Teil 18

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Lindsay Evans:

„Was soll ich denn jetzt machen?", stöhnte ich und lehnte mich an den Holzrahmen von Emmas Bett. Zum Glück hatte ich diesen Morgen keinen Kater wie das letzte Mal, als ich nach einer Party aufgestanden war. Doch meine Gehirnwindungen schienen trotzdem noch nicht richtig zu funktionieren.

Das Problem war, dass ich die Szene von gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf bekam. Ich konnte nicht vergessen, wie Katos Lippen sich angefühlt hatten und seine Worte tönten in Dauerschleife durch meine Gedanken. „Ich will alles für dich sein, weil du auch alles für mich bist! Verstehst du?", erinnerte ich mich. Diese Zeilen zusammen mit seiner heiseren Stimme schienen mich nicht mehr los zu lassen. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zubekommen. Immer wieder hörte ich seine Worte. Kato ließ mir einfach keine Ruhe.

Nachdem er gestern einfach so verschwunden war, war ich in den Club zurück gegangen und kurze Zeit später waren auch wir nach Hause aufgebrochen. Die Blicke, die mir Rixa dabei zugeworfen hatte, waren tödlich gewesen. Angekommen in unserem Wohnheim hatte ich überlegt einfach in sein Zimmer zu gehen und das zwischen uns zu klären, aber dann hatte ich mir gesagt, dass es besser wäre, wenn wir zu einem anderen Zeitpunkt sprachen oder er mich aufsuchte. Das war die weiseste Entscheidung. Ich hatte schließlich keine Ahnung, was ich sagen sollte. Außerdem wusste ich nicht, wie ich ihm nun gegenübertreten sollte. Als ich jedoch in meinem Bett absolut nicht einschlafen konnte, fragte ich mich, ob dies wirklich die richtige Entscheidung gewesen war und nicht einfach nur meine eigene Feigheit...

Am nächsten Morgen hatte ich schließlich an seine Zimmertür geklopft, doch Kato hatte nicht geöffnet. Auch auf die Nachrichten, die ich ihm geschrieben hatte, hatte er nicht reagiert. Es war zum Verrücktwerden!

Inzwischen war es schon mittags und ich hatte immer noch nichts von ihm gehört. Ich saß bei Emma im Zimmer auf dem Boden, neben mir Kylie und Sam, und erzählte ihnen von meiner Misere. Natürlich hatten die drei ausführlich wissen wollen, was zwischen uns am vorherigen Tag passiert war und ich hatte ihnen einen groben Überblick verschafft, während wir uns eine große Pizza teilten.

Ich legte stöhnend den Kopf in den Nacken. Ich brachte im Moment kaum einen Bissen hinunter, obwohl Gemüsepizza eigentlich zu einem meiner Lieblingsessen zählte.

„Was soll ich denn jetzt tun?", wiederholte ich meine Frage von vorhin.

„Die Frage ist doch eher, was willst du jetzt tun!", antwortete Kylie mir, während sie sich ein Stück Pizza in den Mund schob. „Ich weiß es ja selbst nicht!", sagte ich und blickte meine Freunde hilfesuchend an.

Sam, der im Schneidersitz gegenüber von mir saß, beugte sich nach vorne und meinte: „Vielleicht solltest du dir erst darüber klar werden, was du selbst eigentlich von dem Ganzen hältst, bevor du uns um Rat fragst."

Ich schluckte. Genau bei diesem Punkt lag das Problem. Was hielt ich eigentlich von dem Ganzen? Unruhig zupfte ich an meinem pinken T-Shirt herum, steckte es in meine Jeans, zog es dann aber wieder hinaus. Was wollte ich eigentlich?

Ich fuhr mit meinen Händen über Emmas weichen Teppich und krallte meine Finger darin fest. Bilder, wie mich Kato an die Wand drückte, gingen mir durch den Kopf. Wie seine Lippen sanft über meine strichen, wie seine Hände sich in meinen Haaren vergruben, wie er tief an meinem Mund stöhnte. „Meine Gedanken drehen sich um nichts anderes mehr als dich", hatte Kato gesagt und mir ging es nicht anders. „Ich will alles an dir! Ich will nicht nur dein guter Freund, Stiefbruder oder was auch immer sein!" Ehrlichgesagt wollte ich das auch nicht und mir wurde bewusst, wie lange ich mir selbst verleugnet hatte, was ich mir eigentlich tief in meinem Inneren wünschte. Schon immer gewünscht hatte...

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now