Chapter 8

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"Und ihr seid aus New York hergefahren? Das ist doch total weit!", staunt Magnus und ich höre Izzy und Jace leise lachen. "Ja, sechs Stunden sind wir gefahren.", bestätigt Izzy wichtigtuerisch. Ich drehe mich um und sehe meine Schwester grinsend an. "Ich bin gefahren, du hast neben mir im Schlaf gesabbert!", ärgere ich sie und sie schaut mich empört an.

Magnus Augen funkeln belustigt und ich drehe mich sofort wieder zur Arbeitsplatte, wo ich grade abwechselnd Soße und Nudelplatten in eine Auflaufform schichte. Konzentriert erledige ich meine Arbeit und höre nur mit einem Ohr dem Gespräch der anderen zu. "Stimmt's Alec?", schallt plötzlich die Stimme meines besten Freundes durch den Raum. Ich drehe mich halb zu ihm, ohne meine Arbeit zu unterbrechen.

"Was stimmt?", frage ich verwirrt. "Clary und Magnus wollen uns nicht glauben, dass du vom anderen Ufer kommst.", antwortet mir meine Schwester. Nun drehe ich mich komplett zu ihnen um und wische meine Hände an einem Geschirrtuch ab. "Wieso redet ihr denn über meine Sexualität? Ist eure nicht interessant genug?", frage ich belustigt und meine drei Freunde schütteln den Kopf.

Magnus sieht mich schweigend mit einen interessierten Blick an, ich erwidere diesen. "Ja, ich bin schwul. Noch irgendwelche Fragen?", antworte ich, ohne meinen Blick von Magnus zu nehmen. "Hast du einen Freund?", fragt Clary aufgeregt und nun sehe ich sie belustigt an.

"Nein ich bin Single. Und bevor die nächste Frage kommt, ja ich bin Jungfrau und nein ich hatte noch keinen 'ersten Kuss'. Neugier gestillt, Pumuckel?", grinse ich die Rothaarige an und diese schaut beleidigt. "Du hast mich ewig nicht Pumuckel genannt!", schmollt sie und ich werfe ihr das Geschirrtuch hin. "Ich hab dich auch ewig nicht gesehen!", antworte ich und kümmere mich weiter um das Essen.

Die drei unterhalten sich währenddessen weiter, nur Magnus Stimme höre ich nicht mehr. Vorsichtig stelle ich die Auflaufform in den vorgeheizten Ofen. "So, ungefähr eine halbe Stunde, dann können wir essen.", gebe ich bekannt. Clary, Jace und Izzy nicken und unterhalten sich dann weiter.

Mir ist grade nicht nach reden, also nehme ich mein weißes T-Shirt von der Theke und gehe raus auf den Hof. Gemütlich laufe ich über den Hof und sehe mich um. Schnell habe ich eine Koppel gefunden und schaue zu den Pferden. Lächelnd betrachte ich die anmutigen Tiere.

Ich liebe Pferde. Habe ich schon immer. Deswegen fand ich es auch nie schlimm, reiten zu lernen. Ich schäme mich auch nicht dafür, auch wenn alle Jungs aus meiner Klasse mich damit aufgezogen haben. Von wegen Pferde sind Mädchenkram. Pferde strahlen eine Ruhe und Eleganz aus. Sie haben eine beeindruckende Präsenz, die mich in ihren Bann zieht. Ein wiehern aus dem Stall hinter mir erregt meine Aufmerksamkeit.

Vorsichtig betrete ich den dunklen Raum. Alle Boxen sind leer, nur in einer ganzen hinten kann ich eine Gestalt entdecken. Leise nähere ich mich dem Tier, achte  darauf meine innere Ruhe zu halten, um das Tier nicht zu erschrecken. In der Box vor mir steht ein wunderschöner Rappe. Er hat eine Schulterhöhe, über die ich grade so rüber schauen kann.

Elegant steht er dort, pechschwarz. Nur ein kleiner weißer Fleck ziert seine Stirn und zieht sich schmal zu seinen Nüstern runter. Ruhig stelle ich mich ans Tor der Box und sehe den Hengst an. Zögernd kommt er zu mir ans Tor und ich strecke meine flache Hand nach ihm aus. Er berührt zögernd mit seinen Nüstern meine Handinnenfläche und ich streichle ihn sanft.

