TWENTY ONE

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"Hast du schon das gehört? Yugyeom ist der Sohn einer Mörderin."
"Was? Unmöglich!"
"Vielleicht ist er ja genauso wie seine Mutter? Vielleicht ist er ja deswegen so ruhig und abweisend, weil er sich seine Opfer aussucht?"
"Denkst du das wirklich?"
"Zutrauen würde ich ihm es!"

Mit einem unguten Bauchgefühl betrat ich den Klassenraum. Heute war ich einer der Letzten, da ich beinahe verschlafen hatte. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, was mir nur noch umso mehr Bauchschmerzen bereitete.

"Yah, Bam." Yoojungs abweisende Stimme erweckte meine Aufmerksamkeit. "Bist du dir wirklich sicher, ob du mit dem Sohn einer Mörderin befreundet sein willst?"
"Was geht es dich an, von wem er der Sohn ist?", fauchte Yerim, "Reicht es nicht, dass er direkt nach Hause gegangen ist, als er darauf angesprochen wurde?"
"Was denkst du weshalb er nach Hause gegangen ist? Der will seiner Mutter helfen Leichen wegzuschaffen."

Die ganze Klasse brach im Gelächter aus. In mir staute sich die Wut. Wie konnten die Leute einfach so über ihn herziehen? Woher nahmen sie sich dieses Recht? Sie kannten ihn nicht!

"Hast du Beweise? Oder glaubst du nur das, was du hörst?", entkam es mir, während ich auf sie zu lief.
"Eunwoo ist Beweis genug."
"Ja, sicher. Sie könnte dir auch sagen, dass sie mit einem Idol zusammen wäre, du würdest es glauben! Wie lächerlich bist du eigentlich?"
"Wie lächerlich bist du, dass du so jemanden wie Yugyeom vertraust? Was denkst du wer du bist, Kunpimook?", lachte sie. Doch je näher ich ihr kam, desto unsicherer wurde sie und ihr Blick wich immer wieder zu den Anderen mit Hilflosigkeit gefüllt.

"Kunpimook, das reicht. Du kannst das eh nicht verhindern, was sich hier abspielt. Du weißt die Wahrheit und das ist das Wichtigste.", versuchte mich Youngjae zu besänftigen, hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt. Seiner Geste schenkte ich keine sonderliche Beachtung, ignorierte sie sogar.

"Ich bin jemand, der nicht alles glaubt, was man ihm auftischt. Und ich weiß, dass Yugyeom ganz und gar nicht so ist, wie ihr ihn beschreibt, weil ihr ihn nie kennenlernen konnten und ihr ein falsches Bild von ihm habt. Er hat euch abgeblockt und sowas ist der Grund dafür."
"Denkst' wohl auch, du wärst der Held unserer Generation, genauso wie Yugyeom.", lachte Eunwoo. Sofort drehte ich mich um, blickte zu dem Mädchen, welche in dem Türrahmen gelehnt war. Ein selbstsicheres Lächeln lag auf ihren Lippen. Wäre sie ein Junge, hätte ich ihr schon längst eine reingehauen. Blöd nur, dass sie vom schwächeren Geschlecht war.

"Was bringt es dir Lügen zu verbreiten?", platzte aus mir heraus, lauter als ich eigentliche wollte. Sie lachte.
"Lügen? Natürlich! Yugyeoms Mutter hat ihren Mann umgebracht, weil sie eifersüchtig war. Denkst du wirklich, ich würde mir sowas ausdenken?"

Die Rothaarige stieß mich aus dem Weg, nur um Eunwoo am Kragen zu packen. Überrascht schnappte diese nach Luft und weitete ihre Augen. Kaum hatte sie sich wieder gefangen, schubste sie Yerim von sich weg.

"BIST DU BESCHEUERT?"
"Weißt du, dir ist schon bewusst, dass du sowas wie Rufmord begehst?", sagte sie kalt, Eunwoo kniff ihre Augen zusammen.
"Hat er nicht anders verdient."
"Jemand den Tod zu wünschen, ist also vollkommen legitim, ja?"

Eunwoo zischte leise auf, drehte sich um und tapste durch den Flur. Ich griff nach Yerims Handgelenk, um sie aufzuhalten. Tat ich dies nicht, wäre sie dem Mädchen hinterhergesprungen und hätte ihr die Augen ausgekratzt.

"Das reicht fürs Erste.", meinte ich.
"BamBam." Ich runzelte meine Stirn, schaute Yerim verwundert an, da sie plötzlich ernst und gleichzeitig bedrückt klang. Angst schlich sich in mir ein.

"Kannst du sehen, wie es Yugyeom geht? Als er das gehört hat, ging ihm das anscheinend sehr nahe und du bist derjenige von uns, der ihm am nächsten steht."
"Ich soll schwänzen? Jetzt?"

Sie nickte, ich schluckte.
Ich hatte bisher nie die Schule geschwänzt und jetzt sollte ich einfach so einen Tag vom Unterricht verschwinden, nur um zu sehen, wie es dem ehemaligen Schulliebling ging?

"Bitte. Meine Mutter ist Ärztin. Ich überrede sie, dass du eine Krankschreibung kriegst und sag den Lehrern, dass es dir nicht gut ging.", versuchte sie weiter ihr Glück.
Ich dachte nicht, dass ich erlaubt war zu Yugyeom zu gehen und meine Nase in seine Angelegenheiten zu stecken. Doch sollte ich mein Glück dennoch versuchen?

"Du kannst es versuchen. Schließlich hast du nichts zu verlieren.", mischte sich nun auch Youngjae ein und legte seinen Arm um meine Schulter. Ich brummte leise auf.
"Komm schon, nur um sicherzugehen, dass es ihm gut geht und er keine Dummheiten anrichtet.", schmollte Yerim.

Doch ich ließ mich von den Beiden breitschlagen: "Okay, ich geh hin, aber wenn er mir nicht aufmacht, dann ist das umsonst."
Beide grinsten mich siegessicher an und schlugen sich ein.
"Okay, dann sag ich Jaebum Bescheid, dass er vorbeikommen soll." Ich nickte verstehend, biss mir auf die Lippe.

"Dann mach los. Nicht, dass die Lehrer Wind von bekommen und dich sehen."

So wank ich ihnen zum Abschied zu und lief ich schnellen Schrittes aus der Schule, um den ersten Schultag in meinem Leben zu schwänzen. Und ich hatte ein unglaublich schlechtes Gefühl dabei.

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWhere stories live. Discover now