Starktastik ist nicht ansteckend... Wie bedauerlich.

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Ich klaute dem langsam erwachenden Agenten alle nützlichen Dinge – Pistole, Ausweis, Funkgerät und zwei Messer sowie die kugelsichere Jacke, die er tatsächlich noch unter der Weste getragen hatte – und kehrte dann ein letztes Mal zu den Bildschirmen zurück.
Ich rief Clints Position auf, in der Hoffnung, Natasha hatte ihn bereits rekrutiert, und schickte ein kurzes Signal an die Koordinaten.
Prompt kam ein verschlüsselter Ruf zurück, den Oscar nur nach Sekunden schon an mich weiterleiten konnte: „Darf ich Ihnen eine Buttercremetorte anbieten?"
„Aber bitte ohne Sahne", vervollständigte ich den Code. „Ich habe Zugang zu Laura und den Kindern. Wie siehts bei dir aus?"
„Clint sitzt neben mir", kam Natashas Stimme prompt zurück, „Kommt ihr ungesehen raus oder sollen wir reinkommen?"

Kritisch beäugte ich die Kamerabilder und ließ Oscar dreiundfünfzig Agenten zählen. „Wir müssen uns rausprügeln. Ich schicke euch das Hologramm vom Gebäude, durch die Luftschächte müsstet ihr guten Zugang haben." Einmal mehr war ich über die Spezialausbildung der beiden froh. „Beeilt euch."
„Immer doch."

Ich nahm die Ausrüstung des Agenten und setzte eine ausdruckslose Miene auf, dann eilte ich selbstbewussten Schrittes durch die Gänge. Ich begegnete ab und zu einem Mitarbeiter, aber da meine Ausstrahlung ganz eindeutig nach „ich bin rechtmäßig hier" schrie, fragte auch niemand nach. Das klappte nicht immer, doch ich war bereits auf legalem Weg hier hereingekommen – heute passte alles zusammen.
Ich war gespannt, wie lange noch...

Zur richtigen Zelle gelangte ich problemlos: Oscar war noch immer mit dem BND-System verbunden, und dank der Wärmebildkamera konnte ich ungesehen in den Zellentrakt schlüpfen.
Mittlerweile waren auch meine Nerven aufs Äußerte gespannt, und ich musste meine Muskeln bewusst kontrollieren, um sie vom Zittern abzuhalten.

Heute musste einfach alles glatt gehen.
Es musste.

Vor der gläsernen Zellenwand, die mir die vier Bartons offenbarte, blieb ich stehen.
Laura saß auf der Pritsche, Nathaniel auf dem Schoß und die beiden anderen links und rechts von sich, sie hatte beider Hände genommen. Sie alle sahen erschrocken zu mir hoch, als ich mich vor der Zelle aufbaute.
Sie schwiegen, und auch ich blieb kommentarlos, als ich die FBI-Kleidung auszog. Heute trug ich mal ausnahmsweise keinen Hoodie, sondern ein T-Shirt mit sehr willkommenem Aufdruck...
‚Ja – ich bin eine Stark, und nein – das ist nicht ansteckend'. Lila und Cooper bekamen große Augen, nur Nathaniel konnte natürlich noch nicht lesen und drehte sich ängstlich zu seiner Mutter um, die ihm etwas ins Ohr flüsterte. Als der Blick des Kindes ins Neugierige wechselte, schob ich meine Hand mitsamt kugelsicherer Ausrüstung durch mein Hologramm, das sofort verschwand.

„Die Weste für Laura, die Jacke für Cooper", befahl ich knapp, „Die anderen beiden würden zu sehr behindert durch die Übergröße. Laura, behalte den Kleinen auf dem Arm; Lila, ich will, dass du dich hinter deinem Bruder hältst."
Sie zögerten kurz, bevor sie Folge leisteten, und zufrieden nickend zog ich mein Starkphone hervor. Ich blockte das Alarmsystem, konnte aber trotzdem beobachten, wie einige Agents sich schneller bewegten als vorher.

