Die Unendlichkeit wird zu einem Ende kommen

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Ich fiel, gerade lang genug, um die Augen zu verdrehen – dann fing mich jemand ab.

Und dann realisierte ich, was – oder besser, wer – mich aufgefangen hatte.
War Machine flog mich zum Gipfel...

„Rhodey", keuchte ich, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, „Du musst hier weg. Sofort."
Mit einem leisen Klonk landete er neben mir und verschränkte die Arme, so gut das mit Metallrüstung eben ging.
„Ich habe deinem Dad versprochen, dass ich auf dich aufpasse", ließ er sein Visier aufklappen, „Und mir selbst auch." Er grinste leicht. „Was, dachtest du ernsthaft, ich würde dich hier alleinlassen? Loki wäre dir beinahe hinterherteleportiert, aber den Job habe ich für mich beansprucht. Du bist auch meine Kleine."

Mein Atem wurde immer schneller, ich brach in Panik aus.
Das Einzige, was es hier oben zu sehen gab, war eine Klippe... Und sie war schrecklich selbsterklärend.
Der Wächter, wenn es ihn überhaupt gab, zeigte sich nicht.
Er schien zu wissen, dass ich den Preis kannte.

Ich liebte meinen Onkel.
Das durfte einfach nicht wahr sein. Ich schluckte hart und sah Rhodey verwirrt seine Stirn runzeln. „Was..."
Mein Onkel liebte mich.

Ich war nicht entbehrlich.
Obwohl meine Fähigkeiten fast ausschließlich durch Oscar ersetzt werden konnten, war mir klar, dass mein Dad... Und Loki...

Aber das war das Problem mir der geliebten Seele.
Ich wusste Bescheid, Rhodey nicht.

Ohne weitere Konsequenzen zu bedenken, ausnahmsweise alles auf eine Karte setzend, drehte ich mich um und sprang.
Sie würden verstehen.
Whatever ist takes.

Noch im Fallen drehte ich mich, sah Rhodey mir hinterherfliegen.
„Oscar, hacke ihn!" Der Wind riss mir die Worte vom Mund, aber meine KI musste sie gehört haben.
Der Boden kam rasend schnell näher... Entsetzt weiteten sich meine Augen, als ich durch die Tränen des Windes sah, wie der Anzug sich von War Machine löste.
„Hack verweigert", erklärte Oscar, als die Rüstung meines Onkels sich um mich schloss und aufwärts steuerte, Rhodey dem Tod überlassend.

„NEIN!!!"

***

Ich landete im Wasser am Fuß der Klippe.
Ich hielt den Stein in der metallenen Faust.
Ich behielt meine Brille auf, obwohl etwas in mir sie mit aller Wut zerbrechen wollte.
Ich bewegte mich langsam, leise Wellen kräuselten um mich.
Ich, ich, ich.

Das war falsch.
Das sollte nicht ich sein.
Ich schaffte es bis ins Raumschiff, bevor ich zusammenbrach.
Ich...

Mein Plan war schiefgelaufen.
Meiner...

Die Frage war nie gewesen, wer sprang.
Die Frage war, wer oben blieb.

Ich war geblieben.
Ich...

Drei Buchstaben, die ich begann, zu hassen.
Rhodey hatte sich für mich geopfert. Scarlett hatte ihr Leben gegeben, damit ich glücklich wurde. Meine Mom war gestorben, damit ich meinen Dad retten konnte.

Ich wollte nicht nur meinen Dad retten.
Ich wollte sie alle retten.
Es gab kein alle mehr.
Im wir fehlte jemand.

Ich hatte keinen Plan B für meinen Onkel.
Warum hatte ich nicht eingegriffen, als mir dieser Gedanke gekommen war?
Warum hatte ich nicht... warum... ich...

Loki liebte mich.
Mein Dad liebte mich.
Ich sollte mich auch lieben...

