Chapter 12

1.8K 144 11
                                    

"Oh mein Gott der Stallboy!", sagt sie aufgeregt und ich lächele. "Erstmal heißt er nicht Stallboy, sondern Magnus. Und zweitens waren eure Sorgen, glaube ich, berechtigt.", murmele ich leise.

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann ein leises seufzen. "Erzähl mir alles Alec.", bittet sie mich und ich atme tief durch. Ich erzähle ihr alles ganz in Ruhe.

Von der Ankunft als ich ihn das erste mal sah. Von unserer ersten Berührung und wie mein Körper plötzlich unter Strom stand. Von seinen flirtversuchen, wenn man es so nennen kann. Von unserem Gespräch und dem Abendessen gestern. Und von eben. Das Händchenhalten, das Gespräch, seine versteckten Andeutungen.

Als ich geendet habe seufzt sie wieder, sagt aber nichts. "Cat?", murmele ich leise und höre sie wieder seufzen. "Alec, du konntest deine Gefühle nie verstecken. Egal ob du wütend, traurig oder verletzt warst. Man hat es dir immer sofort angesehen.", sagt sie vorsichtig.

Ich höre ihr aufmerksam zu, hab eine leise Ahnung, wo dieses Gespräch hinführt. "Ich denke, wenn du verliebt bist, ist das nicht anders. Du bist, was deine Gefühle angeht, für jeden ein offenes Buch.", sagt sie und ich nicke, auch wenn sie es nicht sehen kann.

"Alec, ich kenne dich jetzt schon ziemlich lange. Und nie hast du auch nur im entferntesten an irgendwem Interesse gezeigt. Du bist jemand, der an die wahre Liebe glaubt. Jemand der glaubt, dass er nur einmal im Leben wirklich lieben kann. Und wenn diese Person am anderen Ende des Landes wohnt, dann musst du trotzdem kämpfen. Um ihn und um die Beziehung die ihr haben könntet.", redet sie sanft auf mich ein.

Ich seufze und streiche über mein Lenkrad. "Clary hat mir genau das Gegenteil gesagt.", sage ich. "Wie meinst du das?", fragt sie verwirrt und ich atme tief durch. "Clary kam gestern nach dem Essen zu mir und meinte, ich solle mich nicht zu sehr daran gewöhnen hier zu sein da unsere Zeit begrenzt ist.", wiederhole ich die Worte der Rothaarigen.

Schweigen. Das ist untypisch für Cat. Normalerweise hat sie immer eine passende Antwort parat. Aber dieses Gespräch ist auch nicht normal. Und es wird vielleicht das einzige zwischen uns zu diesem Thema sein, wenn ich mich entschieden habe.

"Alec? Magst du Magnus?", fragt sie leise. Ich nicke wieder. Auch wenn sie es nicht sehen kann, weiß ich, dass sie es verstanden hat. "Was fühlst du, wenn er da ist?", fragt sie weiter. Ich atme tief durch, schließe meine Augen. Ich denke an den Moment, als ich ihn gestern zum ersten mal sah. Als ich zum ersten mal seine Haut berührte, seine Stimme hörte.

"Wenn ich ihn sehe, stockt mir der Atem. Wenn er mich berührt, stehe ich unter Strom als würden Blitze durch mich schießen. Wenn er mich ansieht, kribbelt meine Haut. Und wenn ich seine Stimme höre, durchfährt mich ein wohliger Schauer und ich habe Gänsehaut.", erkläre ich ihr und bin selbst überrascht, wie gut ich meine Gefühle in Worte fassen konnte.

"Dann ist die Antwort klar.", stellt sie fest. Ich warte auf eine Erklärung, bin nicht ganz sicher was für sie klar ist. "Alec, du verliebst dich grade zum ersten und wahrscheinlich zum einzigen mal in deinem Leben. Kämpfe dafür. Auch wenn eure Zeit begrenzt ist. Wenn es wirklich die wahre Liebe ist, übersteht ihr alles zusammen, auch diese Entfernung.", sagt sie sanft.

