Ich halte den Vollidioten für selten dämlich

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Bevor ich den Raum betrat, tauschte ich mich ein letztes Mal mit der Black Widow aus: „Wir gehen jetzt rein, ja?"
„Alles klar. Clint und ich sind gleich da. Haben wir einen Notfallplan?"
„Hört Clint mit?", hakte ich nach und schob nach der Bestätigung gleich hinterher: „Was können deine Pfeile alles?"
„Dieses ‚alles' beschreibt es ganz gut", hörte ich Hawkeyes Stimme zum ersten Mal seit Tagen. Nathaniel fragte leise: „Daddy?", doch Laura lenkte ihn schnell wieder ab.

Ich kam nicht umhin, die unglaubliche Präzision von Clints Antwort zu bewundern. Nur gut für uns, dass er mit dem Bogen treffsicherer war. Dennoch fragte ich nicht weiter nach: „Alles klar. Wenn ich schreie, feuert alles was ihr habt."
„Ein äußerst cleveres Codewort, Genie", lächelte Natasha spöttisch; und als ich augenverdrehend durch die Tür schlüpfte, war mein einziger Gedanke so in etwa ‚Lass das bitte nicht der letzte Kommentar sein, den ich von einem Avenger höre'.

Meine Sorge war bedauerlicherweise begründet.
Kurz blieb alles ruhig, als ich in den Raum trat... dann stand ich in Angesicht zu Angesicht mit Ross. Oh, und hatte einige Pistolen im Gesicht, natürlich.
Der Außenminister hatte ein Team von einem Dutzend FBI-Agents an seiner Seite, und ich fuhr erschrocken herum, als zwei weitere von der Seite kamen und auf die Bartons zielten.
Verdammt.
Cooper hatte recht behalten.

Schwer atmend sah ich in das arrogante Gesicht des alten Mannes vor mir... und war plötzlich einfach nur noch nervlich am Ende.
„Hast du's dann mal?", pflaumte ich Ross zu Tode genervt an. Ich litt an einer Überdosis Idiot.

„Sei freundlich zu mir, Stark, oder sie sterben", lächelte der Außenminister überheblich. Was hatte er bitte in seinem Frühstück gehabt? War er ernsthaft so versessen auf die Sicherheit Amerikas – gegen eine eingebildete Bedrohung?!
Laura und Cooper hatten die anderen beiden in die Mitte genommen und schirmten sie mit den Rücken vor den Schützen von rechts und links ab. Das große Problem waren die zwölf Agenten vor mir.
Ich raufte meine Haare und ließ dann meine Hände ergeben fallen. Ich hakte meine Daumen in die Hintertaschen meiner Jeans, als sie dabei leicht zurückschwangen, aber Ross lächelte nur weiterhin: „Lass deine geschickten Fingerchen besser in meiner Sichtweite. Nicht, dass der Finger einer meiner Leute ausrutscht."
Der Typ machte mich fertig.

„Es wäre ein netter Anfang, wenn Barton und Romanoff sich mit erhobenen Händen zu uns gesellten, meinst du nicht, Gracie?" Ich war Nanometer davon entfernt, ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu polieren. Ich musste mir dringend Aggressionsbewältigungstipps von Bruce holen...
„Ich muss schon an mein Handy, um ihnen ein Signal zu senden", verdrehte ich die Augen. Ross legte seinen Kopf schief: „Du hältst mich aber auch für selten dämlich, was?"
„Ahm... ja?" Ich machte mir nicht die Mühe, das zu leugnen, doch Ross erhöhte einfach seine Lautstärke: „Aber ein bisschen plötzlich, ihr beiden. Bartons Schwert, Bogen und Pfeile, Romanoffs Pistolen – alle beide! – und alle Notmesser fallen zuerst. Ich habe auch nichts dagegen, nur noch drei Geiseln zu haben."

So langsam wurde meine Genervtheit zu Nervosität, als das Gitter in der Decke klirrte und die gewünschten Waffen eilig von den Agents aufgesammelt wurden. Ross grinste höhnisch. „Und jetzt noch den Tazer, wärt ihr so nett?"
Tatsächlich sandte Nat auch den Widow Bite nach unten, und ich legte tief durchatmend meinen Kopf in den Nacken. Wir hatten ein gewaltiges Problem.

