Chapter 19

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Nachdem alle eine Kleinigkeit gegessen haben und ich das Essen für heute Abend vorbereitet habe, gehe ich in den Stall zu Shadow. "Hey mein süßer.", murmele ich und der Hengst kommt zu mir an die Boxentür. Sanft streiche ich ihm über die Nüstern und nehme dann das Halfter vom Haken.

Vorsichtig lege ich es ihm um und öffne dann die Box um ihn heraus zu führen. Langsam gehen wir zusammen zum Reitplatz und dort nehme ich das Halfter ab. Vorsichtig klopfe ich ihm auf die Schenkel und er läuft freudig über den Platz und dann im Kreis den Zaun entlang.

Grinsend laufe ich in die Mitte des Platzes und drehe mich um mich selbst um ihn im Blick zu behalten. Sein Schritt wird langsamer und ich gehe vorsichtig auf ihn zu. Er bleibt stehen und ich streiche ihm lächelnd über den Rücken. "Wieso haben sie alle angst vor dir?", frage ich leise und er schnaubt heftig.

Lachend klopfe ich ihm den Hals und er läuft weiter. Zufrieden beobachte ich ihn und lehne mich an den Zaun. Eine Weile sehe ich ihm einfach dabei zu wie er rumtobt, bis er vor mir zum stehen kommt. "Weißt du was? Morgen reiten wir aus.", sage ich leise und streiche ihm über die Ohren.

Freudig schnaubt er und ich lege ihm das Halfter wieder an. Langsam führe ich ihn zu seiner Box zurück und fange dort an ihn zu striegeln. Dann kratze ich seine Hufe aus schließe ihn in seine Box ein. Lächelnd lehne ich mich dagegen und sehe ihn einfach nur an.

"Alec?", höre ich jemanden meinen Namen sagen und drehe mich um. Der kleine Junge, der mir heute morgen aufgefallen ist, steht ein paar Meter vor mir und sieht mich aus großen Augen an. "Hey. Wie heißt du?", frage ich freundlich und strecke meine Hand nach ihm aus.

Er nimmt sie an und stellt sich mit dem Rücken zu Shadow an die Box. "Raphael", murmelt er leise. "Okay Raphael. Wieso bist du nicht bei den anderen?", frage ich vorsichtig und er schüttelt auf den Boden sehend den Kopf. Lächelnd betrachte ich Shadow, dann Raphael.

"Hast du lust mir beim Kochen zu helfen?", frage ich weiter und er nickt langsam. Zusammen verlassen wir den Stall und gehen in die Küche. "Nimm du die Teller von der Theke und stell sie in den Geschirrspüler.", sage ich und Raphael tut, was ich sage.

Ich stelle den Herd an, um den Topf Wasser zu erhitzen den ich vorhin dort plaziert habe. "Was gibt es zu essen?", fragt Raphael neugierig. Ich lächele und hole einige sachen aus dem Vorratsschrank. "Pasta mit Bolognese und mit Pesto. Einige von euch essen kein Fleisch und eine ist Laktoseintollerant.", erkläre ich und lege die Packungen Nudeln auf die Arbeitsplatte.

"Was bedeutet Laktoseintollerant?", fragt Raphael neugierig und lehnt sich an den Kühlschrank. "Das bedeutet, dass jemand nichts essen kann, wo Laktose drin ist. Das ist ein Bestandteil von Kuhmilch.", erkläre ich und sehe ihn an. "Auch keine Schoki?", fragt er entsetzt und ich nicke lachend. "Es gibt auch Schoki ohne Laktose.", sage ich schnell und er nickt erleichtert.

Ich kippe die Nudeln ins kochende Wasser und fange dann an die Soßen zuzubereiten. Raphael sieht mir interessiert zu. "Möchtest du mir jetzt erzählen, wieso du nicht bei den anderen bist?", frage ich vorsichtig. Er seufzt, stößt sich vom Kühlschrank ab und setzt sich an den Küchentisch. Ich stelle den Herd runter und setze mich zu ihm.

"Hey großer, was ist los?", frage ich sanft und knuffe ihn auf den Oberarm. "Ich bin schlecht.", murmelt er traurig. Verwirrt sehe ich ihn an. "Wie, schlecht?", frage ich nach. "Ich habe angst vor Pferden. Mein Vater meint, man soll sich seine Ängsten stellen, also bin ich hier. Aber Pferde machen mir angst. Und Magnus meint, wenn ich Angst vor den Pferden habe, werden sie nervös.", murmelt er vor sich hin und eine Träne kullert seine Wange hinunter.

Vorsichtig wische ich ihm die Träne weg und er sieht mich traurig an. "Magnus hat dich weg geschickt?", frage ich entsetzt und in mir macht sich wut breit. Ich hätte nicht gedacht, dass Magnus so mit einem Kind umgeht. Er ist der Reitlehrer. Er unterrichtet Anfänger! Er unterrichtet Kinder, die stellenweise noch nie etwas mit Pferden zutun hatten!

Und jetzt schließt er ein Kind vom Unterricht aus, weil es durch seine Angst die Pferde nervös macht? Raphael schüttelt den Kopf. "Nein. Magnus ist toll. Er wollte mir helfen. Aber ich will nicht. Ich habe angst und ich will ihm keine Umstände machen. Wir sind viele Kinder in der Gruppe.", erklärt er.

Sofort bin ich beeindruckt von seiner Vernunft und seiner Stärke. "Ich hab eine Idee.", sage ich aufgeregt und er sieht mich neugierig an. Geheimnisvoll lächele ich und kümmere mich weiter um das Essen. Diese Idee muss ich erstmal mit Magnus besprechen, allerdings denke ich nicht, dass er was dagegen haben wird.

Das Glück der Erde...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt