THIRTY SIX

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Sicht Yugyeom;

"Was willst du hier?" Im trüben Licht, der durch den Treppenaufgang geworfen wird, erkannte ich sie. Hasserfüllte Blicke schenkte ich ihr, hatte gehofft, ich würde sie nie wieder zu Gesicht bekommen.

"Reicht dir nicht, was du angestellt hast? Musst du mein Leben weiterhin zur Hölle machen?"
"Halt die Luft an. Sag mir wo deine Mutter ist. Ist sie hier drinnen?" Neugierig schielte sie über meine Schulter, versuchte einen Blick in die Räumlichkeiten zu erhaschen. Doch direkt stellte mich ihr in den Weg, durchkreuzte ihr Vorhaben.

"Ich bin der Meinung, dass dich das nicht zu interessieren hat, was meine Mutter tut und wo sie ist. Jetzt verpiss dich endlich, Eunwoo."
"Hat sie dir denn nicht erzählt, dass der Fall neu aufgerollt wurde, da Beweise gefunden wurden, die gegen sie sprechen? Sie bekommt ihre gerechte Strafe. Mich würde es nicht wundern, wäre sie abgehauen. Also, ist sie, Yugyeom?" Siegessicher lächelte sie, verschränkte ihre Arme ineinander, als wollte sie mir deuten, dass ich schon längst verloren hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich dies auch, aber das musste ich ihr ja nicht zeigen. Es würde nur Schwäche zeigen und das wollte ich ihr nicht gönnen.

Klar, hatte mir meine Mutter erzählt, dass sie flüchtete. Wohin allerdings nicht. Genauso wenig, weshalb sie verschwand und nicht mehr so schnell auftauchen würde, sagte sie mir auch nicht am Telefon. Jedenfalls nicht im Detail. Diese Frau wusste aber, dass sie sich nur noch strafbarer machte, wenn sie abhaute. Die Chance ergreifen, wollte sie dennoch. Ich verstand sie; aber auch nur, da sie meine Mutter war.

Sie wollte immer einen Vaterersatz für mich haben, wollte mir eine gute Kindheit ermöglichen. Mit oder auch ohne Vater. Letztlich war es doch nur Wunschdenken ihrerseits. Auch wenn meine Mutter meinen Vater aus reiner Eifersucht umbrachte, war sie eine tolle Mama. Versuchen tat sie es immer jeden Wunsch mir zu erfüllen, auch wenn sie nicht viel Geld besaß. Sie gab ihr Bestes, zumal ich, laut ihren Aussagen, einen wichtigen Teil verloren hatte. Dafür war ich ihr dankbar.

"Du musst mir nicht antworten. Auch ohne Antwort, bekomme ich ne Antwort."
"Verschwinde, eh' ich mich vergesse.", zischte ich, wollte die Tür zu knallen. Eunwoo schob ihren Fuß in den Spalt, sodass ich die Tür erst gar nicht zu bekam und ich mich somit weiter mit ihr unterhalten musste.

"Was dann? Bringst du mich auch um, huh? So wie deine Mutter deinen Vater?"

"Eunwoo, verpiss dich einfach, sonst bin ich derjenige, der hier wen umbringt." Schockiert drehte ich mich um, erblickte BamBam, der genervt angetapst kam. Sein Blick nicht sonderlich rosig gestimmt.
"Oh, jetzt hab ich aber Angst. Jetzt kommt der kleine Thailänder und versucht das großgewachsene Riesenbaby zu beschützen. Was eine traurige Liebesgeschichte. Ich muss gleich heulen."
"Wie kann ein Mensch nur so viel Hass versprühen? Das ist ja schon beinahe lächerlich. Lass ihn doch sein Leben leben, meine Fresse. Geh einfach heim. Es ist dreiundzwanzig Uhr und spiel mit deinen Barbies, Püppchen."

Einige vielsagende Blicke tauschten beide aus, ehe Eunwoo verächtlich die Luft ausstieß und verschwand. Genervt schlug BamBam die Tür zu, lief wieder in das Schlafzimmer, um sich ins Bett zu legen.

"Ich dachte du hast geschlafen?", wurde stutzig, setzte mich an die Bettkante.
"Ich hab einen Leichtschlaf. Wenn ihr beide da draußen herumgakt, dann ist doch klar, dass ich wach werde, oder nicht?"
"Tut mir leid.", entschuldigte ich mich, sah betrübt zu ihm und strich seinen Arm entlang.
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du aufhören sollst dich andauernd für Sachen zu entschuldigen, für die du doch sowieso nichts kannst." Still nickte ich, auch wenn er es nicht durch seine erneut geschlossenen Augen sah.
"Also leg dich hin und geh schlafen."

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWhere stories live. Discover now