Ohne Schawarma kein Happy End

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Steves Blick wanderte zwischen meinem Dad und mir hin und her: „Vielleicht teilen wir von jetzt an alle Pläne miteinander, was meint ihr?"
Ich zuckte die Schultern. „Wer weiß, ob sie dann funktioniert hätten. Aber das ist jetzt egal, oder? Wir sind die Avengers, und wir sind jetzt vereint. Die Bad Guys werden es sich zweimal überlegen, bevor sie die Erde angreifen." Meine Stimme war rau, meilenweit von fest entfernt. Aber ihre Worte wurden gehört.
Cap warf einen zögernden Blick zu meinem Vater, der mir seine Hand auf die Schulter legte: „Was soll ich dazu noch sagen? Sie ist eine Stark, sie hat immer recht." Er stockte kurz, zog die Augenbrauen hoch und korrigierte sich: „Meistens. Nur das Familienoberhaupt der Starks hat immer recht."

„Das beste Argument aller Zeiten", grinste ich dazu nur, „Das bringe ich in der nächsten Diskussion mit Carol." Die würde vermutlich nicht lang auf sich warten lassen.
„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Kid, aber ich habe ein Patent darauf angemeldet."

Ich verschränkte die Arme, nachdem ich meinen Brillenbügel angetippt hatte. Ich traute meinem Dad zwar so einiges zu, aber...
Meine Augenbrauen wanderten in die Höhe, als Oscar mir das Patent bestätigte, und triumphierend grinsend legte Dad Pepper einen Arm um die Schulter.

So verließen wir das Schlachtfeld.
Uns ablenkend, etwas ungeschickt über Belanglosigkeiten scherzend – wir genossen das einfache Leben, oder versuchten es zumindest.
Naja. Insoweit der Alltag eines Avengers einfach war.
Aber keiner von uns bereute seine Superheldentätigkeit – wir waren vielleicht in größeren Gefahren als andere Menschen, hatten dafür aber auch umso mehr Absicherungen. Es war schon angenehm, vierundzwanzig Superhelden an seiner Seite zu wissen...

***

Wir gingen wieder getrennte Wege.
Aber das hieß nicht, dass wir nicht trotzdem vereint waren.

United we stand.
Assembled.

Stephen, Wong und die Zauberer verschwanden nach Hongkong oder ins Sanctum Sanctorum, nachdem sie Portale für die Krieger aus Wakanda geschaffen hatten.
Sie beförderten nebenbei auch gleich Thor, die Walküre und anderen Asen nach Neu-Asgard, doch der Gott versprach, uns auch ja bald wieder zu nerven. Lokis Worte, nicht meine.
Die Guardians verzogen sich in ihr Raumschiff, und ich hatte noch als sie außer Sichtweite waren Quills Flirtversuche mit Gamora im Ohr.
Wenigstens auf dem ersten Stück begleitete Carol sie, was Rocket in meine Richtung nur mit einem „Ja ja, Stark, schieb sie einfach auf mich ab – wir kennen's ja" kommentierte.

Scott nahm Hope Pym mit sich nachhause, Clint schnappte sich Nat und Bruce – mit ehrlichem Bedauern, dass eine Beziehung zwischen seinen beiden Kumpanen dank Bruce' neuer Gestalt eher unwahrscheinlich war.

Vision und Wanda kehrten zu ihrer Tochter nach New York zurück, genau wie Steve, der – wie immer, eigentlich – Sam und Bucky als Anhängsel hatte.
Ich fürchte, Sharon fielen die Augen aus dem Kopf, als das Männertrio bei ihr aufkreuzte und begeistert begann, eine Wiege zusammenzuzimmern.

Tja, und Pepper, Dad, Loki und ich kehrten zu Morgan und Happy zurück.
Ich hatte das erste Mal nach dem drohenden Untergang meinen Dad aus den Augen gelassen, er ruhte nun endlich in einem Bett mit seiner Frau und ihrem Kind.

Ich lag währenddessen mit dem Kopf auf Lokis Brust, mit halb geschlossenen Augen friedlich den Fernseher betrachtend: „Als ich ein kleiner Junge war, gab es Drachen..."

