Seymour klebe ich nicht auf meine Windschutzscheibe

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Ross' Finger am Trigger zuckte, dann knallte es, als die Tür aufflog – und ein weiteres Mal, als der Außenminister die Kugel abfeuerte.

Sofort wieder Herr de Lage sprang ich vor und verpasste Ross einen Kinnhaken, der stöhnend zu Boden ging. Ich konfiszierte die Pistole und knurrte: „Und du wirst eingehen in die Geschichte als der Ross, der eine Stark unterschätzt hat!", und schickte ihm mit einem weiteren Schlag ins Land der Träume.

Dann wandte ich mich zu Zemo, auf dessen Brust sich ein Blutfleck gebildet hatte – Grund dafür die Kugel, die er eingefangen hatte.
„Ich halte meine Versprechen", sagte ich ruhig.
„Davon ging ich aus", er erzwang etwas wie ein Lächeln. „Wir sehen uns in der Hölle, Stark."
Seine letzten Worte.

Stille.
Alle waren erstarrt, und ich lag im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit.
„Noch nie von einem Plan B gehört?", knurrte ich die gegnerischen Männer an, „Ich bin eine Stark."
Und sie gaben Fersengeld.

Die Tür fiel wieder in ihr Schloss, als der letzte Agent floh.
Schwer atmend richtete ich mich auf, warf einen kurzen Blick in die Runde – alle äußerlich unverletzt, sogar Clint rappelte sich mit Natashas Hilfe langsam wieder auf – und zog dann mein Starkphone hervor, das Sicherheitsschloss hackend.
„Du bist irre, Gracie", keuchte Nat mit Blick auf Zemo, doch ich zuckte nur die Schultern. „Er kann jetzt auch ruhen. Es ist besser so für alle Beteiligten."
Ich warf einen prüfenden Blick auf Cooper und Lila, die wie paralysiert auf die Toten am Boden starrten. „Kommt jetzt endlich raus hier. Ich habe meinem Dad eine Nachricht geschickt, er kümmert sich um ein Team, das hier aufräumt und Ross in die geschlossene Anstalt bringt. Der Snap war wohl zu viel für ihn."

Wir hatten gesiegt, wirkten aber eher geschlagen, als wir uns den Weg aus dem Gefängnis herausbahnten.
Clint wurde von seinen ältesten Kindern gestützt und Natasha hatte Nathaniel von Laura übernommen, ich ging voraus.
Die Agents, die sich noch hier befanden, mieden uns, und ohne weitere Schwierigkeiten waren wir in Quinnie dann endlich in Sicherheit. Ich atmete auf und ließ mich auf meinen Pilotensitz fallen, erleichtert über das Cockpit streichend.
Dann waren wir wieder auf dem Weg nachhause, müde und voller Entsetzen.

*

Irgendwann hatte Clint sich zum Copiloten erklärt und war zu mir nach vorn gekommen.
„Danke, Gracie. Du hast uns gerettet."
„Ich habe genauso viel falsch gemacht wie richtig", stellte ich klar, „Aber das tut jetzt erstmal nichts zur Sache. Wie geht es den Kindern? Sie werden psychische Betreuung brauchen."
„Das bekommen wir schon hin." Eine Weile starrte Clint ruhig aus der Frontscheibe, dann atmete er tief durch. „Ich weiß allgemein nicht, was ich jetzt machen soll."
Ich zuckte die Schultern, sah nur eine sinnvolle Lösung. „Quartiere sie bei den Avengers ein. Zusammen können wir sie schützen."
Ich sah Hawkeye von der Seite an, doch er blickte stur weiter geradeaus.

Schließlich senkte er leicht den Kopf. „Ja... vermutlich können wir das."
Da war es wieder. Wir.
Ich lächelte leicht.

***

Als wir zu siebt im Hauptquartier ankamen, wartete bereits ein Empfangskomitee.
Loki schien unruhig vor dem Eingang auf- und ab getigert zu sein und wippte jetzt ungeduldig auf den Ballen, Seymour auf der Schulter und sein Bruder mit Bruce hinter ihm. Dad war wohl gerade erst dazugekommen und hatte die Augenbrauen zusammengezogen, der Rest – Steve, Bucky und Sam – wartete mit ausdruckslosem Soldatenblick daneben.
Sobald ich näher herangekommen war, lief Loki mir entgegen und zog mich in eine rasche Umarmung. Seymour sprang dabei empört maunzend auf meine Schulter nieder, und ich strich ihm mit einer Verrenkung meines rechten Arms über das Köpfchen. Da er sich am Tag nach Bruce' Snap erstmal verzogen hatte, waren wir jetzt fast fünfzig Stunden getrennt gewesen, und ich hatte meinen kleinen schwarzen Teufel doch vermisst...

Loki indes ließ seinen kritischen Blick über meinen Körper wandern: „Wird es gehen?"
Ich nickte mit einem halben Lächeln und wandte mich an meinen Dad: „Hat alles geklappt?"
„Was erwartest du, Kid? Ich bin Tony Stark!" Er legte eine Hand auf meine Schulter, trotz der großspurigen Worte besorgt. Ich drückte ihm einen raschen Kuss auf die Wange und wandte mich wieder meinem Freund zu, der gerade vor Clint stand.
Die beiden musterten sich kurz, dann nickte Hawkeye in meine Richtung und führte seine Familie nach drinnen. Ich sah ihnen besorgt nach, verlor sie aber aus dem Blickfeld, als Seymour seinen Schweif gegen meine Augen peitschte.
Bedauerlicherweise eignete sich ein Katzenschwanz allerdings eher weniger als Scheibenwischer.

„Er hat recht, wir sollten nicht hier draußen stehenbleiben", fokussierte ich mich wieder. Ich tauschte kurz einen Blick mit Loki, hielt mich aber noch an meinen Vater: „Was machen wir jetzt wegen der Avengers-Familien? Wir dürfen sowas nicht noch einmal riskieren."
Er zuckte kurz bestätigend mit den Augenbrauen und wedelte lässig ein Hologramm mit einer sich ständig ändernden Datentabelle herbei. „Ich habe ein Tabu auf unsere Namen gelegt, sollte irgendein technisches Gerät eine Nennung mitbekommen, werden wir informiert. Ich werde in ein paar Tagen Clints Farm besuchen und die Sicherheitsmaßnahmen aufstocken, dann sollten sie zurückkehren könnten."
Bevor ich irgendetwas zu Voldemort sagen konnte, hatte Dad mir schon einen warnenden Seitenblick geschenkt, dann griff er das Thema wieder auf: „Das Hauptquartier ist kein Ort für Kinder."
Ich zuckte mit den Schultern. „Hast ja recht."
„Hmm, so langsam müsstest du dich daran gewöhnt haben", murmelte er abwesend, etwas auf seinem Starkphone tippend.
Kichernd stieß ich ihn gegen die Schulter, doch das interessierte Dad herzlich wenig: „Keine häusliche Gewalt, Kid!"

***

So, jetzt mal ehrlich: Wer hat gedacht, ich bringe Nat oder Clint tatsächlich um? Was haltet ihr von diesem Plan B?😉

Iron Kid ~ Plan BDove le storie prendono vita. Scoprilo ora