Teil 15

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Kato Johnson:

Das Erste, das mir auffiel, als ich am nächsten Morgen aufwachte, war, dass sich Lindsays zarter Körper an meine Brust schmiegte. Mein Arm lag über ihren Schultern und unsere Beine waren ineinander verschlungen. Irgendwie waren wir uns im Schlaf noch nähergekommen.

Ich spürte das leichte Heben ihres Brustkorbs und hörte ihren ruhigen Atem. Anscheinend schlief sie noch. Ich versuchte mich möglichst nicht zu bewegen, aus Angst sie aufzuwecken und sie somit loslassen zu müssen. Stattdessen blinzelte ich verschlafen und betrachtete ihr feines, sanftes und vom Schlaf ganz sorgloses Gesicht. Sie hatte leicht rosa Wangen, auf denen sich ein paar vereinzelte Sommersprossen abzeichneten. Ihre Haare waren vom Schlaf ganz zerzaust und verwuschelt, sodass sie ihr in die Stirn hingen. Vorsichtig strich ich eine Locke zurück. Lindsay war einfach wunderschön!

Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als sie sich im Schlaf bewegte und sich noch näher an mich drückte. Ihr Körper war so warm und weich! Ein prickelndes Gefühl stieg in mir hoch. Neben Lindsay aufzuwachen fühlte sich so richtig und gleichzeitig so kostbar an. So als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, aber trotzdem so einmalig, dass ich jede Sekunde genießen musste. Ich seufzte leicht. Diese körperliche Nähe brachte meine ganzen Nerven und Gefühle in Aufruhr. Allein sie atmen zu hören und sie so dicht bei mir zu spüren, erfüllte meinen Körper mit einer schmerzhaften Sehnsucht. Ich hatte das Gefühl in ihrer Nähe zu ertrinken. Wie oft hatte ich mir vorgestellt so neben ihr aufzuwachen! Doch es war immer noch nicht genug. Jede Faser meines Körpers brannte danach sie noch näher an mich zu ziehen, sie zu küssen, sie zu lieben, ihr all das zu zeigen, was sie mich in diesem Moment fühlen ließ. Scheiße! Was um Himmels willen dachte ich da überhaupt?

Ich versuchte die Hitze in meinem Körper zu vertreiben, aber es gelang mir nicht wirklich. Nicht, wenn ich Lindsays Hüften immer noch an meinen spürte. Ich musste schlucken. Verdammt. Mein Atem beschleunigte sich. Ich kniff die Augen zusammen. Mein Unterleib begann zu ziehen. Gott, das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen! Ich sollte nicht daran denken Lindsay wieder zu küssen. Wir waren Stiefgeschwister, verdammt noch mal! War es normal, dass sie solch eine Wirkung auf mich hatte? Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass ich wahrscheinlich genauso reagieren würde, wenn es irgendeine andere Frau wäre, die sich in meinem Bett an mich schmiegte.

Doch dann dachte ich an Rixa und die Art und weiße, wie mein Körper absolut gar nicht reagierte, wenn es um sie ging. Dann dachte ich an andere Frauen, mit denen ich geschlafen hatte und die ich am nächsten Morgen einfach so schnell wie möglich hatte loswerden wollen.

Ich stieß den Atem aus. Es wäre so viel einfacher, wenn Lindsay eine dieser Frauen wäre. Aber sie musste ja so unglaublich führsorglich sein und mir ihre dummen Geheimnisse anvertrauen und mir diese verdammte Sicherheit geben das Gleiche zu tun. Sie musste ja unbedingt meine Fotos toll finden und mir damit die Empfindung geben, dass ich doch gut genug war. Sie musste ja unbedingt meinen Sarkasmus verstehen, mit mir lachen und mit mir diskutieren. Sie musste ja unbedingt klug, sozial, witzig und vertrauensvoll sein. Und dann brachte der dämliche Alkohol sie auch noch dazu mich zu küssen und ihr dämlicher Filmeschmack sie dazu neben mir einzuschlafen und mein bescheuerter Körper musste sich ausgerechnet sie aussuchen, um in Nervosität und Hitze und Verlangen auszubrechen! Verdammt!

„Da hast du dich in eine gewaltige Scheiße reingeritten!", schimpfte ich mich selbst in Gedanken. Gott! Warum bloß sie?

Ich musste das irgendwie wieder hinbekommen! Seufzend löste ich mich von ihr und stieg so leise wie möglich aus dem Bett, um sie nicht aufzuwecken. Ich brauchte etwas Lindsay – freie Zeit. Ich musste mich unbedingt etwas ablenken. Schon früh hatte ich gelernt, dass die einzige Weiße, die richtig funktionierte, um meine Gedanken abzuschalten, Sport war. Dabei war es egal, ob ich Gewichtstraining im Fitnessstudio, Kickboxen mit Alekto oder einfach nur Langstreckenlaufen betrieb.

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now