Irgendwann würden wir zurückkehren.
Wenn das Hauptquartier wieder stand, würden wir uns früher oder später alle dort versammeln.
Wir hatten gar keine andere Wahl.
Die magische Anziehungskraft des Gemeinschaftsraums...

***

Tatsächlich war es der Gemeinschaftsraum, in dem wir uns nur wenige Tage später wieder trafen. Längst nicht alle Avengers, wir hätten vermutlich Platzprobleme bekommen. Bei den Egos hier sowieso.
Tatsächlich hatte Dad uns Schawarma aufgetischt, mit zufriedener Miene wie ein stolzer Koch. Natürlich hatte er nicht wirklich gekocht – wir hatten gerade Thanos überlebt, Todessehnsüchte waren uns fern.

Es war auch so schon grenzwertig, wie er jeden unserer Bissen mit Argusaugen beobachtete und garantiert kein negatives Wort über das arabische Gericht zulassen würde.
Das war wohl der Grund, weshalb sich hier niemand eingefunden hatte, der schon einmal in den Genuss eines Schawarma-Essens mit Tony Stark gekommen war – bis auf Steve, der gute Miene zu bösem Spiel machte. Selbst Loki hatte sich verzogen, und Seymour hatte nach den ersten Fleischbröckchen – und Dads „Naa, Mieze, äußerst delikat oder außerordentlich deliziös?" – die Flucht ergriffen. Eigentlich sollte mir das zu denken geben, aber ich harrte stumm meines Schicksals, gemeinsam mit Stephen, Shuri, Cap und Bucky.

Ich hatte keine Ahnung, wo sich der Rest gerade herumtrieb. Das musste ich nicht – die permanente Kontrolle war nicht mehr nötig. Ein erleichterndes Gefühl.

Trotz des etwas faden Geschmacks in meinem Mund – Schawarma-Fans, lasst mich leben – war ich rundum zufrieden.
Seite an Seite mit den Menschen, die ich liebte: Nicht den Superhelden, sondern meiner Familie.
Da war einmal der Arzt, der als einziger hier noch mit Messer und Gabel aß – nein, entschuldigt, speiste – und der meinem Dad viel zu ähnlich war. Das Wortgefecht vorhin hatte seinesgleichen gesucht.
Und von den beiden Soldaten wiederum unterschied er sich viel zu sehr. Einen davon hätte er einst gerne getötet, der andere hätte meinen Dad selbst beinahe erwischt. Jetzt saßen sie nebeneinander, als beste Freunde.
Der Soldat mit dem Metallarm unterhielt sich mit der afrikanischen Prinzessin, für die ihr Titel viel zu kitschig war. Sie war meine beste Freundin.
Und dann gab es da noch den Mechaniker.
Denjenigen, der Sachen erfand. Der einfach irgendwas baute, wenn er in Schwierigkeiten geriet.

Und ich war mittendrin.
Kein Back-up mehr, meinen Platz auf dem Stuhl hatte ich hinter mir gelassen. Ich hatte mit ihnen gekämpft, und vielleicht machte mich das zu einer Heldin. Es war egal.
Weil ich ein Teil von ihnen war, schon lang, egal, was ich in der Schlacht getan hätte. Weil sie auch so für mich gekämpft hätten. Deshalb hatte ich für sie gekämpft.
Es war faszinierend, wie viel ein Mensch ohne Kräfte bewirken konnte. Es brauchte nur Vertrauen, um Großartiges zu erleben – Vertrauen in seine Familie und in sich selbst.

Ja, vielleicht hätte ich Dad von meinem Plan erzählen sollen. Das hätte uns einige Schmerzen erspart. Aber wer wusste schon, was dann noch hätte passieren können? Ich hatte keine Ahnung, und er auch nicht. Glaubt mir, wenn zwei Starks etwas nicht wissen, muss das etwas heißen. (Und ein Strange, jaja – schau mich nicht so an, Stephen!)
Wir hatten Frieden, denn letztendlich hatte er doch funktioniert – mein Plan B.

***

Das letzte Kapitel. Das Ende. Bevor ich hier emotional werde, verschiebe ich das auf's Nachwort...
Das folgt dann morgen nach dem Epilog.🙃

Iron Kid ~ Plan BWhere stories live. Discover now