Ver-DAMM-ter Schist, diese Teufelsschlinge!

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Ich stöhnte.
Was zur Hölle...

Etwas lag auf mir.
Unter mir, neben mir.
Ich war eingeschlossen.

Mein Kopf dröhnte, ich konnte weder klar sehen noch überhaupt denken.
Sehen.
Klar sehen.
Diesen Aspekt zuerst in Angriff nehmen.

Oscar... Wo war Oscar?
Meine Muskeln spannten sich an, als ich meinen Arm heben wollte.
Aber ich konnte mich nicht bewegen...

Mein Herz raste.
Denken... sehen... Oscar.
Okay. Musculus rectus inferior... Ich musste mich nicht einmal darauf konzentrieren, ihn zu benutzen, und war plötzlich dankbar für mein jahrelanges Training.
So spürte ich meine Brille deutlich genau dort, wo sie hingehörte.
Alles war gut.
Zitat, der letzte Satz aus Harry Potter.
Gott, tat das gut.

Ich musste raus hier.
Die Trümmer riegelten mir die Luft ab, ich war eingeschlossen... Und durch meinen beschleunigten Puls kam ich in Atemnot. Das Adrenalin, das durch meinen Körper pumpte, verlangte nach mehr Sauerstoff... Mir drohte eine Panikattacke.
Ich hatte Angst davor – Angst vor dieser Panik.
Ich hatte sie seit fünf Jahren nicht gespürt, doch jetzt... jetzt...
Ich biss die Zähne zusammen und zog mein rechtes Knie näher an meinen Körper, so ziemlich das einzige, was ich noch bewegen konnte.
Verzweifelt versuchte ich, mit dem Fuß durch die Trümmer zu brechen, und meine Bewegungen wurden immer hektischer. Mir brach der Schweiß aus, als sich nichts rührte...

Ich musste meinen Kopf unter Kontrolle bekommen.
Wenn man nicht viel konnte außer denken waren Kopfschmerzen der größte Schist des Universums. Ich hatte ein ver-DAMM-tes Problem.
Und meine Gedanken spuckten nur noch Zitate aus... Ganz toll.
Na, ich würde damit arbeiten, was mir zur Verfügung stand.

Harry Potter, Teil eins.
Die Teufelsschlinge.
Harry und Ron wären beinahe erwürgt worden durch ihre Zappelei... Hermine hatte, wie immer, recht behalten. Sie mussten ruhig bleiben, um der drohenden Erstickung zu entkommen.

Ich schloss kurz meine Augen.
Es war sowieso dunkel hier, und ich konnte mich nicht einfach durch ein Lumos befreien.
Ich hatte vielleicht keinen Zauberstab, aber etwas weitaus Praktischeres: „Oscar, gibt es eine Schwachstelle, durch die ich entkommen kann?"

Meine treue KI hatte ihren Scan beinahe sofort beendet und zeigte mir einen Punkt schräg über meiner rechten Schulter an: „Mit einer Schlagkraft von 1500 Newton solltest du hier durchkommen."
Ich atmete tief durch, bevor mein Kiefer sich trotzig anspannte.
Die Schlagkraft war nicht das Problem, in ordentlichem Training schaffte ich bis zu 2000 Newton – aber da war ein Boxsack mein Ziel und keine massiven Wandteile. Außerdem hatte ich nicht wirklich Platz zum Ausholen... und musste natürlich erstmal meinen Arm befreien.

Mit etwas Mühe zog ich mein rechtes Knie bis zu meinem Oberkörper. Meine Schultern drückten dabei gegen die Trümmer vor mir, aber sie gaben kaum nach.
Als ich dann endlich mit meinem Bein das Stahlteil stützte, das einmal ein Schrank gewesen war, konnte ich meinen Arm endlich hervorziehen. Ich ließ mein Handgelenk kurz kreisen und dehnte es dann gegen die Trümmerteile gestützt. Das musste reichen.