Rhodey hatte mich geliebt.
Ich hatte Rhodey geliebt.

Verdammt, was machten wir hier eigentlich?
Setzten das wenige aufs Spiel – opferten es – was uns noch geblieben war, für was? Damit wir nachts besser schlafen konnten, sagen, wir hätten alles versucht – und doch versagt?
Tja, selbst wenn wir alle würden retten können, wir konnten es nicht.
Er war tot.

Ich war kurz davor, alles einfach hinzuschmeißen... So kurz davor...
Dann fand ich die holographische Botschaft auf dem War Machine-Visier.

Erzähle ihnen meine Geschichten, stand da.
Das war alles.

Und ich wusste, wen er mit ihnen meinte.
Die Menschheit.
Nicht nur die mickrige Hälfte, die übriggeblieben war.
Rhodey war so unglaublich großzügig, und... und selbstlos.

Er war Colonel.
Und er war im Krieg gestorben, als Held, im Infinity War.
Dank ihm würden wir der Unendlichkeit ein Ende bereiten.

Und ja, verdammt, ich würde es jedem erzählen, der nicht rechtzeitig die Flucht ergriff.
Alles.
Boom, you lookin' for this?

***

Ich kehrte allein von Vormir zurück.
Sobald ich wieder im Hauptquartier war und die anderen beiden Teams wahrnahm, sah ich etwas brechen in den Augen meines Dads.
Wir sahen uns an, stumm und verstehend.

Er drehte sich auf den Fersen herum und ging.

Ich wartete nur noch ab, bis Loki und Nebula wieder da waren, und setzte dann Oscar auf die Zeitmaschine an.
Er erschuf ein elektrisches Kraftfeld, das die Berührung der Maschine unmöglich machte, und mir war es egal, dass er dabei einige Kapazitäten verbrauchte – ich hatte Moms Notizen nicht vergessen, und ich würde nicht riskieren, noch jemanden zu verlieren.
Noch... Ein weiteres Wort, das ich verabscheute.

Nebula sah meinem Tun wortlos zu, dann zog Loki mich in seine Arme. „Was ist geschehen?"
Immer noch stumm zog ich ihn in den Gemeinschaftsraum, wo die Avengers zusammengekommen waren.
Ich analysierte nicht mehr, ich blieb nicht kühl. Tränen liefen offen meine Wangen herunter, als ich herausbrachte: „Rhodey ist tot."

Loki spannte sich neben mir an, doch fast alle hatten es geahnt.
Niemand ging weiter darauf ein – ein Schatten lag auf uns, erdrückte uns.

Ich löste mich von meinem Freund und trat direkt vor meinen Dad, legte ihm eine Hand auf die Brust. „Er hat sich für mich geopfert, aber gestorben ist er für alle." Meine Stimme zitterte, und jeder konnte Angst und Verzweiflung daraus lesen. Aber diesmal lies ich es zu.

„Unsere Emotionen machen uns stark", warf ich in die Runde, „Sie unterscheiden uns von Thanos und seinen Schergen. Ich werde keinen Teil von mir verstecken. Und auch Rhodey ist ein Teil von mir. Er hat Spuren hinterlassen, auf der gesamten Welt. Er wird nicht vergessen werden. Wir machen weiter, für ihn und alle anderen."

Dad hob seine zitternde Hand und bedeckte mit ihr meine Finger.
Dann lösten sich auch aus seinen Augen Tränen.

***

Rhodey also. Uff.
Ich muss vielleicht noch hinzufügen, dass die Verbindung zwischen Rhodey und Gracie intensiver ist, als anfangs angenommen: Sie haben die drei Jahre nach ihrem 18. Geburtstag zusammen in der Avengers Facility gelebt, wo er noch mehr zu ihrer Familie wurde als ohnehin schon.
Ich hoffe doch, es ist akzeptabel so...

Iron Kid ~ Plan BWhere stories live. Discover now