Chapter 29

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Tatsächlich sitze ich nur gelangweilt im Haus herum. Raphael leistet mir oft Gesellschaft, aber mittlerweile hat er sich der Anfängergruppe von Magnus wieder angeschlossen. Trotzdem kümmert er sich weiterhin liebevoll um Shadow, da ich es nicht kann. Morgen fährt Izzy mich zum Arzt. Es ist zwar erst etwas mehr als eine Woche rum, doch meiner Schulter gehts gut. Und wir müssen einkaufen für morgen.

Die Zeit der Ferienkinder ist rum, morgen ist ihr letzter Tag und übermorgen werden sie ab zehn Uhr von ihren Eltern abgeholt. Daher hatte ich die Idee, morgen Abend ein Lagerfeuer zu veranstalten. So können wir alle nochmal gemütlich zusammen sitzen und uns unterhalten.

Wieder sitze ich in der Küche und langweile mich, doch ein Gespräch zwischen Jocelyn und Luke macht meinen langweiligen Tag interessanter. Langsam betrete ich das Wohnzimmer, doch die Erwachsenen bemerken mich nicht. "Ich weiß Jocelyn. Aber Shadow hatte keine Aussetzer mehr bis auf diesen einen. Und es ist niemandem was passiert!", redet Luke auf seine Frau ein. Diese sieht ihn entgeistert an. "Es ist niemandem was passiert? Luke hast du Fieber? Alec's Schulter war ausgekugelt! Was glaubst du, was ich mir von Maryse anhören musste?", patzt sie ihren Mann an.

"Aber den Hengst gleich verkaufen? Raphael hat mit ihm so viel gelernt!", versucht Luke es weiter. "Du willst Shadow verkaufen?", funke ich dazwischen und beide sehen mich überrascht an. "Alec..", setzt Jocelyn an doch ich hebe unterbrechend meine Hand. "Du wirst diesen Hengst nur über meine Leiche verkaufen!", fauche ich und nun sieht sie mich streng an. "Alexander, das übersteigt deine Zuständigkeit!", sagt sie kühl.

Ich setze mich auf die Couch und sehe sie ernst an. "Nein. Denn Shadow liegt in meiner Zuständigkeit! Dank deiner Bitte an mich! Du kannst ihn nicht verkaufen!", spreche ich weiter. Luke sieht zwischen mir und seiner Frau hin und her und verlässt dann das Wohnzimmer. Jocelyn und ich liefern uns ein Blickduell.

Einige Minuten später sieht sie seufzend weg und setzt sich neben mich. "Jocelyn, wo hast du Shadow her?", frage ich sanft. Sie sieht mich prüfend an, nickt dann aber und sieht aus dem Fenster. "Ich habe ihn einem Bauern abgekauft. Dieser hat ihn benutzt um seine Kühe zu hüten und zusammen zutreiben. Als ich ihn aufnahm war er abgemagert und hatte überall Striemen auf den Schenkeln, wie von einer Peitsche.", murmelt sie kraftlos.

Ich seufze, sowas hatte ich mir schon gedacht. "Jocelyn, dieses Pferd hat angst. Angst vor Menschen, ein Trauma. Er wurde sicher auch von den Tieren dort angegriffen, vielleicht von den Kühen oder Hunden, wenn er welche hatte. Das erklärt seine Aggressivität.", erkläre ich und sehe sie dann stumm an. Sie nickt verstehend.

"Was soll ich deiner Meinung nach tun?", fragt sie neugierig. "Ich erkläre und zeige Magnus und Clary wie sie mit ihm umgehen müssen, gewöhne sie an Shadow. Wenn er ihnen vertraut, wird alles einfach. Nutzt ihn, um ängstliche Kinder an Pferde zu gewöhnen. Er fühlt sich wohl, wenn Kinder zurückhaltend sind, so fühlt er sich akzeptiert und hat nicht das Gefühl, dass man ihm etwas antun will.", schlage ich vor.

Sie nickt. "Na schön. Einverstanden. Ich verkaufe ihn nicht. Ich verschenke ihn.", murmelt sie und sieht mich lächelnd an. Grade will ich wieder lautstark protestieren, als sie ihre Hand auf mein Knie legt. "Ich schenke ihn dir. Ich überschreibe ihn an dich. So habe ich sogar im absoluten Notfall nicht die Chance, ihn ohne dich weg zu geben.", erklärt sie. Nun strahle ich sie an und umarme sie dankbar. "Du wirst es nicht bereuen! Versprochen!", flüstere ich und sie nickt, streicht mir sanft über den Rücken.

"Wie geht es deiner Schulter?", fragt sie nun besorgt als sie sich von mir löst. Ich sehe sie an und zucke die Schultern. "Es geht. Sie tut nicht mehr weh und die Ruhe hat echt gut getan. Izzy fährt mich morgen bevor wir einkaufen zum Arzt, damit er nochmal nachsieht."
"Okay perfekt.", murmelt sie, lächelt mich noch einmal an und geht dann aus dem Raum, wahrscheinlich um alles mit Luke zu besprechen.