Ich fokussierte mich auf den holographischen Punkt, der über der schwächsten Stelle des Haufens blinkte. Meinen Arm quetschte ich zwischen dem rechten Knie und meinen Rippen durch, dann atmete ich gezielt aus.
Natürlich würde ich den Punkt nicht direkt erreichen können, sondern nur durch einen rechten Haken...

Nun musste ich nur noch so viel Effizienz wie möglich in meinen Schlag setzen. Ich beschloss, eine gesamte Boxkombination wie in einem Training mit Gegner auszuführen, wobei natürlich nur der letzte Schlag treffen durfte.

Ich senkte meinen Puls, soweit es mir in der kurzen, adrenalingeladenen Zeit möglich war, und spannte dann plötzlich die Muskeln meines linken Arms an, als würde ich einen Jab ausführen wollen.
Dann eine rechte Gerade ins Nichts, gedanklicher linker Haken – und der finale Aufwärtshaken.

Ich zischte, als meine Knöchel auf den Stahl trafen.
Aber ich wurde belohnt: Die sich bisher überlappenden Trümmer meines Experimentiertisches fielen polternd auseinander, und auch der Stahlschrank rutschte von meinem Knie.
Ich packte mit der rechten Hand irgendeine Kante, zog mein Bein ins Freie und kämpfte mich so mit zitternden Muskels aus den Trümmern.
Mein linker Arm war mittlerweile taub geworden und die ganze Zeit an meine Seite gepresst gewesen, sodass ich erst jetzt bemerkte, dass ich damit instinktiv den Handschuh umklammert hatte.
Erleichtert schob ich ihn zusammen und verstaute ihn sicher in der Bauchtasche meines Hoodies, dann rappelte mich mühsam hoch.

Ungläubig ließ ich meinen Blick über Schaden gleiten, den die Explosion angerichtet hatte. Das gesamte Hauptquartier war zerstört... Mein Labor, ganz am Rand des Gebäudes, hatte schon einiges abbekommen – wie musste dann erst der Gemeinschaftsraum aussehen? Und die Werkstatt?

Mein Herz setzte wieder einen Schlag aus, nur, um dann einen nicht anzuhaltenden Sprint einzulegen.
Dad, Loki, Seymour – fast meine gesamte Familie hatte sich im Hauptquartier befunden!

Ich startete mein Starkphone, obwohl ich wenig Hoffnung hatte.
Tatsächlich hatte keine einzige Kamera die Explosion überlebt, und bei dem ganzen Staub brachte ein Gesamtscan wenig.
Ich musste- ... was, wenn keiner von ihnen...

Ich öffnete meinen Mund, ließ die verunreinigte Luft geradezu hungrig in meine Lungen strömen.
Ich brauchte Sauerstoff, musste atmen – und ruhig bleiben, denken... Keine Panikattacke.
Bitte...

Okay. Neben Clint, Quill, Thor und Loki war auch Wanda im Gemeinschaftsraum gewesen. Sie würde hoffentlich die Bruchstücke solang anheben können, bis die anderen befreit waren.
Und bei meinem Dad waren nicht nur Bruce in Gestalt des Hulk und Scott, der sich schrumpfen konnte, sondern auch Vision – dem machten Trümmer wenig aus, er würde von außen helfen. Rocket nicht zu vergessen, den bekam so schnell nichts klein – das hieß, noch kleiner. Er war immer noch ein Waschbär... oder so.

Ich würde ihnen nicht helfen können.
Die Gefahr war zu groß, dass ich von außerhalb mehr zerstörte als rettete.
Rein logisch gesehen sollte ich das tun, was ich am besten konnte: Mir einen Überblick verschaffen und die Situation analysieren.
Ich brauchte Quinnie...

Aber dennoch kostete es mich einiges an Überwindung,meine Schritte weg vom Zentrum der Destruktion zu wenden.
Sorge war stetig präsent in mir.
Es geschah nicht oft, dass ich im Ungewissen war... Und es gefiel mir nicht. 

***

So langsam wird's ernst. Habt ihr Erwartungen an mich, was ich mit der finalen Schlacht anstelle?🙃

Iron Kid ~ Plan BWhere stories live. Discover now