Teil 23

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Lindsay Evans:

Viel zu schnell verging die Zeit bis wir zu unserer Familie fahren mussten und wohl oder übel aus unserer glücklichen, rosa Wolke hinauskatapultiert wurden.

Ich merkte die Veränderung schon im Auto. Die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die uns sonst umgab, fehlten komplett. Jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken nach.

Grübelnd schaute ich aus dem Fenster und beobachtete die vorbeifahrenden Autos. Das Ende der Woche war wirklich viel zu schnell gekommen. Ich und Kato hatten nicht mehr weiter besprochen, wie wir uns gegenüber unserer Familie und den Leuten in meiner Heimatstadt verhalten sollten.

Anders als letztes Mal waren wir diesmal schon Freitagmittag losgefahren, sodass wir auf dem Weg zur Farm Anna vom Kindergarten abholen konnten. Die zwei Stunden Autofahrt zogen sich dahin, da keiner von uns viel Lust auf ein Gespräch hatte. Die Stimmung war bestenfalls suboptimal.

Ich sorgte mich darüber, ob wir es schaffen konnten unsere Beziehung zu verheimlichen und ob es mir sehr weh tun würde. Ich hatte keinen blassen Schimmer worüber Kato nachgrübelte, aber auch er schaute angestrengt auf die Straße und kein einziges Mal zu mir. Wahrscheinlich machte auch er sich Gedanken, wie und ob wir das hinkriegen würden oder er hatte Angst, dass ich ihn anschwärzte oder etwas ausplauderte, was ich natürlich nicht tun würde. Ich akzeptierte Katos Entscheidung.

So schwer mir das Ganze auch fiel...

Zwar hatte ich zu ihm gesagt, es würde mir nichts ausmachen, aber tief in mir wusste ich, dass dem nicht so war. Es machte mir durchaus etwas aus. Es fühlte sich falsch an, unseren Eltern nicht die Wahrheit zu erzählen. Es fühlte sich falsch an, unsere Gefühle zu verbergen. Ich wollte mit Kato zusammen sein. Ich wollte, dass er zu mir gehörte und zwar richtig! Ich wollte, dass er nichts mit anderen anfing und wir fest zusammen waren! Ich wollte mich nicht vor meiner Familie, den Nachbarn und allen Leuten hier zuhause verstecken müssen. Ich wollte mehr als sein kleines dreckiges Geheimnis sein! War das so falsch?

Seufzend lehnte ich die Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Wir waren inzwischen aus der Stundentenstadt Fairtown hinausgefahren. Immer weniger Häuser zogen vorbei. Stattdessen konnte ich Felder und Wiesen erkennen. Allerdings achtete ich nicht wirklich darauf. Vielmehr hing ich weiter meinen Gedanken nach.

Ich konnte es nicht leugnen, ich empfand etwas für Kato. Mehr als ich jemals für irgendwen empfunden hatte und es schmerzte mich, dass er mich verstecken wollte. Ich wusste, ich sollte ihm das nicht vorwerfen, da ich seine Gründe verstand. Zumindest teilweise. Doch mein Verstand wurde wie so oft in letzter Zeit von meinen Gefühlen überlagert.

Ich hatte mich in Kato verliebt und war immer noch überrascht und gleichzeitig überglücklich, dass er die Kühnheit besaß meine Gefühle zu erwidern. Allerdings wollte ich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben von dem Gefühl erzählen. Ich wollte sagen, wie glücklich es mich machte Kato an meiner Seite zu haben. Das Problem war nur, dass die wichtigste Person in meinem Leben meine Mutter war und vor allem vor dieser sollte ich alles, was ich gerade fühlte, verbergen. Das war einfach unfair! Ich wollte offen herausschreien, dass ich mit Kato zusammen war. Ich wollte, dass er nur mich liebte und, dass das auch alle wussten. In mir keimte Wut und Traurigkeit empor, dass er das anscheinend nicht wollte...

Doch im nächsten Moment verfluchte ich mich selbst dafür. Kato konnte ja nichts dafür. Es war nicht seine Schuld, dass unsere Eltern zusammen waren. Und war nicht ich diejenige gewesen, die am Anfang so lange gezögert hatte, uns eine Chance zu geben? War nicht ich es gewesen, die gesagt hatte unsere Treffen sollten keine Dates sein? War nicht ich es gewesen, die unseren ersten beinahe Kuss aus genau diesem Grund verhindert hatte?

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now