Ich gehe derweil zurück in Magnus Zimmer und schnappe mir meinen Zeichenblock und meine Stifte, um mich damit aufs Bett zu setzen. Sitzend ans Kopfende gelehnt, die Beine angewinkelt, liegt der Block auf meinen Oberschenkeln. Lächelnd sehe ich auf das weiße Blatt und lasse planlos den Bleistift darüber gleiten. Lächelnd sehe ich, dass überall Magnus Name steht, in verschiedenen Schriftarten. Drumherum lauter kleine und große Herzen.

Gott, wie eine verliebte Zwölfjährige, denke ich mir grinsend. Lächelnd schreibe ich überall hinter Magnus Namen '& Alec' dazu. Er liebt es, mich Alexander zu nennen, und wenn er mich nicht mit einem kitschigen Kosenamen anspricht, nennt er mich auch so. Aber außer aus seinem Mund, kann ich es noch immer nicht leiden, wenn jemand diesen Namen ausspricht. Nachdenklich sehe ich auf unsere Namen.

Eine Idee kommt mir. Okay ja, ich verhalte mich grade wirklich wie eine Zwölfjährige, aber egal. Auf das freie Blatt dahinter schreibe ich Magnus und Alexander. Diesmal mein voller Name, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Nachdenklich schaue ich unsere Namen an und fange an, Buchstaben weg zu streichen und durch Zahlen zu ersetzen, die ich darunter schreibe.

Ein mal M, drei mal A, ein mal G, zwei mal N, ein mal U, ein mal S, ein mal L, zwei mal E, ein mal X, ein mal D und ein mal R.
Okay, eins und eins sind zwei also schreibe ich darunter eine zwei. Daneben eine vier, zwei, vier, zwei und eins.
Darunter drei, sechs, sechs. Und dann neun und sechs. 96%. So gut passen Magnus und ich zusammen.

Grinsend sehe ich auf die durchgestrichene Buchstaben und Zahlen und auf die eingekreiste Prozentzahl. Cat hat mir das beigebracht, kurz nachdem wir uns kennen lernten. Sie nennt es, einen Liebestest. Völliger bullshit, weil es reine Mathematik ist. Was sagen Namen darüber aus, wie gut Menschen zusammen passen. Aber irgendwie freut mich das Ergebnis schon.

Verträumt sehe ich auf unsere Namen und spiele in meinem Kopf etwas damit rum, während mein Stift wieder planlos über das Papier gleitet. Als ich hinsehe, steht unter der Prozentzahl ein Wort: Malec. Lachen sehe ich darauf. Malec, eine Mischung aus Magnus und Alec. Richtiges sechse Klasse Niveau.

Doch trotzdem nehme ich mein Handy, fotografiere den Zettel und schicke das Bild an Cat. Sofort ist sie Online und sieht es sich an.

Cat💗

Oh. Mein. Gott!
Alec wie süß!😍
Du bist ja hardcore
verknallt!😂😍😍

Ich bin nicht verknallt Cat!
Ich bin verliebt!
Mehr noch...
Ich liebe ihn!❤️

Ach süßer, ich freue
mich so für dich!

Lächelnd sehe ich auf ihre Nachricht. Ja, ich freue mich auch darüber. Und dann werde ich schlagartig rot. Ich liebe ihn... Ich habe ihr geschrieben, dass ich ihn liebe! Und es stimmt, ich liebe ihn über alles. Aber, ist es komisch, dass ich das erst zu meiner besten Freundin sage statt zu ihm?

Klar, wir haben uns schon öfter gesagt, wie sehr wir uns mögen. Aber die Wort 'Ich liebe dich' sind dabei nie gefallen. Liebt er mich wohl auch? Würde er auch so kindische Dinge wie einen Liebestest machen oder unsere Namen vermischen? Seufzend lege ich mein Handy beiseite und schaue auf den Zettel vor mir. Tief in Gedanken spüre ich erst das jemand im Zimmer ist, als er sich neben mich setzt und den Kopf auf meine Schulter legt.

"Malec? 96%? Klingt vielversprechend.", höre ich meinen Freund neben mir grinsen. Peinlich berührt schlage ich meinen Block zu und sehe ihn an. Doch es scheint nicht so, dass er sich über mich lustig macht. Ja, Belustigung liegt in seinen Augen. Aber noch viel mehr liebe und wärme schwimmt darin. "Sorry. Mir war langweilig.", nuschele ich und sehe auf meine Hände.

Grinsen hebt er meinen Kopf an und küsst mich sanft. "Ist okay. Ich nehme es als Kompliment. Ich bin wohl genauso sehr in deinen Gedanken, wie du in meinen.", flüstert er und ich nicke. "Ich kriege dich nicht mehr aus dem Kopf.", murmele ich und lehne mich in seine Hand, die meine Wange streichelt. "Und ich werde alles dafür tun, dass sich das niemals ändert!", haucht Magnus, bevor er mich erneut küsst.

Das Glück der Erde...Where stories live. Discover now