Chapter 36

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Bei Shadow im Stall ist es dunkel und kühl.  Leise öffne ich seine Box und lege mich neben ihn ins Heu. "Was soll ich nur tun?", flüstere ich und lege meinen Kopf auf seinen Bauch. Schnaubend dreht er seinen Kopf zu mir und stupst an meinen Arm, damit ich ihn streichel. "In zwei Wochen fahre ich zurück nach New York und muss Magnus verlassen. Ich kann keine Fernbeziehung führen. Ich würde ihn zu sehr vermissen.", murmele ich und kraule dabei seine Nüstern.

Leise wiehert er. "Du hast recht. Ich sollte sie wirklich anrufen.", lächele ich. Langsam setze ich mich auf und drehe mich zu Shadow, sodass er seinen Kopf auf meine Beine legen kann. Ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche und sehe auf die Uhr. 9:27 Uhr. Mom und Dad müssten jetzt schon wach sein. In Europa, wo sie grade arbeiten, müsste es jetzt gegen vier Uhr am Nachmittag sein. Zitternd wähle ich die Nummer meiner Mutter und lege das Handy an mein Ohr, um dem gleichmäßigen Tuten zu lauschen.

"Alec? Schatz, wie schön das du dich meldest! Wie geht es dir? Und Izzy und Jace?", begrüßt meine Mom mich aufgeregt und ich muss automatisch lächeln. "Hey Mom. Uns geht es gut. Naja, den beiden anderen geht es gut. Mir geht es...", ich stocke. Wie geht es mir? Heute morgen war ich noch unendlich glücklich. Und jetzt könnte ich einfach heulen. Und genau das passiert, Tränen schießen mir in die Augen und ein Schluchzen entkommt mir. "Hey mein Großer, was ist passiert?", fragt Mom besorgt.

"Ich.. ich hab mich verliebt.", schluchze ich und zittere leicht. "Aber das ist doch schön! Wieso weinst du?", fragt sie weiter. "Wer weint?", höre ich meinen Dad im Hintergrund fragen. "Warte kurz.", murmelt Mom. Kurz raschelt es. "So schatz, du bist auf Lautsprecher, also kann dein Vater dich auch hören.", erklärt Mom. "Hey Dad.", flüstere ich und wische mir mit dem Handrücken Tränen von der Wange. "Hey Großer, was ist passiert?", fragt mein Vater besorgt.

Tief atme ich durch. "Okay. Also bei Clary wohnt ein Junge. Magnus. Er ist wirklich hübsch und lieb und sympathisch und hilfsbereit und zuvorkommend und seit wir hier sind hat er pausenlos mit mir geflirtet. Und naja... irgendwie sind wir seit zwei Wochen zusammen.", fange ich an zu erklären. "Awww wie süß. Mein kleiner Junge hat endlich jemanden gefunden!", schwärmt meine Mutter, dann folgt ein dumpfes Geräusch und meine Mutter die "Aua.", piepst. "Alec, ist freue mich sehr, dass du jemanden gefunden hast. Aber du rufst doch sicher nicht an, um uns einfach weinend von deinem Glück zu erzählen.", merkt mein Vater mitfühlend an.

"Nein. Ich rufe an, weil ich hilfe brauche. In zwei Wochen müssen wir wieder nach Hause und....", wieder stocke ich. Ich kann diese Worte einfach nicht laut aussprechen. "Und du weißt nicht, wie eure Beziehung dann weiter gehen soll.", beendet meine Mutter meinen Satz. Leicht nicke ich und wieder fließen die Tränen meine Wangen herunter. Shadow bewegt seinen Kopf auf meinem Schoß und ich streiche ihm sanft durch die Mähne.

"Habt ihr eine Idee?", frage ich und versuche, meine Tränen unter Kontrolle zu bekommen und meine Stimme fest klingen zu lassen. Seufzen am anderen Ende der Leitung. "Ich sehe drei Möglichkeiten. Entweder Magnus kommt mit nach New York.", fängt Mom an. "Du bleibst in Alicante.", ergänzt mein Dad. "Oder ihr versucht eine Fernbeziehung.", sagen beide gleichzeitig. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Trotz 27 Jahren Beziehung sind die beiden immernoch ein Herz und eine Seele.

