Chapter 42

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Nach diesem Tag war ich nicht mehr in der Schule. Ich habe mich in meinem Zimmer verbarrikadiert, war nicht mehr duschen, habe nicht gegessen und kaum getrunken. Magnus Pulli habe ich nicht mehr ausgezogen. Immer wieder gehe ich jegliche Gespräche durch.

Mein Telefonat mit Cat am Anfang der Ferien. Alle möglichen Gespräche mit Magnus. Alles kommt hoch. Ich denke jedes mal, mehr könnte ich nicht weinen, aber die Tränen stoppen nicht. Seit einer Woche liege ich nun nur in Boxershorts und Magnus' Hoodie in meinem Bett und verfalle in Selbstmitleid.

Meine Eltern haben es aufgegeben, mich aus meinem Zimmer zu bekommen, schauen aber mehrmals täglich nach ob ich noch lebe. Simon und Izzy haben wohl mittlerweile was am laufen. Er bringt mir die Notizen für die Kurse, die ich nicht mit Izzy habe. Jace kommt regelmäßig vorbei und versucht mich aufzumuntern. Wenn er nicht da ist, kommen Cat und Ragnor vorbei und leisten mir Gesellschaft.

Auch Clary hat sich jeden Tag bei mir erkundigt, wie es mir geht. Ob ich noch viel an ihn denke und ihn vermisse. Und jedes Mal antworte ich mit den selben Worten. 'Mir gehts schlecht.', 'Ich denke an nichts anderes als ihn.', 'Ich vermisse ihn so sehr, dass es weh tut.'. Ich bin ihnen dankbar, dass sie sich solch eine Mühe geben, aber eigentlich will ich nur eine einzige Person bei mir haben.

Und genau diese Person hat sich nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet. Ich habe Clary gefragt, ob er sich bei ihr erkundigt hat, doch das hat sie abgestritten. Also interessiert es ihn nicht mal, was mit mir ist. Ich leide wie ein Hund, esse und dusche nicht, verlasse mein Bett nur im Notfall und er lebt sein Leben weiter, als hätte es mich nie gegeben.

Irgendwo verletzt mich die Tatsache sehr, dass ich nur ein Ferienflirt war. Ein Zeitvertreib. Aber ich bin auch glücklich. Ich habe ihn getroffen. Durfte ihn kennenlernen. Durfte ihn küssen und neben ihm einschlafen und aufwachen. Ich habe meine große Liebe getroffen, dieses Glück haben nicht viele Menschen.

Traurig, aber doch mit einem Lächeln auf den Lippen liege ich nun in meinem Bett. Seit einer Woche. Und ich habe auch garantiert nicht vor, diese Tatsache zu ändern. Ein Klopfen an meiner Tür lässt mich auf sehen. "Komm rein.", rufe ich mit heiserer Stimme. Ich spreche fast garnicht mehr, das hört man mir an. Naja, jedenfalls wenn man mich denn mal sprechen hört.

Meine beste Freundin betritt mein Zimmer, schließt die Tür und lässt sich neben mich auf's Bett fallen. "Hey mein Hübscher.", grinst sie gut gelaunt. Lächelnd setze ich mich auf und sehe sie an. "Ich sehe grade nach allem aus, aber hübsch bin ich sicher nicht.", erwidere ich trocken. Cat kichert. "Du bist der schönste Mann der Welt! Wehe du sagst das Ragnor!", sagt sie streng und bohrt ihren Zeigefinger in meine Brust. Lachend hebe ich die Hände.

"Meine Lippen sind versiegelt.", sage ich schmunzelt. Sie senkt ihren Finger, sowie ich meine Hände. Mit einem besorgtem Blick steigt sie vom Bett, öffnet meine Vorhänge und dann mein Fenster. Überrascht kneife ich meine Augen gegen das Licht zusammen und blinzele dann ein paar Mal um mich an die neue Helligkeit zu gewöhnen. "Na los! Aufstehen und duschen!", befielt sie.

Murrend sehe ich sie an und lasse mich wieder auf den Rücken fallen. "Wieso?", stöhne ich. Plötzlich springt sie auf mich und ich stoße überrascht meinen Atem aus, während sie es sich rittlings auf meinem Schoss gemütlich macht. "Es ist Samstag und wir gehen aus. Wir alle wurden auf eine Party eingeladen. Nicht viele, nur wir als Freunde. Na komm, du musst hier mal wieder raus und ins Leben zurückfinden.", erklärt sie.

