Teil 30

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Lindsay Evans:

Große Regentropfen prasselten auf die Windschutzscheibe. Ich kniff die Augen zusammen, um die Straßenbegrenzung zu erkennen. Meine Scheibenwischer liefen auf Hochtouren, doch es schüttete so stak, dass sie nicht mehr wirklich mitkamen. Draußen schien die Welt unterzugehen.

Es half auch nicht, dass es inzwischen schon dunkel war. Die Lichter der anderen Autos blendeten mich und ließen mich nur noch schlechter sehen. Ich biss die Zähne zusammen und begann etwas langsamer zu fahren. Wenigstens machte mein Auto bei dieser Fahrt keine Probleme. Welchen Mechaniker auch immer Kato engagiert hatte, er hatte seine Arbeit gut gemacht. Mein kleiner Ford war zwar immer noch unglaublich laut, aber zumindest stockte und ratterte er nicht mehr.

Seufzend drehte ich das Radio etwas lauter, um das Dröhnen zu übertönen. Leise summte ich bei der Musik mit, gab aber irgendwann auf. Irgendwie fehlte mir die Motivation dafür.

Ich sang, wenn ich glücklich war und dies war im Moment nicht wirklich der Fall. Eher im Gegenteil. Während der Autofahrt hatte ich viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Hier war kein Sam, der mich ablenkte. Hier war keine Vorlesung, der ich folgen sollte. Hier waren keine Freunde, die versuchten mich aufzumuntern. Ich war alleine und es fühlte sich seltsam an.

Die letzten Male war ich immer mit Kato unterwegs gewesen, egal ob wir zu ihm oder zu mir nachhause gefahren waren. Mein Brustkorb zog sich bei dem Gedanken zusammen, dass dies wahrscheinlich nie wieder passieren würde. Ich schluckte. Ich wollte nicht über Kato nachdenken. Doch mein Unterbewusstsein gehorchte mir nicht. Egal wie sehr ich mich konzentrierte, die Erinnerungen kamen immer und immer wieder zurück. Kato, mit seinem verrückten Fahrstiel. Kato, der mich nach dem Joggen abgeholt hatte. Kato, wie er sich durch die weißblonden Haare fuhr. Kato, wie er mich küsste...

Mein Griff um das Lenkrad verstärkte sich. Verbissen versuchte ich die Tränen weg zu blinzeln. Es war vorbei. Endgültig! Kato hatte mich ausgenutzt und benutzt!

Wie hatte ich ihm nur vertrauen können? Ich war so naiv gewesen zu glauben, dass das zwischen uns etwas Besonderes gewesen war. Ich hätte alles für ihn aufgegeben und dann stellte sich heraus, dass das alles eine große Lüge gewesen war! Einfach nur eine Lüge! Für die Drei war das Ganze ein Spiel gewesen! Ein Spiel auf meine Kosten!

Ich schüttelte meinen Kopf. Ich sollte darüber nicht nachdenken.

Plötzlich ertönte das schrille Klingeln meines Handys. Ich zuckte zusammen. Kurzerhand warf ich einen Blick auf den Beifahrersitz, auf dem das Telefon mit dem Display nach oben lag. Ich kniff meine Augen verwirrt zusammen. Warum rief mich Alekto an? Was wollte er? Seit Sam ihnen klar gemacht hatte, dass sie nicht mit mir sprechen sollten, hatten sie sich von mir ferngehalten. Ich hatte mit keinem des Trios seit dem Vorfall gesprochen, zumindest wenn man die kurzen Wortwechsel zwischen mir und Kato auf dem Gang wegließ. Darum war ich überrascht, dass sich einer von ihnen bei mir meldete und dann auch noch ausgerechnet Alekto.

Doch schließlich siegte meine Wut über die Neugierde und ich drückte den Anruf weg. Er war schließlich auch an dem Plan beteiligt gewesen.

Ich schluckte und konzentrierte mich wieder auf den Verkehr. Autos zogen an mir vorbei und blendeten mich mit ihren Lichtern.

Kurze Zeit fuhr ich weiter die breite Straße entlang, doch dann klingelte mein Handy erneut. Nach einem schnellen Seitenblick erkannte ich, dass es sich diesmal um Rixa handelte, die anrief. Meine Finger um das Lenkrad verkrampften sich. Warum riefen sie an? Sie hätten die ganze letzte Woche mit mir sprechen können. Warum wollten sie dies ausgerechnet jetzt tun, wenn ich auf dem Weg nach Hause war? Ich war sowieso schon aufgelöst genug! Mussten sie den Keil noch tiefer treiben? Wollten sie mich dafür auslachen, wie leicht ich auf ihr Spiel hereingefallen war? Bei diesem Gedanken sammelte sich Galle in meinem Mund. Ich dachte wir wären befreundet gewesen.

Kato & LindsayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt