Irgendwas ist 'W(r)ong' an diesen Bildern...

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„Oscar, begrenze die Suche auf meine Festplatte. Scanne nach Ansammlungen von zwei oder mehr miteinander auftretenden Avengers oder Verbündeten beziehungsweise sonst irgendwie mit diesen Verwandten. Wirf alle Ergebnisse im Tower, im Hauptquartier und in Basen von Geheimorganisationen raus."
Ich hoffte, so einen Algorithmus zu finden, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich Menschen mit besonderen Fähigkeiten an welchen Orten aufhielten. Alle Register ziehen...

„Vorgang abgeschlossen."
„Dann zeig mir die Ergebnisse nach Jahren sortiert in Ordnern an."
Oscar hakte noch nach: „Speicherjahr oder Ereignisjahr?" und sortierte dann die Bilanzen, als ich „Speicherjahr" durchgegeben hatte.

Fast sofort erschien das Hologramm vor mir, und ich scrollte durch die Akten, die mit „2012" anfingen. Natürlich, in diesem Jahr hatte ich die Identität meines Dads herausgefunden, und- halt.
„Meine private Festplatte, Oscar!"
„Das ist sie bereits."

Stirnrunzelnd rief ich die „2001"-Datei auf.
Sie zeigte mir eine ganze Bilderserie von Mom an, auf der sie in merkwürdigen Verrenkungen zu sehen war. Und der Mönch neben ihr... Meine Augen weiteten sich und ich zoomte das nächstbeste Bild näher ran. Das war Wong!

„Suche Wongs Akte und zeig mir alles zwischen Schulabschluss und 2016!" befahl ich elektrisiert, nebenbei nach „Qi Gong" googelnd. Kultivierung von Körper und Geist, alles klar...

„Wong hat als Nebentätigkeit Depressionstherapien angeboten."
„Such in den Patientenauflagen nach Cilia Duncan!" Meine Finger flogen über die holographische Tastatur, dabei nichts Bestimmtes suchend – ich musste mich einfach irgendwie beschäftigen.
„Cilia Duncan nahm für 2001 an einigen Kursen teil, brach die Therapie nach kleinen Erfolgen allerdings wieder ab", meldete Oscar. „Brauchst du feste Fakten?"
„Das reicht." Mein Atem wurde hektischer, als ich das Starkphone wieder in meine hintere Hosentasche steckte. Mit meinem nächsten Ziel fühlte ich mich nicht ganz wohl...

***

Ich hoffte einfach mal, ich würde das Kommende nicht bereuen.
Ich saß nur wenige Minuten später in meinem Quinjet und steuerte ihn Richtung Küste, als der erwartete Anruf reinkam.
Loki tauchte holographisch vor mir auf, sah mir kurz eine Weile beim Fliegen zu und stellte dann die Frage der Fragen: „Wird dein Vater uns helfen?"

Ich zögerte kurz und biss auf meine Unterlippe. Als ich diese Angewohnheit bemerkte, warf ich dem Gott einen funkelnden Seitenblick zu, aber er blieb ungewöhnlich ernst.
„Ich weiß nicht", gab ich schließlich zögernd zu, „Aber ich bin mir relativ sicher, dass er kommen wird. Es gefällt mir nicht unbedingt – er hat seinen Frieden verdient. Aber er kann erst wirklich zur Ruhe kommen, wenn auch alle anderen die Möglichkeit dazu haben. Also, ja – er wird uns helfen."

Loki nickte etwas steif, und ich warf ihm einen scharfen Seitenblick zu: „Was ist los?"
„Wir brauchen Barton."
Oh.
„Loki..."
„Wir brauchen ihn."
Hawkeye würde nicht gut auf ihn zu sprechen sein. Aber dem Gott war das egal – er hatte noch immer kaum Vertrauen in sich selbst. Er war der Meinung, ohne die volle Kraft der Avengers hätten wir keine Chance gegen Thanos... und vielleicht hatte er auch recht?
„Wann willst du reden?" Ich beugte mich zum Armaturenbrett und rief die Routenberechnung auf den Plan: „Ich bin noch neun Minuten unterwegs. Zeitdruck haben wir bei unserem... Projekt nicht."