"Mein Leben habe ich in Alicante zurückgelassen.", flüstere ich und sehe sie durch tränenverschleierte Augen an. Leicht lächelnd lehnt sie sich vor und streicht mit ihrer kleinen Hand durch meine, mehr als sonst, zerzausten Haare. "Ich weiß, dass du ihn sehr vermisst. Aber lass dir davon nicht dein Leben kaputt machen. Hier sind so viele Menschen die dich lieben und die eine Chance von dir verdient haben. Ich bitte dich Alec, komm dieses eine Mal mit. Und wenn es dir nicht gefällt dann schwöre ich, darfst du dich für immer in deinem Bett verkriechen.", bettelt sie und sieht mich mit ihrem Hundeblick an.

Eine Weile versuche ich, ihr zu widerstehen, seufze dann aber besiegt. "Gib mir 20 Minuten.", gebe ich nach, schiebe sie von mir und verschwinde in meinem Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir das ganze Ausmaß meines Liebeskummers. Ich habe dunkle Augenringe, meine Lippen sind trocken, werden von einem Leichten Bart umrandet und meine Augen sind leer. Meine Haare sind fettig und zerzaust und meine Haut sieht blasser aus als jemals zuvor. Ich sehe einfach krank aus.

Langsam streife ich mir Magnus' Hoodie und den Rest meiner Klamotten ab. Ich steige unter die Dusche, stelle das Wasser auf Lauwarm ein und stehe einfach nur still da, lasse das Wasser auf mich herab regnen. Langsam greife ich nach meinem Shampoo und wasche mir sorgfältig die Haare und meine Haut. Auch mein Gesicht wasche ich mit Shampoo ab und steige dann tropfnass aus der Dusche um mich abzutrocknen.

Mit einem Handtuch um die Hüfte putze ich mir meine Zähne und rasiere mich dann sorgfältig. Die Augenringe sind immer noch zu sehen, aber ich erscheine wacher und.. lebendiger. Zum Schluss föhne ich meine Haare trocken und versuche sie etwas zu bändigen, gebe es aber schnell wieder auf und lasse sie wild auf meine Kopf liegen. Sieht ja doch irgendwie gut aus. Lächelnd betrete ich wieder mein Zimmer und schaue Cat an, die geduldig auf meinem Bett gewartet hat.

"Wow Alec, du siehst wieder aus wie ein Mensch.", grinst sie provokant. Lachend öffne ich meinen Schrank, drehe mich dann aber zu meiner besten Freundin um. Wissend steht sie auf und kramt in meinem Klamotten herum. Triumphierend hällt sie eine enge schwarze Hose hoch und reicht sie mir. Dann ein dunkles Hemd. Lächelnd schnappe ich mir noch meine Unterwäsche und verschwinde wieder im Bad, nur um fünf Minuten später angezogen wieder heraus zukommen.

"Und? Sehe ich gut aus?", frage ich. "Krempel die Ärmel hoch.", grinst sie. Lächelnd krempele ich die Ärmel des Hemdes bis zu den Ellbogen hoch. Cat steht auf, zieht das Hemd aus meiner Hose und knöpft sie oberen drei Knöpfe auf. "Perfekt.", lächelt sie liebevoll. "Na dann wollen wir mal.", versuche ich so gut gelaunt wie möglich zu sagen. Lächelnd schnappe ich mir mein Handy und verlasse hinter Cat mein Zimmer.

Unten im Flur an der Treppe warten schon Simon, Izzy, Jace und Ragnor auf uns. "Hey großer Bruder.", lächelt meine Schwester mich an und umarmt mich fest. "Hey Prinzessin.", murmele ich in ihre Haare. Jace, Ragnor und Simon begrüßen mich mit einem Handschlag. Mein bester Freund drückt mir eine kleine Tüte in die Hand. "Ein kleines Geschenk von einem Freund.", grinst er. Kein Name verlässt seine Lippen.

Neugierig öffne ich die Tüte und ziehe ein teures Parfüm heraus. Grinsend blicke ich jeden meiner Freunde einmal an. "Euer ernst?", lache ich, doch keiner scheint sich angesprochen zu fühlen. Merkwürdig, denke ich mir. Zögernd öffne ich das kleine Fläschchen und sprühe mir etwas von dem Duft auf die Handgelenke. "Wow riecht das gut.", flüstere ich und sprühe mir auch etwas an den Hals.

Lächelnd stelle ich die wieder verschlossene Flasche auf die Kommode im Flur, ziehe meine Schuhe an, schnappe mir meine Schlüssel und verlasse hinter meinen Freunden das Haus. Ich folge ihnen die Straße runter und dann in eine Querstraße. "Wohin genau gehen wir eigentlich? Viel mehr Freunde haben wir doch alle nicht.", lache ich. Cat hakt sich bei mir ein und zieht mich mit. "Lass dich überraschen süßer.", murmelt sie geheimnisvoll.

Das Glück der Erde...Where stories live. Discover now