"Ich kann nicht hier bleiben. Mein Leben ist in New York. Ihr, Izzy, Jace, meine Freunde, meine Zuk...", ich unterbreche mich. "Schatz, ich glaube deine Zukunft lebt in Alicante.", murmelt Mom. Unbewusst nicke ich. "Ich kann Magnus aber nicht bitten mit mir zu kommen. Sein Leben spielt hier! Und für eine Fernbeziehung bin ich nicht der Typ. Wie lange kann das gut gehen, wenn wir beide an unserem Heimatort bleiben wollen.", murmele ich. Es gibt keine Lösung. Keine, bei der nicht wenigstens einer von uns irgendwie leidet.

"Was sagt Magnus denn dazu?", fragt Dad neugierig. "Er hat vorgeschlagen sich in New York einen Job zu suchen um bei mir zu bleiben.", murmele ich bedrückt. "Aber du willst nicht das er mitkommt.", stellt Dad fest. Ich nicke. Obwohl sie es nicht sehen weiß ich doch, dass sie es wissen. "Wieso?", fragt meine Mom schlicht. Tief atme ich durch. Gebe Shadow einen Kuss auf den Kopf. Versuche, meine Antwort hinauszuzögern. "Ich will ihn nicht aus seinem Leben reißen. Er soll nicht alles aufgeben, nur weil ich so egoistisch bin. Vielleicht wird er mir das irgendwann vorhalten und.. keine ahnung.", erkläre ich, verliere wieder unmengen an Tränen.

Schweigen. Keiner sagt ein Wort. Nur das leise Atmen verrät uns gegenseitig, dass keiner aufgelegt hat. "Alexander?", höre ich die Stimme, die mir jedes mal eine Gänsehaut bereitet. "Ist er das?", fragt mein Dad, ich höre das Lächeln in seiner Stimme. "Ja.. ich bin hier drüben Magnus.", rufe ich. Ich höre seine leisen Schritte und dann steht er an der Boxentür und sieht mich traurig an. "Hey.", murmelt er. "Hey.", antworte ich. "Heyy!", höre ich meine Eltern. Lächelnd nehme ich das Handy von meinem Ohr und stelle auf Lautsprecher. "Okay, er hört euch jetzt.", sage ich lächelnd und sehe Magnus entschuldigend an.

"Hey Magnus! Ich bin Maryse und mein Mann Robert ist auch hier.", stellt meine Mutter sich und meinen Vater vor. Magnus lächelt. "Hallo Sie beiden. Wie läuft die Reise?", fragt er höflich. "Super. Und wenn du uns noch einmal Siezt kommen wir früher zurück.", lacht mein Dad. "Okay. Ich melde mich dann die Tage nochmal. Hab euch lieb!", versuche ich das Gespräch zu beenden. "Wir dich auch Großer. Grüß Jace und deine Schwester von uns.", ruft Mom, macht ein Kussgeräusch das ich erwidere und legt dann auf. Lächelnd sehe ich auf meinen Display und stecke mein Handy dann in die Tasche zurück.

"Können wir reden?", fragt Magnus traurig lächelnd und ich nicke. Leicht klopfe ich Shadow an den Hals, sodass er den Kopf hebt damit ich aufstehen kann. Dann verlasse ich die Box und setze mich mit Magnus auf einen Heuballen am Rand der Stalls. "Wir sollten wirklich darüber reden wie es in zwei Wochen weitergeht.", murmelt Magnus, verschränkt seine Finger mit meinen. "Aber das kann noch warten. Ich will mich nicht mit dir streiten. Und wir finden eine Lösung, die für alle gut ist!", verspricht er.

Lächelnd lehne ich mich an seine Schulter an. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anzicken. Und ich kann nicht ohne dich leben, ich hätte das nicht sagen dürfen.", murmele ich bedrückt. Zärtlich legt er seinen Arm um mich und krault durch meine Haare. "Diese Situation ist neu und belastet uns beide. Wir dürfen bei sowas einfach nicht überreagieren. Ich wusste, dass du das nicht so gemeint hast."
Ich spüre seine Lippen an meiner Schläfe und muss lächeln. Ich liebe diesen Jungen! Und mit einem Stich im Herzen wird mir klar, dass es hierfür nur eine Lösung gibt. Und so weh mir dieser Gedanke tut, Magnus und ich müssen uns wahrscheinlich trennen um das alles hier zu überstehen.

Das Glück der Erde...Where stories live. Discover now