„Wir warten auf euren Vater und Nat, dann geht's raus hier. Die Wiedervereinigung feiert ihr bitte später." Ich war der Familie einen scharfen Blick zu. „Ihr gehorcht meinen Befehlen und nur meinen. Wenn Clint etwas anderes sagt als ich, rennt ihr nicht blind eurem Vater hinterher. Ich habe hier den Überblick."
Laura griff nach der Schulter ihrer Tochter, die sich erhoben hatte. „Clint würde niemals etwas tun, was uns schadet."
„Das ist mir bewusst", ich lächelte aufmunternd, „Tut mir trotzdem den Gefallen. Dann ist es sicherer für euch und euren Dad."
Mir war klar, dass sie im Ernstfall nur Clint vertrauen würden, aber ich wollte alles mir in der Macht Stehende versucht haben.

Eine letzte Vorsichtsmaßnahme hatte ich noch zu ergreifen: „Cooper, Lila, wer von euch kann besser schießen?"
Die beiden sahen mich verblüfft an, ehe Cooper auf seine Schwester deutete.
Ich schob ihr die Pistole hin und dem ältesten Bartonnachkommen das zweite Messer. „Egal, was ihr könnt und egal, wem ihr helfen wollt – wenn ein Quinjet in Sichtweite kommt, dann rennt hinein. Das ist wichtig, hört ihr? Wir müssen euch hier rausholen."
Die Geschwister sahen sich an, doch Laura nickte bekräftigend. „Natürlich."

Ich kontrollierte noch einmal das Modell des Gebäudes. Die Luftschächte reichten natürlich nicht bis in die Zellentrakte – der nächste endete in einem größeren, momentan leerstehenden Raum am Ende des Ganges. Ich schickte die Position an Natasha, und mit einem letzten kritischen Blick wank ich die Bartons zu mir: „Kommt jetzt."
Unsicher traten sie auf den Gang, sich in jede Richtung absichernd. Ich fuhr die richtige Zellentür wieder hoch, sobald sie raus waren, und legte Lila beruhigend eine Hand auf den Rücken.
Langsam, bis ans Äußerste angespannt, bahnten wir uns unseren Weg durch die Tür. Es war so steril hier, die Wände hellgrau und sauber, in der Luft hing ein unangenehmer Geruch nach Gummi. Bis auf unser beschleunigtes Atmen war es still in diesem Teil des Gebäudes, doch das beruhigte mich nicht gerade.
Ich runzelte leicht die Stirn, als auch der nächste Gang leer blieb.

Misstrauisch rief ich abermals das Wärmebild auf – und stockte. Die lebenden Menschen hier drin hatten sich zurückgezogen zu den einzelnen Zellengängen, hatten sich an den Engstellen der Türen positioniert. Nur unser Gang war frei... Und bei dem Agenten, den ich vorhin ausgeknockt hatte, kauerte eine weitere Person.
„Irgendwas ist faul", bemerkte ich unruhig.
Laura schenkte mir einen nervösen Blick. „Was ist los?"
„Ich kann nicht auf die Kameras zugreifen, ohne die Schleife zu stören", konnte ich ihr keine genauere Auskunft geben, „Also weiter."
„Warum fühlt es sich an, als würden wir direkt in eine Falle laufen?!", protestierte Cooper angespannt.
„Anders bekommen wir euch hier nicht heraus", versicherte ich ihm. Also eilten wir weiter in Richtung des Raumes, von dem man, so mein Hologramm, durch eine Hochsicherheitstür direkt in die Eingangshalle gelangte. Eine elektrische Hochsicherheitstür, um das noch einmal explizit zu erwähnen.

***

Na, bisher läuft ja alles erstaunlich glatt. Wie sich hier aber schon andeutet, hat die Sache noch einen Haken... oder auch zwei.😉

Iron Kid ~ Plan BTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon