesehen, als Ross einen Haftbefehl gegen die Avengers ausgesprochen hatte. Sympathisch war er mir nicht gerade, aber ich ging ohne Vorurteile an die Sache heran.
„Stark", erkannte Ross mich dennoch. „Ich hatte eher auf Rhodes gehofft."
Oh, wow.
Das fing ja erstaunlich gut an.

Ich verkrampfte mich und suchte kurz Natashas Blick, die stumm zu mir herübersah.

„Rhodey ist tot", brachte ich heraus, dann spannten sich meine Kiefermuskeln wieder an.
Ross erstarrte kurz, dann sah er leicht zur Seite und nickte. „Bedauerlich. Er war der einzig Zuverlässige in eurem Haufen."
Meine Augen verengten sich.
Mistkerl.
Mit Vorurteilen hatte das jetzt nichts mehr zu tun.

„Wissen Sie, wenn Rhodey noch am Leben wäre, säßen Sie jetzt nicht hier", zischte ich, „Und wenn nicht noch Milliarden andere Menschen davon abhängig gewesen wären... Sie wissen, dass unsere Entscheidung eindeutig gewesen wäre."
Ross legte ruckartig seinen Kopf schief und blitze mich an. „Nur gut für mich, dass die Avengers so unglaublich philanthropisch veranlagt sind, nicht wahr?"

Sofort sprang ich auf. Meine Emotionen machten mich stark, ja? Dann sollte Ross auch sehen, wie er damit klarkam.
„Wagen Sie es, Rhodeys Ansehen auch nur mit Worten zu beschmutzen", meine Stimme zitterte vor Wut, „Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass Ihr Lebenswerk in nichts aufgeht; ich werde Ihre gesammelten Daten zerfetzen, Ihre Befehle zensieren und Ihr Ansehen in der Öffentlichkeit auf jenes von Thaddeus von Ummerstadt herabsetzen."
Ross hatte sich während meines Ausbruchs zusehend angespannt, doch jetzt hatte er sich gefasst und zog er nur die Augenbrauen hoch. „Ich kenne keinen... Thaddeus von Ummerstadt."
Meine Mundwinkel verzogen sich ganz Loki-like zu einem teuflischen Lächeln. „Ganz genau. Ich auch nicht."

Ross atmete tief durch und verschränkte seine Hände.
„Sie sind fast noch ein Kind, Stark."
Ich lehnte mich zurück, war mir meiner Überlegenheit nur zu klar. „Unterschätzen Sie mich ruhig... Das könnte noch interessant werden."
Er schüttelte den Kopf. „Du verstehst nicht, was ich sagen will."
„Sie", verbesserte ich ihn, „Ich bin ein vollwertiges Mitglied der amerikanischen Gesellschaft und kann mich nicht erinnern, Ihnen das ‚Du' angeboten zu haben. Und, so unter uns", meine Augen funkelten, „mein Gedächtnis sucht Seinesgleichen."

Ich sah eine Ader an Ross' Schläfe pulsieren – wer war er, Vernon Dursley?! –, doch äußerlich blieb der Minister ganz ruhig. „Rhodey war ein guter Mann."
Ich schnaubte abfällig.
Oh, das hätte ich jetzt auch gesagt.
„Das war der erste intelligente Satz aus Ihrem Mund heute."

Und die Ader platzte.
Nein, natürlich nicht, aber Ross verlor die Kontrolle: Er schlug mit der flachen Hand auf einen Tisch, den ich nicht sehen konnte, und knurrte: „Ich werde nicht länger mit einem bockigen Kleinkind diskutieren, Stark."
„Dann sollten Sie den Spiegel von der Wand nehmen", war mein einziger Kommentar dazu.

„Wie auch immer, bevor Ihre Gesellschaft meinen Kopf doch noch dazu bringt, die Tischplatte kennenzulernen... Sagen Sie einfach, weshalb Sie meine Zeit verschwenden."
„Wissen Sie, Stark, ich bin kurz davor, Ihnen meine Informationen vorzuenthalten", verschränkte er die Arme; und ich zog schon die Augenbrauen hoch, da fuhr er fort: „Aber da ich weitaus reifer bin als Sie, hier mein Auftrag für Ihre geliebten Avengers: Stellen Sie Barton sicher und übergeben Sie ihn dem Department of States."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Natasha sich abrupt aufsetzte, und auch ich erstarrte kurz.

Jetzt war Ross derjenige mit dem überlegenen Lächeln: „Wir haben seine Frau und Kinder als Geiseln in Gewahrsam. Sie haben drei Stunden."
Und er verschwand.

Ich saß da wie erstarrt.
Das durfte- ... das konnte jetzt einfach nicht wahr sein.
Ich zuckte regelrecht zusammen, als Natasha aufsprang: „Wir müssen sie da rausholen. Alle fünf."
„Ja. Natürlich", brachte ich abgehackt hervor, „Oscar... lokalisiere die Bartons."
„Du hast keinen Tracker auf sie gelegt, Gracie", enttäuschte mich meine KI zum ersten Mal. Ich atmete schwer und nickte gezwungen. „Ja. Schon klar. Kannst du nicht..."
Ich brach mitten im Satz ab und fuhr mir übers Gesicht. Ross hatte mich ins kalte Wasser geworfen – ich war nicht vorbereitet, zu euphorisch gewesen in den letzten Tagen. Ich hätte gedacht, die Gefahr sei gebannt... 

Mit zwei Schritten war Natasha bei mir und packte mich an den Schultern. „Konzentration, Gracie. Du bist hochintelligent, jetzt mach was draus!"
Erschrocken fing ich ihren Blick auf, suchte sofort das Grün. Es sorgte dafür, dass meine Gedanken wieder anfingen, zu rasen... doch diesmal in die richtige Richtung.
„Er wollte mit Rhodey sprechen. Er hatte nicht vor, irgendwen den Aufenthaltsort der Bartons herausfinden zu lassen... Aber wir dürfen Ross nicht unterschätzen. Er hat Erfahrung, er hätte es nicht erwähnt, wenn er nicht absolut sicher wäre, dass wir die Geiseln nicht befreien können. Er hat riskiert, dass wir es herausfinden, würde aber niemals riskieren, dass sie uns in die Hände fallen."

Natasha ließ mich nicht los, hielt unseren Blickkontakt. „Wo sind sie?", fragte sie eindringlich.
„Nicht im Raft. Steve hat es geschafft, sein Team zu befreien... Oscar, die Hochsicherheitsgefängnisse, bitte."

Ich blätterte durch die sofort auftauchendenHologramme und zoomte gezielt eines heran: Es lag in Berlin, und wir warenschon einmal damit in Kontakt gekommen. Zemo saß dort...

***

Und hiermit bahnt sich schon der nächste Konflikt an. Da hat Gracie die Manipulation der Zeitmaschine durch ihr Kraftfeld aufgehalten, und trotzdem können die Avengers nicht ruhen...😉

Iron Kid ~ Plan BWhere stories live. Discover now