Ich konnte genau sehen, wie Lokis Augen sich leicht verengten. „Wohin genau bist du gleich nochmal unterwegs?"
„Deutschland. Mein altes Haus. Meine Mom hat mir irgendetwas hinterlassen, und so wenig wahrscheinlich es auch ist... Vielleicht finde ich dort irgendwelche Informationen." Ich seufzte. „Loki, ich weiß, dass du meine Alleingänge nicht unbedingt... befürwortest, aber Leipzig ist... schwierig für mich. Ich will da allein durch. Und wenn ich wieder da bin, bleibe ich auch, okay?"

Glücklicherweise fiel die Anspannung jetzt von ihm ab, mehr resignierend als alles andere, aber er beruhigte sich. „In Ordnung. Es war auch nicht als Vorwurf gemeint, einfach... Wir reden, wenn du wieder da bist, ja?"
Ich lächelte ihn aufmunternd an, dann verblasste das Hologramm.
Und vor mir tauchte Leipzig auf...

***

Der Zaun unter meiner Handfläche war rau. Hätte ich darübergestrichen, wären sicher Splitter in meinen Fingern zurückgeblieben... So aber hinterließ ich keine Spuren, als ich die Tür aufstieß und den Kiesweg betrat.
Ich stand noch lange nicht vor meiner alten Wohnung, so weit war ich noch nicht. Aber der Besuch hier auf dem Friedhof war längst überfällig.

Als ich vorsichtig durch die Reihen lief, wurde mein Blick wie magisch angezogen von dem rötlichen Grabstein zu meiner Linken.
Ich hatte nicht beabsichtigt, ihn auch nur anzusehen, und war schon einige Schritte weiter, als ich doch noch stehen blieb.
„Cilia Duncan", las die goldene Schrift, und ihre Lebensdaten. Keine Verzierungen, kein Spruch, nichts.
Blumen lagen auch nicht auf dem Grab, und der Straß in meinen Händen war sicher nicht für sie bestimmt. Ich zögerte kurz, doch noch eine der Sonnenblumen für meine Mutter abzulegen, richtete mich aber wieder auf.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich finden werde, was auch immer ich finden soll", erklärte ich stattdessen etwas unsicher, „Und... Dass es okay ist, denke ich." Ich zuckte die Schultern, dann kam ich mir absolut dämlich vor. Egal, was ich hier sagte, bei ihr ankommen würde es nicht.

Meine Familie war nie gläubig gewesen, zumindest der blutsverwandte Teil nicht.
Scarlett hatte allerdings fest an Gott geglaubt, und ihr Grab war auch mein Ziel.

Ich war schon viel zu oft hier gewesen, an diesem weißen Grabstein, der jetzt die Ruhestätte zweier Menschen kennzeichnete. „Scarlett Johansson" hatte ich bisher nur einmal besucht, „Hunter Johansson" dafür umso öfter.
Meine beste Freundin hatte gemeint, Hunter würde sie vom Himmel aus hören, wenn sie zu ihm sprach.
Meine Augen wurden schon wässrig, als ich die Sonnenblumen in das erstaunlich gut gepflegte Grab legte. Mit zitternden Fingern strich ich über den kühlen Stein, dann richtete ich mich wieder auf.

Mit etwas Mühe erschien ein Lächeln auf meinen Lippen: „Wenn wir uns im Himmel wiedersehen, dann will ich ein ‚Ich hab's doch gesagt' von dir hören, Sweetheart."
In diesem Moment wünschte ich mir so sehr, an den einen Gott glauben zu können, überzeugt zu sein, dass wir uns wiedersehen würden – aber ich konnte es nicht.
Wie auch, wenn zuhause ein Gott auf mich wartete?
Okay, Halbgott. Aber es gab eindeutig Götter in seiner Familie... Und ich lenkte mich schon wieder ab. Wenn's half...

Ich winkte Scarlett und Hunter ein letztes Mal, dann machte ich mich wieder auf den Weg.
Ganz toll, ich hatte gerade den ersten Schritt hinter mir und war emotional schon am Ende...

***

Soo, diesmal kommt das Upload etwas später als gewohnt. Und dann haben wir auch noch einige Szenenwechsel in diesem Kapitel... ich hoffe, es wirkt nicht zu sehr aneinandergeklatscht, da bin ich mir nämlich etwas unsicher.🙃

Iron Kid ~ Plan BWhere stories live. Discover now