Teil 14

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Kato Johnson:

Ich merkte, wie nervös Lindsay war, als wir schließlich aus dem Auto stiegen. Es war das erste Mal, dass sie meinen Dad kennen lernte. Bei mir war es genau anders herum. Also konnte ich ihre Unruhe eindeutig nachvollziehen. Ich wusste, dass sie auch eine Schwester hatte, aber auch diese hatte ich noch nie vorher getroffen.

Wenigstens waren wir bei mir zuhause. So war zumindest dies nicht neu für mich. Ich kannte die Straßen und die Häuser um uns herum. Alle waren sie groß und schön gestaltet. Es war offensichtlich, dass dies hier das reiche Viertel von Tugluth, meiner Heimatstadt, war. Alles hier protzte nur so vor Geld.

Ich blickte zu Lindsay, unsicher darüber, was sie von dem Ganzen hielt. Ich wusste, dass ihre Familie nicht sehr viel Geld hatte. Hoffentlich stempelte sie mich nach unserem Ausflug nicht als typisches Rich-kid ab. In einer gewissen Art und Weiße war ich froh, dass mein Dad so viel Geld hatte, aber andererseits fühlte ich mich dabei auch manchmal sehr unwohl...

Ich führte Lindsay die Auffahrt hoch, zu einem großen, weißen Haus. Es hatte drei Stockwerke, zwei hübsch gestaltete Balkone und eine Terrasse mit Veranda. Der Weg zum Haus und der Garten darum waren sehr gut gepflegt, was unserem Gärtner zu verdanken war.

„Hier hast du also deine Kindheit verbracht?", fragte mich Lindsay beim Gehen. Ich blickte sie an. Ihre Augen waren genauso stark geweitet, wie bei unserem Date in der Stadt. Mit offenem Mund schaute sie sich um. „Ja, größtenteils", antwortete ich.

„Hier ist es wunderschön!" Man hörte eindeutig die Bewunderung in ihrer Stimme. „Es ist einfach riesig! Du musst es geliebt haben hier zu wohnen!" Ich biss mir auf die Lippen. „Teilweiße", gestand ich. Lindsay runzelte die Stirn. „Warum wärst du jemals nicht froh gewesen hier zu leben? Es ist riesig!" „Weißt du, Lin", versuchte ich zu erklären, „die Größe macht es auch ziemlich einsam... Wenn du die ewig langen Gänge entlang gehst und in die vielen leeren Räume schaust, bekommst du manchmal ein beklemmendes Gefühl. Mein Vater war eigentlich immer in seiner Firma. Diese stellt Autoteile her, genauer Motoren. Er hatte weder die Zeit noch die Motivation für irgendetwas anderes und meine Mom, naja..."

Ich stockte.

„Ehrlichgesagt", fing ich wieder an, „war ich viel lieber bei Carter. Bei ihm im Haus war mit seinen vier Geschwistern immer etwas los. Da haben wir zusammen Karten gespielt und Abend gegessen, aber auch wenn wir nichts mit seiner Familie gemacht haben, fühlte sich doch alles so familiär und lebhaft an."

Lindsay hörte mir aufmerksam zu und nickte verständnisvoll.

„Das soll jetzt nicht undankbar klingen, aber ich verbinde unser Haus auch mit viel, nun ja..., ich weiß nicht ganz, wie ich es ausdrücken soll. Vielleicht ist Einsamkeit ein passender Begriff..." Ich biss mir auf die Lippen. Das war eigentlich schon mehr, als ich preisgeben wollte. Verdammt! Ich musste mich wie ein richtiger Softie anhören. Ich sollte besser aufpassen, mit dem was ich sagte...

Doch als ich zu Lin hinübersah, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Fragend sah ich sie an. „Wahrscheinlich wird es in Zukunft lebhafter. Zumindest, wenn Anna da ist. Sie ist ein reines Energiebündel!" Wollte sie mich damit aufmuntern?

„Deine Schwester?"

Lindsay nickte. „Du kennst sie noch nicht, aber ich sage dir, Anna ist fähig ein ganzes Haus auf den Kopf zu stellen. Selbst so ein so großes wie eures. Glaub mir, wenn du sie kennen lernst, wirst du es verstehen!"

Ich verstand es sogar schneller, als gedacht. Sobald wir die Klingel an der Haustüre betätigten, hörte man nämlich ein ohrenbetäubendes Schreien, Jubeln und Kreischen. Im nächsten Moment stürmte ein kleines Mädchen aus der Tür und warf sich, immer noch kreischend, in Lindsays Arme.

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now