Teil 3

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Lindsay Evans:

Ich hatte solches Glück, dass mich Kylie und Emma am nächsten Morgen abholten und mich zu meiner Einführungsveranstaltung begleiteten. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich wieder hoffnungslos verlaufen. Außerdem war es gut jemandem zum Reden zu haben.

Wir waren gerade auf dem Weg zum Vorlesungsgebäude. Überall liefen Studenten herum. Es herrsche der reinste Trubel, ganz anders als gestern. Während wir an vielen Gebäudeblocks und Grünanlagen vorbei gingen, erzählte ich den beiden von gestern. „Es war die reinste Katastrophe!", machte ich meiner Frustration Luft. „Die drei haben doch nicht mehr alle Sinne beisammen!" Emma schüttelte nur ihren Lockenkopf und strich mir beruhigend über die Schulter. „Das sind doch Idioten! Mach dir nichts draus. Wir kennen uns zwar auch noch nicht lange, aber bis jetzt scheinst du völlig in Ordnung zu sein."

Kylie nickte. „Auf jeden Fall! Wenn es dir zu viel wird, komm einfach zu uns", bot sie an. Erleichtert warf ich ihr ein Lächeln zu. Es gab also doch noch nette Menschen.

„Apropos, hast du heute Nachmittag vielleicht Lust etwas mit uns zu machen? Wir könnten zusammen kochen und ich könnte dir schon mal Unterlagen von meinem ersten Semester zeigen."

„Ja klar!", willigte ich sofort ein. Am liebsten wäre ich freudig auf der Stelle gesprungen. Zum einen, weil ich mich dann nicht mit meinen Mitbewohnern auseinandersetzen musste und zum andern, weil ich diese Mädchen schon jetzt liebgewonnen hatte. Ich war froh, dass ich etwas Anschluss gefunden hatte. Jetzt musste es nur noch in meinen Vorlesungen klappen.

„Da sind wir!", kündigte Emma an, als sie vor einem großen, rosa Gebäude Halt machte. „Deine Veranstaltung müsste im Erdgeschoss sein. Wenn du rein gehst, gleich die erste Tür rechts."

„Ohne euch wäre ich verloren gewesen! Wie soll ich euch nur danken?", sagte ich.

„Komm einfach heute um vier zu unserem Zimmer. Das sollte ausreichen", scherzte Emma, während sie sich umdrehte und zum Gehen aufmachte. „Lässt sich einrichten!", rief ich ihr hinterher. „Viel Glück!", raunte mir Kylie noch zu, bevor sie ihrer Freundin hinterhereilte. Lächelnd winkte ich den beiden.

Allerdings verging mir das Lächeln schnell wieder, als mir klar wurde, dass ich jetzt auf mich allein gestellt war. Ich schluckte. Ich würde das schon schaffen. Ich musste einfach nett und offen sein, dann würde das schon klappen...

Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich in das Gebäude eintrat. Nervös folgte ich Emmas Anweisungen und nahm die erste Tür rechts.

Erleichterung überkam mich, als ich auf die Präsentationsfolie, die ganz hinten an die Wand gebeamt wurde, schaute und darauf Willkommen zum Erstsemestertag lesen konnte.

Der erste Schritt war geschafft. Ich blickte mich um. Ein paar Studenten waren schon anwesend, aber noch nicht wirklich viele. Also suchte ich mir einen freien Platz ungefähr in der Mitte. Der Hörsaal war typischerweise wie ein Halbkreis aufgebaut. Vorne in der Mitte würde der Professor seinen Vortrag halten, während die Schüler auf den Bänken herum Platz nahmen. Allerdings war dieser noch nicht anwesend, darum nahm ich schon mal meine Stifte und den Schreibblock aus meiner Tasche und ordnete die Sachen auf dem Tisch vor mir an. So vertieft in meine Arbeit bemerkte ich gar nicht, dass von hinten jemand an mich herangetreten war.

„Ist der Platz neben dir noch frei?", fragte plötzlich jemand neben mir. Erschrocken sah ich auf und ließ ausversehen meinen Kugelschreiber fallen. Mit einem „Klong" landete er auf dem Boden.

„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken", sagte der junge Mann, als er sich nach dem Stift beugte und ihn wieder aufhob.

„Äh, danke...", stotterte ich, als er mir diesen wieder reichte. Innerlich hätte ich mich verfluchen können. Toller Einstieg Lindsay. Jetzt hält er dich bestimmt für einen absoluten Tollpatsch. Ich biss mir auf meine Unterlippe.

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now