TWO

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"Ich habe gesehen, dass ihr beiden in einem Hauptfach nicht sonderlich gut steht. Daher hätte ich die Idee, dass ihr den jeweils anderen Nachhilfe in dem Fach gebt."

Ungläubig riss ich meine Augen auf und konnte nicht wahrhaben, was dieser Typ von mir verlangte. Ich sollte Hilfe von Yugyeom annehmen? Und ich sollte ihm welche geben? Der muss doch vollkommen den Verstand verloren haben! Nie im Leben würde ich das machen wollen!

"Nur über meine Leiche! Nie im Leben geb ich diesen Großkotz Nachhilfe!", entfuhr es mir und sorgte für einen empörten Blick des Alten, der mit hochgezogener Augenbraue seine Arme ineinander verschränkte, hörbar die Luft ausstieß.

"Kunpimook, solch eine Reaktion bin ich so gar nicht von dir gewöhnt. Was spricht denn gegen meinen Vorschlag? Schließlich könntest du deine Note in Koreanisch durchaus verbessern. Yugyeom ist der Klassenbeste in diesem Fach! Und auch sonst könntest du dir eine Scheibe von ihm abschneiden!"

Da war es wieder: Dieses typische Yugyeom ist der Beste Gerede. Ich könnte kotzen und war mittlerweile allergisch gegen diese Äußerung, egal wie sie verpackt war und wer sie zum Besten gab. Eigentlich war ich allgemein allergisch gegen diesen Jungen, gegen diesen Namen allein schon. Seine Anwesenheit nervte mich. Yugyeom hier, Yugyeom da. Ich konnte es einfach nicht mehr hören. Als würde sich Die Welt nur um ihn drehen.

"Youngjae gibt mir Nachhilfe in Koreanisch.", log ich und kratzte mir am Hinterkopf. Herr Kim schmunzelte, als wüsste er, dass dies nur eine lächerliche Notlüge war. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und wollte fortfahren, doch Yugyeom kam ihm zuvor: "Ich denke nicht, dass das nötig ist. Wir werden auch so durch die Prüfungen kommen. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Außerdem sollten Sie bedenken, dass Kunpimook aus Thailand kommt und da sind Fehler in der Zweitsprache nicht zu vermeiden."

Verwundert über die Tatsache, dass er wusste aus welchem Land ich kam, legte ich meine Stirn in Falten. Yugyeoms Blick haftete sich weiterhin auf unseren Lehrer, der tief ausatmete.

"Wie dem auch sei. Es ist keine Ausrede. Er wird genauso gewertet wie die anderen auch. Ihr seid alle beide alt genug, um zu wissen, was ihr tut. Es war mein Vorschlag, ihr müsst ihn nicht annehmen. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag." Damit stand er auf und scheuchte uns gleichzeitig aus dem stickigen Klassenzimmer.

"Woher weißt du-", fing ich an, aber wurde von ihm unterbrochen.
"Auch wenn du denken magst, ich sei ein arrogantes Arschloch und halte mich für etwas besseres, kann ich sagen, dass ich mich für meine Mitschüler interessiere und kann daher dein Missverhalten mir gegenüber nicht verstehen."
"Du redest ja mal Sätze, anstatt nur einzelne Wortfetzen.", stellte ich sarkastischerweise fest. Auf seine sonstigen Worte ging ich nicht ein, sondern zuckte kurz mit meinen Schultern.

"Ach ja"

Da war sie wieder, seine desinteressierte Seite, die ja jeder so sehr mochte. Ich seufzte und warf meinen Kopf in den Nacken. Von wegen arrogantes Arschloch. Was hatte er bitte für ein Selbstbild von sich?

"Ich geh dann mal.", verabschiedete ich mich, als wir den langen Gang durchquert hatten. Er hielt mich am Handgelenk fest. Sein Griff war so fest, dass ich mich nicht so einfach aus diesem winden konnte.

"Kunpimook, das Angebot steht. Ich biete dir Koreanisch an, wenn du mir mit Mathe hilfst. Also überleg es dir. Besser geht immer, du kannst nur versuchen das Beste aus deiner Note herauszuholen."
"Danke, aber ich brauch deine Hilfe nicht. Ich kriege das auch alleine hin. Wenn nicht, frage ich einfach Youngjae.", erwiderte ich genervt, versuchte mich aus seinem Griff herauszuschlagen.
"Während der Prüfung? Das wäre Betrug.", meinte Yugyeom belustigt und versuchte dabei sein Lachen zu unterdrücken.
"Bye"

Wutig lief ich aus dem Gebäude, entfernt mich von dem Großkotz. Am Liebsten würde ich meinen Kopf an der nächsten Wand eingeschlagen. Doch das würde an allem auch nichts ändern. Ich konnte nur hoffen, dass es keine Auswirkungen mit sich trug. Schließlich war es Yugyeom, der Junge, für den jeder die Hand ins Feuer legen würde, um mit ihm auch nur eine Stunde Freizeit verbringen zu können.

"Überlegs dir!", hörte ich ihn mir hinterrufen. Ich stöhnte und legte einen Gang zu, stieß die Tür auf.

"Und? Was wollte er?" Aufgeregt sprang Youngjae auf mich zu als ich ins Freie trat und betrachtete mich riesigen Augen. Wenn ich ihm dies erzählen würde, würde er doch definitv in Ohnmacht fallen! Doch er war mein bester Freund, dies konnte ich ihm andererseits keineswegs vorenthalten. Schließlich erzählten wir einander die banalsten Sachen.

"Erzähl ich dir bei mir, okay~?"
Ich piekste ihm in die Wange, die er sich kurz darauf rieb und begann mit Schmollen.
"Na schön."

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWhere stories live. Discover now