Ich klaue ein episches Zitat von Aragorn

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Ich stolperte durch die Bruchstücke meines Zuhauses, ballte meine Hände wiederholt zu Fäusten.
Langsam. Kontrolliert.
Ich hatte ein Ziel, und verbissen zwang ich meinen Körper zum Flugzeughangar.
Auch der war teilweise eingestürzt, aber ich hatte meinen Quinjet glücklicherweise auf dem Rasen daneben geparkt.
Eigentlich nur, um meinen Dad zu provozieren – was wollte der auch in New York mit einem englischen Rasen?! –, aber jetzt war ich einfach nur erleichtert darüber.
Quinnie war mir natürlich längst nicht so ans Herz gewachsen wie Oscar, aber er war mir auf eine verquere Art und Weise natürlich wichtig.

Ich konnte wieder freier atmen, sobald ich mich im vertrauten Cockpit befand.
Ich zog unter dem Copilotensitz die Box mit meinen Mini-Drohnen hervor und ließ sie nach draußen. Sie würden mir hoffentlich einen Überblick über das Gelände geben können...
Ich aktivierte das Kommunikationssystem und hoffte einfach, eine Antwort zu erhalten: „Gracie hier. Hört mich irgendwer?"
Kurzes Rauschen, dann schluchzte ich beinahe auf, als die vertraute Stimme ertönte: „Kid, ein Glück. Bleib, wo du bist, wenn du in Sicherheit bist. Cap, Thor und ich übernehmen Thanos."
Thanos?... THANOS?!

Ich erstarrte.
Das war nicht möglich.
Er war tot, er war... eindeutig Vergangenheit, er-
Vergangenheit.
Die Zeitmaschine. Nebula.
Verdammt!

Ich schrie auf.
Frust, Angst, Wut – die Gefühle richteten sich gegen Thanos und seine Kinder, und gegen mich selbst. Wir hatten Fehler gemacht, so viele Fehler...
Aber ich ließ sie raus, diese Emotionen, ich war stark genug, sie nicht wegzusperren.
Thanos hatte uns fertiggemacht als mächtigstes Wesen des Universums.
Er hatte einen eindeutigen Sieg erlangt – aber zu unseren Bedingungen, verdammt nochmal!
Noch in der Niederlage hatten wir etwas gewonnen: Eine zweite Chance. Und die würde ich jetzt ergreifen...

Und ja, ich fürchtete mich. Ich war panisch – wusste nicht, ob es schon wieder Verluste gab bei den Menschen, die ich liebte.
Wenn Cap und Thor bei Dad waren, mussten die Avengers zumindest teilweise freigekommen sein... Aber sie waren eben auch bei Thanos, und mir war klar, dass sie zu dritt keine Chance hatten.
Ich musste mich beeilen...
Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich zitterte. Meine Zähne knirschten, als mein Kiefer sich anspannte. Ich war stur; würde nicht zulassen, dass die Panik Überhand bekam.
Ich hatte eine Aufgabe – die Avengers mussten versammelt werden!
Doch dafür musste ich erstmal mich selbst zusammenraufen.

Dann ertönte ein Geräusch von der noch heruntergelassenen Rampe.
Ein Maunzen... Ich konnte gerade noch herumfahren, da landete Seymour mit einem eleganten Sprung schon auf meinem Schoß.
Er drehte sich kurz, setzte sich dann königlich nieder und legte den Schwanz um die Pfoten.
Ruhig blinzelte er zu mir auf.

‚Was machst du für Stress?', schien sein Blick zu sagen, ‚Ich bin ja jetzt da. An mir traut sich niemand vorbei. Haben ja doch noch ein Quäntchen Intelligenz in sich, diese Kreaturen.'

Sein Grün schien mir – wie immer – bis auf den Grund meiner Seele zu blicken.
Als plötzlich die Emotionen in mir hochkochten, schluchzte ich auf und schlang die Arme um meinen Kater.
Er schüttelte sich zwar unwirsch, ließ aber zu, dass meine Hand durch sein Fell fuhr – das war für mich ebenso beruhigend wie für ihn.
Seymour schnippte mit dem linken Ohr und fing an, zu schnurren.

Inmitten von Angst und Wut, Zerstörung und Krieg, erschien ein Lächeln auf meinen Lippen.
„Das reibe ich deinem Seelenverwandten gleich unter die Nase", versprach ich meinem Kater. „Lass uns Loki suchen... Und alle anderen Avengers auch."

Entschlossen wählte ich eine Nummer, und diesmal war ich es, die einen Scheiß auf eine Begrüßung gab: „Thanos ist wieder da. Versammle alle Zauberer, alle Helden, alle Avengers am Hauptquartier. Die finale Schlacht ist gekommen, aber gegen uns alle, gegen unsere Familie, kann nichts und niemand bestehen.

Ach ja, und... wenn du mir ein paar Kleinigkeiten mitbringen könntest..."

Alle Schritte waren eingeleitet – wir waren bereit.
Mein rasendes Herz hatte sich zu einem zuverlässigen, unaufhörlichen Pochen entwickelt – es drängte mich vorwärts bis es aufhörte zu schlagen oder sich beruhigen durfte.
Mit einem entschlossenen Knurren startete ich den Jet.
Zeit, meine Familie zu versammeln.

*

Nun, viel hatte ich da nicht mehr zu tun.
Ich landete Qunnie direkt neben Sam und Bucky, die dem gerade entschrumpften Scott aufhalfen. Bruce, Vision und Rocket waren bereits bei ihnen.
Sobald ich mit ein wenig technischem Kram im Arm zu ihnen trat, ertönten Schritte von rechts, und als ich mich umwandte, eröffnete sich mir ein episches Bild: Seite an Seite hatten sich die Guardians of the Galaxy versammelt; Quill, Groot, Drax und Mantis neben Gamora und Nebula, die mit Thanos hierhergekommen sein mussten. Rocket lief ihnen entgegen und ließ sich von Groot auf dessen Schulter setzen, während er in Richtung der zwei Gestalten in ihrer Mitte salutierte: Wanda, mit roter Energie, die um ihre Hände waberte, war ebenso entschlossen wie Clint – der den Nano-Handschuh in den Händen hielt.
Und an der Spitze dieser eindrucksvollen Truppe lief Loki, ein triumphierendes Funkeln in den Augen.

Er kam neben mir zum Stehen, zuckte kurz mit den Augenbrauen, sagte aber nichts.
Ich musste grinsen und gab ihm ein Highfive, schon Ohrstöpsel für Nebula, Gamora, Drax und Quill heraussuchend. „Der Rest deiner Truppe hat ja leider keine Ohren", zuckte ich die Schultern in Richtung des einzigen Menschen unter den Guardians, „Und Vision genauso nicht." Auch Wanda und Clint bekamen zwei Paare der winzigen Hörer ab, die anderen Menschen waren bereits versorgt.

„Folgender Plan", ich blickte mich kurz um, und so langsam wurde das Adrenalin in meinem Körper zu Dopamin, „Wir brauchen keinen."

Der beste Plan aller Zeiten.
Es war unnötig, zu erwähnen, dass ich sowieso einen Plan B in petto hatte, oder?

„Wir kämpfen, wie wir es jahrelang schon getan haben", erklärte ich mich auf die irritierten Blicke hin, „Wir sind kein Team, wir sind eine Familie. Wir funktionieren zusammen, wir müssen uns nicht koordinieren, weil wir einander verstehen – und blind vertrauen können."

Mein letzter intensiver Blick galt Loki, als ich mich wieder meinem Jet zuwandte.
„Also – Cap, Thor und Dad sind schon auf dem Schlachtfeld, Stephen stößt mit den anderen gleich zu uns. Auf geht's, Avengers..." Ein Abschied war nicht nötig. Kein letztes Winken, ich stahl mir auch keinen Kuss von Loki. Wir würden gewinnen, würden uns alle wiedersehen.
Ich grinste in die Runde, während die Rampe langsam und äußerst dramatisch hochfuhr: „Lasst uns Orks jagen." 

***

Na, so langsam wird's ernst. Wir werden sehen, wie lang diese Euphorie anhält.😉

Iron Kid ~ Plan BWhere stories live. Discover now