Teil 5

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Lindsay Evans:

Das Erste, das mir am nächsten Morgen auffiel, war ein Zettel am Küchentisch. „Jetzt hast du auch ein Fach. Kato." Er war handschriftlich geschrieben und von einem Block abgerissen worden. Verwundert betrachtete ich ihn.

Da wurde mir plötzlich klar, was damit gemeint war. Erstaunt riss ich die Kühlschranktür auf. Aus dem unteren Fach waren die ganzen Bier und Alkohol Flaschen verschwunden. Obwohl dies nur so eine kleine, einfache Geste war, wurde mir warm ums Herz und ein Lächeln kam mir über die Lippen. Es war vielleicht nicht viel, aber irgendwie bedeutete es mir etwas.

In bester Stimmung trat ich also kurze Zeit später aus dem Haus. Sam wartete schon vor dem Wohnheim, damit wir gemeinsam zum Kurs gehen konnten. Ich grinste ihn an. „Na, du bist aber heute gut gelaunt!", begrüßte mich Sam.

„Hi, meine Mitbewohner werden immer weniger eine Katastrophe", erklärte ich ihm. Sam zog die Augenbrauen hoch. „Hat dir Blondie wieder schöne Augen gemacht?" Ich verdrehte die Augen und boxte ihm gegen die Schulter. „Nenn ihn nicht Blondie!" „Und wie soll ich ihn dann nennen?", fragte Sam, „Johnny-Boy? Lover-Man?"

Diesmal boxte ich ihn stärker. „Du weißt was ich meine!", sagte ich lachend, während er sich den Arm rieb. „Na gut", bemerkte er, „aber ernsthaft, was läuft da zwischen euch? Ich dachte du hasst ihn?" „Tue ich auch! Also ich meine, tat ich..., glaube ich", versuchte ich zu erklären, „ach, ich weiß auch nicht."

Sam grinste. Ich sah, seine weißen Zähne aufblitzen. „Du magst ihn also?" Bei diesen Worten wackelte er anzüglich mit seinen schwarzen Augenbrauen. Sein silberner Ohrring blitzte.

„Nein, gar nicht!", protestierte ich, obwohl ich wusste, dass dies nicht ganz stimmte. „Rede dir das nur ein, Lindsay", erwiderte Sam augenzwinkernd. Ich schüttelte nur den Kopf, während wir weiter den Weg Richtung Vorlesungsgebäude entlang gingen.

An diesem Tag vergingen die Vorlesungen wie im Flug. Sam ließ sich zwar über Sozialrecht aus und ich konnte ihm nur zustimmen, dass dies ein wirklich langweiliger Kurs war, aber die restlichen Vorträge gestalteten sich interessant. Da musste mir sogar Sam Recht geben.

Insgesamt war es trotz allem sehr viel Stoff und ich nahm mir fest vor, mich einmal mit Kylie zusammen zu setzten und mir auch ihre Lernunterlagen zu besorgen. Die Professoren ließen sich nämlich jetzt schon über diverse Zwischenprüfungen aus.

Allerdings war es bis dahin doch noch etwas hin, sodass ich mir darüber noch keine Sorgen machen brauchte. Zumindest bekräftigte Sam das immer wieder.

So kam es, dass ich abends mit Emma am Campus Gelände entlang schlenderte. Kylie besuchte irgendeine Umweltveranstaltung, während Sam zu seinem freiwilligen Kunstkurs ging.

Während wir auf den Kieswegen entlang spazierten und die Sonne beim Untergehen beobachteten, unterhielten wir uns über mehrere unverfänglichen Themen. Sie erzählte mir von ihren Zumba und Hip-Hop Kursen, während ich ihr über meine früheren Arbeiten im Altersheim und Kindergarten berichtete. Zusätzlich ließen wir uns über diverse Professoren aus und schimpften über das Mensa Essen.

Es tat gut, sich mit ihr zu unterhalten. Ich war mehr als nur froh, dass wir uns so gut verstanden und ich somit in dieser neuen Stadt schon Anschluss gefunden hatte, der nicht unbedingt meinen Stiefbruder oder seine mir noch immer nicht ganz geheueren Mitbewohner beinhaltete.

Während unseres Gespräches ließ ich ganz absichtlich alles, was mit ihnen zu tun hatte, aus. Ich wusste noch nicht wirklich, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten sollte. Ihre Launen schienen von fies und abweisend zu komm-her-wir-haben-dich-doch-so-lieb zu wechseln. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass sich hinter ihrer arroganten Schale ein weicher Kern versteckte. Wenn sie wollten, konnten sie nämlich durchaus nett sein.

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now