Natasha sprang zuerst in den Raum, Clint folgte ihr auf dem Fuß.
Beider Blicke glitten sofort zu uns, doch zehn der Agenten nahmen sie ins Visier – Ross hatte uns getrennt, dieser Bastard.
„Ich muss mich bei euch bedanken, Stark, Romanoff... Ihr habt mein Ziel zu meinen Geiseln gebracht, ganz freiwillig." Er schien hochzufrieden mit der Situation.
„Na, Stark – was hältst du so als Genie von meinem Plan? Dich eine Kameraschleife bilden lassen und Plexiglas in die Anzüge meiner Männer einbauen... Wer von uns beiden ist nun genialer?"
„Ich würde sagen, derjenige von uns, der hier erfolgreich rauskommt", knurrte ich, „und als Tipp für den senilen Alten unter uns: Es ist diejenige, die mit vierzehn das MIT beendet und JFK gehackt hat..."
Ross lächelte nur höhnisch.

Natasha fing meinen Blick auf, doch ich schnitt nur eine rasche Grimasse. Ich musste jetzt improvisieren...
„Wo wollt ihr Clint hinbringen?", stellte ich angespannt die wichtigste Frage – doch Ross lachte nur. „Hinbringen? Hinbringen, Stark?" War er ein Papagei, oder was? „Barton ist ein Serienmörder. Und, als kleines Detail am Rande, ein Avenger. Wie ihr gerade eindrucksvoll bewiesen habt, ist es zwecklos, ihn einzusperren." Die Züge um Ross' Mundwinkel wurden immer grausamer. „Barton wird exekutiert... Und zwar hier und heute, Stark."

Mein Herz klopfte bis zum Hals, als Laura und Lila hinter mir leise aufschrien und Cooper sich ruckartig herumdrehte.
Meine Augen weiteten sich entsetzt, und ich begann, zu zittern. Meine ruhelosen Gedanken waren jetzt ein großer Nachteil, und es dauerte eine Weile, bis ich die Horrorszenarien vor meinem inneren Auge im Griff hatte.
„So grausam sind noch nicht einmal Sie, Ross", stellte ich mit unsteter Stimme fest, „Seine Familie ist anwesend."
„Dann haltet dem Kleinen besser die Augen zu."

Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.
Ross war durchgedreht. Und hatte noch immer all seine Macht.
Ich schloss ergeben die Augen und ließ es über mich ergehen, als Natasha sich einmischte: „Ich kann euch ruhigen Gewissens versichern, dass ich mich keinen Schritt von Clint entfernen werde."
Ein müder Blick bewies, dass sie sich vor ihren besten Freund geschoben hatte. Clints Ausdruck selbst war vollkommen emotionslos.
Ross dagegen zog seine Augenbrauen hoch: „Und ihr glaubt ernsthaft, ich würde mich vom Leben einer Schwerverbrecherin aufhalten lassen?"

Ich warf einen nervösen Seitenblick auf die Bartons an meiner Seite. Das war überhaupt nicht gut... „Bleibt ruhig", murmelte ich eindringlich, „Ich hole uns hier raus. Uns alle."
Doch Ross hatte das natürlich gehört: „Ach, tust du das, Stark? Du hast versagt, sieh es ein. Du wirst eingehen in die Geschichte als die Stark, die durch einen dummen Fehler Menschen verliert!" Er nickte seinen Agents auffordernd zu.
Sie entsicherten ihre Pistolen, noch immer Clint und Natasha im Visier... Doch Hawkeye legte seiner besten Freundin von hinten eine Hand auf die Schulter. „Geh beiseite, Nat."
Genau wie ich drehte sie sich entsetzt zu ihm, die Augen ungläubig über seine Miene gleiten lassend. Clint warf einen beinahe entschuldigenden Blick auf seine Familie und trat dann einen Schritt vor.
Ich konnte es nicht fassen. Er hatte aufgegeben...

***

Tja, Ross ist tatsächlich von Sinnen. Wahnsinnig geworden. Das sieht schlecht aus für die Avengers... Hat jemand Vorschläge, wie sie da noch herauskommen könnten?🙃

Iron Kid ~ Plan BWo Geschichten leben. Entdecke jetzt