"Wieso bist du denn so alleine hier?", murmele ich und beobachte ihn, wie er ruhig vor mir steht und meine Berührungen langsam zu genießen scheint. Ein leises Klopfen lässt mich Aufsehen und ich erkenne Magnus auf mich zulaufen. "Hab ich dich erschreckt?", fragt er und ich schüttele nur den Kopf, bevor ich mich wieder zu dem Pferd drehe.

"Das ist Shadow. Er ist ziemlich wild und tritt die anderen immer, deswegen darf er nicht mit auf die Koppel. Er ist nicht wirklich zutraulich. Jocelyn will ihn verkaufen, weil er den Kindern, die hier Ferien machen, angst macht.", erklärt Magnus und stellt sich nahe neben mich. "Ich habe ewig gebraucht, damit er mir genug vertraut, dass ich ihn anfassen kann.", erklärt er weiter und streicht dem Tier mit zwei Fingern von der Stirn runter zu den Nüstern.

Langsam lasse ich meine Hand sinken und schaue dem Tier zu, wie es wieder ans andere Ende der Box geht und dort in der Ecke stehen bleibt. "Wieso kannst du so gut mit Pferden?", fragt er mich interessiert. Langsam drehe ich mich um und verlasse den Stall, Magnus dicht an meiner Seite.

"Damals, in der Grundschule, wollte Clary unbedingt reiten lernen. Aber sie hatte Angst vor den Pferden. Also bin ich mit ihr mitgegangen. Meine Mutter hat mich dann zum Unterricht angemeldet und wir haben zusammen reiten gelernt. Ich war schon immer ein Kind mit einem ruhigen Gemüht, sehr ausgeglichen. Das hat mir geholfen schnell das Vertrauen der Tiere zu gewinnen.", erkläre ich ihm.

Er nickt anerkennend und betritt die Koppel. "Komm mit.", fordert er mich auf. Ich betrete hinger ihm die Koppel, schließe das Gatter und folge ihm zu der Herde. Etwas abseits bleibe ich stehen und beobachte ihn dabei, wie er geziehlt auf einen Schecken zugeht. Dieser bewegt sich auch schon in seine Richtung. Lächelnd beobachte ich wie er das Pferd streichelt und es dann in meine Richtung führt.

"Das ist Hunter. Er ist eine kleine Zicke, deswegen kommen die meisten Gäste nicht mit ihm klar. Wir beide haben uns von Anfang an verstanden, also hat Jocelyn ihn mir irgendwann 'geschenkt'.", erklärt er und sanft lasse ich meine Hand über den Hals des Tieres fahren. "Er ist auch der einzige, der sich mit Shadow versteht. Wenn ich mit ihm ausreite führe ich Shadow oft am Halfter mit, damit er mal rauskommt.", erklärt er mir.

Eine Idee kommt mir in den Sinn und ich schüttele leicht den Kopf. "Woran denkst du grade?", murmelt der hübsche Junge neben mir und ich lehne mich leicht an den Hengst an. "Ich habe nur gedacht, wenn ich mit Shadow klarkomme, dann können wir ja mal zusammen ausreiten.", schlage ich vor und auch Magnus lehnt sich neben mich ans Pferd.

"Das klingt schön.", antwortet er. Wir sehen uns tief in die Augen. Irgendwas verändert sich grade. Die Luft um uns knistert, mein Körper spannt sich an. Magnus kommt mir ein Stück näher, keiner von uns unterbricht diesen Blickkontakt. Ich schlucke nervös. Ich weiß genau, das was hier grade passiert ist nicht gut, aber ich kann mich nicht wehren, mich der Situation nicht entziehen.

Sein Blick zieht mich magisch an, seine Ausstrahlung fesselt mich. Er kommt mir noch ein Stück näher und im nächsten Moment liegen wir beide auf dem Boden.

Das Glück der Erde...Where stories live. Discover now