FOURTEEN

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"Ich glaube du wirst keine große Lust haben noch irgendwas mit Schule zu machen?", fragte Yugyeom, als wir zu mir liefen. Ich schüttelte mit dem Kopf und stieß Luft aus meinen Lungen.
"Wir wollten auch so mal was machen, weißt du noch?" Ich nickte. Seltsamerweise war ich eher müde und wollte am Liebsten schlafen. Das war normalerweise ziemlich untypisch für mich. Aber es war Nachmittag, da war an Schlaf für mich noch gar nicht zu denken.

"Was schlägst du vor, was wir machen?", fragte ich ihn, was mit einem einfachen Schulterzucken beantwortet wurde. Ich blies die Wangen auf.
"Ich hab nämlich keinen Plan."
"Da sind wir ja schon mal zwei.", gab er grinsend von sich und stieß mir mit seinem Ellenbogen in die Seite, was mich wiederum nur zusammenzucken und aufquieken ließ. Der Größere lachte, murmelte ein leises "Süß" vor sich hin. Auf seine Bemerkung zog ich eine Augenbraue in die Höhe, zuckte mit meinen Schultern.

"Lass uns in die Stadt gehen. Da wird sich schon irgendetwas bei herumkommen."
Ich stimmte nur mit einem Nicken zu, lächelte sachte.
"Wenn du nicht magst, können wir es auch sein lassen.", fügte er hinzu.
"Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde. Aber das ist okay, denke ich.", erklärte ich mein Verhalten, da der Jüngere die ganze Zeit mich mit einem besorgten Blick musterte und sich anscheinend um mich sorgte.

Ich stieß meine Haustür auf, zusammen traten wir in den Flur meines Familienhauses und liefen sofort in mein Zimmer. Meine Eltern waren beide arbeiten. Mein Vater, ein so ziemlich schwerbeschäftigter Bankkaufmann, war nur an den Wochenenden zu Hause, während meine Mutter in einem simplen Supermarkt arbeitete. Gegensätze zogen sich bekanntlich an. Meine Eltern konnten nicht unterschiedlicher sein und ergänzten sich trotz allem ganz gut. Manchmal vermisste ich meinen Vater. Doch hätte er einen normalen, handelsüblichen Job, wie meine Mutter, dann könnten wir uns nicht über Wasser halten. Ich hoffe, dass ich irgendwann auch einmal eine solche Familie habe, nur ohne Kinder. Erblichen, verstand sich.

"Ich bin immer noch so neidisch, dass du in einen Haus wohnst und ein so tolles Zimmer hast.", schwärmte Yugyeom und pflanzte sich bequem auf mein Bett. Ich lächelte nur. Jede Medaille hatte bekanntlich seine zwei Seiten.
"Eure Wohnung ist doch auch schön."
"Ja, für zwei Personen reicht es, aber mehr kann sich meine Mutter nicht leisten für uns. Wegen den Prüfungen kann ich auch meinen Teilzeitjob nicht wahrnehmen und arg! Das ist alles so unfassbar kompliziert!" Jammernd legte er sich auf den Rücken.
"Aber wieso steuert denn dein Vater nichts bei? Der könnte eu-" "Er ist verhindert.", brach der Gelbhaarige meine Worte sofort ab. Meine Augen weiteten sich über seine plötzliche, abweisende Reaktion.

"Magst du darüber reden? Ich meine, dass soll helfen und-"
"Trotzdem holte es ihn nicht zurück. Wie ich schon einmal sagte, jeder hat ein Geschichte mit sich zu tragen. Und diese Geschichte soll geschlossen bleiben. Da hilft auch nichts mit reden." Seine Stimme war schroff, beinahe gefährlich, als würde er mir jeden Moment die Augen auskratzen wollen, wenn ich nicht sofort den Mund über dieses Thema hielt.

"Tut mir leid", sagte ich kleinlaut und biss mir auf die Lippe. Er richtete sich wieder auf, seine Augen trüb, als unterdrücke er seine Tränen.
"Wie wäre es mit einem Besuch im Cafè oder so?", lenkte er von dem Thema ab. Sein genervter, nicht glücklichgestimmter Gesichtsausdruck änderte sich zu einem sanften Lächeln, welches ich nur zu gern erwiderte.
"Gern."

Somit liefen wir beide wieder die Treppe an und stülpten uns die Schuhe über. Gemütlich schlenderten wir den Weg zum nächstgelegenen Cafè. Yugyeoms Blick blieb mir dennoch nicht unbemerkt. Als wir dann im wohligen Raum saßen, schoss ihm quasi diese Frage aus dem Mund: "Warst du schon einmal in einer Beziehung?"

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWhere stories live. Discover now