SIX

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Wie es kommen musste, ignorierte mich mein bester Freund für den restlichen Tag, sprach kein einziges Wort mit mir. Selbst als ich ihn fragte, ob er mir etwas erklären könnte, schenkte er mir keine Beachtung und tat so, als hörte er mir nicht zu. Es tat weh. Doch ich wusste, dass der Junge schneller zu einer kleinen, übermäßigen Diva bei Kleinigkeiten werden konnte, wie ein Mädchen, dessen Nägel abgebrochen waren. Sein heutiges Divadasein ging sogar soweit, dass er nicht einmal mehr auf mich wartete, um mit mir zusammen nach Hause zu gehen. Einerseits war sein Verhalten lächerlich, andererseits verständlich, meines Erachtens. Auch wenn er, wie schon angedeutet, gern einmal zur Übertreibung neigte.

Also lief ich allein, ohne Youngjae, ohne jemanden anderen, nach Hause. Es war ungewohnt, aber nicht unerträglich. Die warmen Sonnenstrahlen prasselten auf meine Haut und erwärmten somit meinen Körper. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

"Man du wolltest mit der Scheisse aufhören.", hörte ich eine aufgebrachte Stimme in einer Nebengasse, welche mich Stück für Stück immer neugieriger werden ließ, "Und jetzt fängst du wieder an! Weißt du, dass du irgendwann deswegen hinter Gitter kommen kannst, wenn du nicht endlich aufhörst, Jackson?"

Ich runzelte meine Stirn. Eigentlich war jetzt der Moment um zu verschwinden, damit ich nicht entdeckt werden würde. Aber ich war dumm und viel zu neugierig einen Rückzieher zu wagen. Nun steckte ich meine Nase in Dinge, die mich so gar nichts angingen. Es waren Fremde. Ihre Probleme sollten mir nicht zu Ohren kommen.

"Was mischst du dich da ein? Es ist meine Angelegenheit! Meine Sache! Lass mich einfach das machen und werde du alleine glücklich.", erwiderte darauf der Andere. Mein Herz schlug schneller. Ich sollte hier wirklich nicht sein.

"Ich sag Yugyeom Bescheid, dass du dein Versprechen gebrochen hast."
"Mach doch, Jaebum! Der kann doch sowieso nichts ausrichten!"

Schritte traten näher, kam mir entgegen. Schnell schreckte ich zurück und rannte weg, aus Angst, dass mich einer der Beiden zu Gesicht bekam. Ich wusste nicht wie sie tickten. Schließlich stande einer mit halben Fuß im Gefängnis, auch wenn ich nicht wusste weshalb. Ich wollte das Schlimmste verhindern, selbst wenn es feige meinerseits war. Erst jetzt schoss mir die dritte Person in den Kopf, welche erwähnt wurde.
Yugyeom.
Wurde der Jahrgangsliebling Yugyeom gemeint? Ich schüttelte meinen Kopf. Seoul war groß. Es gab viele mit diesem Namen und die Wahrscheinlichkeit war gering, dass er damit gemeint war. - Doch zutrauen könnte ich es ihm, so war es nicht. Wenn es darum ging, könnte ich ihm alles zutrauen.

Außer Atem lehnte ich mich an die Wand an der nächsten Straßenecke und schnaubte tief durch. Hoffentlich hatten sie mich nicht gesehen. Die Leute, die an mir vorbeiliefen, mussten sonst etwas von mir denken. Aber was interessierte mich schon die Meinung anderer. Ich richtete meinen Blick vom Fußboden auf und erschrak mich im nächsten Augenblick. Wieso musste er jetzt hier stehen? Ich wollte das nicht. Nicht jetzt, nicht hier. Konnte Yugyeom nicht einfach platzen, sodass er gar nicht mehr existierte? Das war doch total verflucht!

"Hast du einen Geist gesehen und bist weggerannt? Oder warum bist du so außer Puste?", witzelte er, sein Lachen kaum zu unterdrücken.
"Nerv nicht rum, Yugyeom."
"Wie du meinst. Ich wollte nur Interesse zeigen. Aber selbst das ist dir zu wider."

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Er musste ja echt überzeugt von sich sein.

"Ich habe nie danach verlangt. Gib doch jemand anderen deine Aufmerksamkeit und Interesse, der es wirklich möchte, anstatt es an mir zu verschwenden. Ich möchte es nicht. Ich brauch es nicht. Lass mich einfach in Frieden. Mein Leben ist ohne dich viel erträglicher.", wurde ich schnippiger und versuchte nicht im Ansatz lauter an meinen Worten zu werden.

"Ach ja? Weißt du, ich finde dich sogar interssant. Dass soll nun nicht heißen, dass ich auf dich stehe. Aber du hast irgendwas besonderes an dir, was mich neugierig macht."
"Vielleicht einfach meine Einstellung, dass du mir scheissegal bist und ich dich zum Tod nicht ausstehen kann. Mal daran gedacht?", erwiderte ich augenverdrehend und verschränkte meine Arme. Erneut lachte er.

"Wie kannst du jemanden hassen, den du nicht einmal ansatzweise kennst?", fragte er.

Stimmt, wieso hasste ich ihn? Ich kannte ihn nicht, um ihn ins Geringste einzuschätzen. Völlig egal, dass wir seit Jahren in ein und der selben Klasse waren.

"Das ist eine gute Frage.", murmelte ich ungenau, war mir nicht sicher, ob er es überhaupt verstanden hatte. Seine Worte brachten mich zum Nachdenken.
"Also, wie wäre es, wenn wir uns mal auf einen Tag treffen würden, um ein Bild von dem jeweils anderen zu machen?"

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMOnde histórias criam vida. Descubra agora