TWENTY THREE

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"Ich kann das nicht mehr, Jaebum."

Sein Gesicht richtete sich das erste Mal zum Älteren, doch sofort trafen seine Augen die Meinen und so schöpfte ich seine komplette Aufmerksamkeit.

"Bam-Bam"

Das Einzige, was ich erwidern konnte, war ein leichtes Lächeln. Es tat weh ihn so zu sehen. So hilflos. So schwach. Sonst tat er sonst so stark, so desinteressiert bei den Meisten. In Wirklichkeit hatte er eine Last mit sich zu tragen, die er kaum jemanden zeigen und anvertrauen wollte. Und irgendwann brach er von der ganzen Last zusammen, die er mit sich schleppte und versteckte; dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen.

"Was machst du h-hier? H-Hast du keine Schule?", murmelte er leise und vergriff sich in seine Ärmel fest. Seinen intensiven Blick behielt er bei.
"Du bist gerade wichtiger. Youngjae wird mir das Zeug von heute einfach die Tage geben."
"Nur wegen mir?"

Ich nickte auf seine Frage, schenkte ihm ein weiteres Lächeln. Er seufzte nur, strich sich die Tränen auf seinen Wangen weg und stand wenig später auf.

"Du hättest das nicht machen müssen. Nicht wegen mir. Mir gehts gut. Keinen Grund zur Sorge." Sofort verschwand das Lächeln auf meinen Lippen wieder und ersetzte es durch ein Schmerzen in der Brust. Ich schluckte dieses Gefühl einfach herunter und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

"Habe ich aber. In der Schule erzählen sie Dinge über dich, die ich nicht glauben werde. Und ich weiß, wie sehr es dich verletzt. Schließlich bist du hier, am Grab deines Vaters und weinst. Da kann nicht mit dir alles gut sein."

Nicht sonderlich überrascht über meine Worte, nickte er nur und schniefte. Sein vorwurfsvoller Blick war währenddessen auf Jaebum gerichtet, als würde er sagen: Warum hast du ihn hier mitverschleppt? Er soll nicht hier sein.

"Du solltest mit ihm reden, Yugyeom. Ich hab dir schon einmal gesagt, du kannst es nicht vor ihm geheim halten."
"Hmm..." Kurz hielt er inne, wank mir dann zu mitzukommen. Doch ich blieb einfach auf der Stelle stehen, nicht wissend, was ich nun machen sollte.

"Ich kanns sowieso nicht verhindern. Früher oder später würde er so oder so die Geschichte zu hören bekommen." Er griff nach meinem Handgelenk. Sein Griff war unerwartet stark, zerdrückte beinahe mein Handgelenk, was mich die Luft scharf einziehen ließ. Aber ich konnte ihn verstehen. Er hatte seine Gefühl gerade nicht im Griff. Sie waren durcheinander geraten.

"Soll ich euch irgendwohin fahren?", fragte Jaebum unsicher. Ich sah ihn ebenso verunsichert an.
"Nicht nötig, danke Jaebum."

Somit zog er mich mit sich, um vor den Dunkelhaarigen mehr oder weniger zu fliehen. Sein Schritt verlangsamte sich, als wir das Friedhofsgelände verließen und von dem Jungen hinter uns nichts mehr zu sehen war.
Eine unangehme Stille umhüllte uns, keiner wollte etwas sagen und je länger diese Ruhe andauerte, desto nervöser wurde ich. Normalerweise hatte ich nie das Problem ein Thema zu finden, um mit anderen zu reden. Nur was sollte man sagen zu so einem Situation?

Was hat das zu bedeuten?
Was ist mit deinem Vater passiert?

Das wäre nicht nur unfassbar unhöflich, sondern auch unsentimental. Ich würde ihn verletzen und ihn dazu drängen, dass er es mir sagen würde. Yugyeom sollte es von selbst tun, wenn er sich dazu in der Lage fühlte.

Meine Hand schob ich nach oben, um nach seiner zu greifen und unsere Finger ineinander zu verschränken. Ich wusste nicht, woher mich dieser Mut packte, damit ich dies tat. Aber es war fast alles gerade besser, als diese Situation, die einen einengte. Und ich wollte gerade umlenken, hoffentlich in die richtige Richtung.

"Also, du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst und ich dich nicht verurteile, für Dinge, für die du nichts kannst. Ja?"

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWhere stories live. Discover now