FIFTEEN

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Hätten wir unsere Getränke gehabt, dann hätte ich vermutlich mein Getränk quer über den Tisch gespuckt. Einerseits war ich überrascht von seiner Fragestellung, gleichzeitig dachte ich, dass er sie nicht mehr alle haben konnte, dass er dies fragte. Hatte ich nicht schon einmal gesagt, dass ich kein Interesse an ihm besaß?

"Also denk jetzt nicht, dass ich irgendwie auf dich stehe, aber mich interessiert es nur.", rechtfertige er sich, als könnte er meine Gedanken lesen. Ich erwachte wieder aus meiner Starre.

"Also, um ehrlich zu sein, nein.", beantwortete ich etwas beschämt seine Frage. Am Liebsten würde ich im Boden versinken. Was würde er nun von mir denken? Ich war zu hochnäsig und zu eingebildet, um eine Beziehung einzugehen? Ich war ein Versager? Ich war ein vollkommener Idiot und verblödet hoch zehn?
Auf meinem Sitzplatz rutschte ich hin und her, als er sich bis dato nicht mehr überredet hatte, um zu reden. Ich blickte zu Boden und biss mir auf die Lippe.

"Hier sind Eure Getränke.", riss ein junger Mann mich aus meinen Gedanken, der uns zwei Tassen vor die Nasen stellte und uns freundlich anlächelte. Wir bedankten uns. Wie fixiert, starrte ich auf meine Tasse, die gefüllt war mit grünem Tee, meinem Lieblingstee.

"Woran liegt es? Wurdest du immer abgeblitzt? War nie die Richtige dabei? Ist deine Sexualität schuld daran?", bohrte Yugyeom neugierig weiter. Ich zuckte nur mit meinen Schultern. Was ging ihn das überhaupt an?
"Hat sich nicht ergeben. Bisher hat nie jemand mein Interesse geweckt, wenn ich ehrlich bin. Mich interessieren nur Menschen, die ich kenne." Der Größere schaute mich irritiert an. Ich erklärte mich weiter: "Ich kann Menschen nicht verstehen, die für sie fremde attraktiv finden können. Das ist doch wie, wenn du blind einkaufen gehst und du dir dann Süßigkeiten kaufst, welche du nicht magst oder nicht verträgst. Lieber kauf ich mir die Süßigkeiten, welche ich kenne und mag. Weißt du was ich meine?"
"Schon, aber gerade das ist doch das Aufregende dabei? Jeder noch so fremde hat seine eigene Note, um jemands Interesse zu wecken." Ich schüttelte den Kopf und seufzte.
"Finde ich nicht. Ich bleibe bei den Menschen, die ich kenne."

Er murmelte etwas vor sich hin, was ich jedoch nicht verstand. Ich nippte an meiner Tasse, ließ danach die Schultern hängen.

"Vielleicht liegt es ja wirklich an deiner Sexualität. Es gibt ja mehr als nur Hetero, Bi und Homosexuell."
"Ich bin schwul.", meinte ich stumpf. Er lachte.
"So meinte ich das nicht. Es gibt mehr als diese drei Sexualitäten, genauso wie es mehr als zwei Geschlechter gibt." Er zog sein Handy heraus und tippte wild auf dieses ein.

"Aber wenn du kaum jemanden interesant findest, woher willst du dann wissen, ob du auf das gleiche Geschlecht stehst? Das find ich bisschen seltsam.", sagte er und hielt mir kurz darauf sein Handy vor die Nase.

Eine Reihe von Bezeichnungen wurde mir aufgelistet.
Asexualität;
Pansexualität;
Demisexualität;
Monosexualität;
und lauter mehr standen auf dieser Seite. Wieso wurden diese verheimlicht? - Mein Leben war eine böse Lüge.

"Woher weißt du sowas?", murmelte ich vor mich hin und scrollte weiter die Internetseite herunter. Er kicherte leise vor sich hin.
"Nun ja, ich finde so etwas interessant. Daran ist ja nichts falsch."
"Ich habe ja auch nicht gesagt, dass das falsch ist. Es ist nur... seltsam. Plötzlich kommt dir jemand mit so etwas, wovon du noch nie gehört hast."
"Man lernt nie aus, hm Kunpimook?"

Ich schob ihm sein Handy wieder zu und schaute ihn mit großen Augen an. Er grinste wie ein Irrer.

"Da habe ich aber jemands Interesse geweckt, Huh?" Eifrig nickte ich und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Somit redeten wir noch eine Weile über dies uns das, bis wir beide uns entschieden nach Hause zu gehen.

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWhere stories live. Discover now