Ich seufze leise. "Glaubst du?", frage ich. "Nein. Ich weiß es.", antwortet sie und ihr lächeln klingt in ihrer Stimme mit. Fast hat sie mich überzeugt, bis mir etwas einfällt. Seufzend lasse ich mich im Sitz zurückfallen. "Okay, was jetzt?", fragt sie verwirrt. "Ich hab doch gar keine Erfahrung.", murmele ich leise.

Cat fängt an zu kichern. "Na und?", fragt sie amüsiert. "Na und? Er weiß es! Wir mussten ja gestern unbedingt über mein nicht existierendes Liebesleben reden!", fauche ich, entschuldige mich aber sofort. Es war nicht meine Absicht, sie anzukeifen. Sie hatte keine Schuld an dem allem.

"Und hat er Erfahrung?", fragt sie neugierig. "Keine Ahnung, ich hab nicht gefragt. Aber das ist doch egal. Ich kann ja nicht mal küssen. Ich wette, wenn er irgendwelche Anstalten macht, mir näher zu kommen, ist es für mich nach fünf Sekunden vorbei. Er muss mich für einen richtigen Loser halten!", jammere ich und kneife beschämt die Augen zusammen.

"Alec, das stimmt nicht. Er redet doch noch mit dir. Und das Händchenhalten. Und wie er dich bewundert wegen..." "Wegen den Pferden!", unterbreche ich sie. "Er bewunder es, wie ich mit Pferden umgehen kann. Das ist rein professionell!", sage ich und lehne meinen Kopf nach hinten.

"Du siehst das alles viel zu streng Alec.", murmelt Cat sanft und ich reibe mir die Schläfe. "Meinst du?", frage ich leise. "Ja. Entspann dich einfach. Hör auf zu denken, da kommt sowieso nichts gutes bei raus. Lass die Pferde das Denken übernehmen. Die haben größere Köpfe.", witzelt sie und entlockt mir damit tatsächlich ein leises Lachen.

"Was soll ich denn jetzt tun?", frage ich sie. "Na das, was du immer tust. Du schnappst dir deinen IPod und gehst Joggen um den Kopf frei zu kriegen.", erklärt sie selbstverständlich und ich lächele. "Danke Bebi. Ich liebe dich.", sage ich lächelnd.

"Ich liebe dich auch süßer. Und halt mich auf dem Laufenden!", sagt sie, macht ein Kuss Geräusch und legt auf. Lächelnd sehe ich auf meine Handy und steige dann aus meinem Auto. Ich schließe die Tür und als ich mich umdrehe, sehe ich Magnus direkt vor mir stehen. Erschrocken zucke ich zusammen, werde aber besorgt als ich seinen verletzten Blick sehe.

"Magnus? Ist alles okay?", frage ich und will auf ihn zugehen, doch er weicht zurück. "Das Frühstück ist fertig.", sagt er distanziert, geht an mir vorbei und zurück ins Haus. Verwirrt schaue ich ihm nach.

Was war das denn für ein Auftritt? Er war die ganze Zeit so offen und.. direkt zu mir. Und jetzt geht er auf Abstand? Verwirrt folge ich ihm ins Haus und in die Küche. Dort sitzen schon alle am Tisch und ich lasse mich neben Jace auf meinen Stuhl fallen, Magnus gegenüber.

Dieser weicht meinem Blick aus und redet großteils mit Clary. Jace sieht fragend zwischen ihm und mir hin und her doch ich zucke nur unwissend mit den Schultern. Vorsichtig strecke ich mein Bein aus und berühre Magnus Bein mit meinem Fuß. Sofort verspannt er sich und rutsch etwas vom Tisch weg.

Okay, damit ist klar, dass irgendwas hier nicht stimmt! Was habe ich getan? Hat Clary was gesagt? Haben Izzy und Jace ihm gedroht? Mag er mich doch nicht? Das Karussell an Fragen lässt meinen Kopf schwindelig werden und ich stütze ihn in meine Hand, der Ellbogen auf den Tisch gelehnt.

"Alec? Alles okay?", fragt Jocelyn besorgt und ich nicke leicht. "Ich hab vorhin schon mit Shadow trainiert und das war wohl zu viel für den Anfang. Ich lege mich ein bisschen hin.", murmele ich, stehe auf und verlasse die Küche um in mein Zimmer zu gehen. Dort lasse ich mich auf mein Bett fallen.

Das Glück der Erde...Where stories live. Discover now