Teil 8

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Lindsay Evans:

Ich ließ mich von Kato durch die Stadt führen und blickte ihn dabei von der Seite an. Ich hatte mir meinen Stiefbruder am Anfang so anders vorgestellt, gemein, arrogant und einfach rich-kid, mäßig. Dabei konnte er so lustig und lieb sein, wenn er nur wollte.

Ich zog seine Jacke fester um meine Brust. Sie roch nach Aftershave und ein bisschen nach Vanille und irgendwie besonders nach ihm. Ich sog den Geruch ein und seufzte, jedoch so leise, dass er nichts davon mitbekam.

Schweigend lief ich neben ihm her. Dabei machte ich mir immer mehr Gedanken um ihn und auch um unsere ganze Verabredung. Ich wusste immer noch nicht so genau, was das Ganze hier sollte. War das ein einfaches Bruder und Schwester Treffen? Machte man das so? Wollte er einfach nur schöne Fotos machen oder einfach nur Zeit mit mir verbringen? Oder war das hier so was wie ein Date?

Ich wagte gar nicht den Gedanken zu Ende zu führen oder gar ihn zu fragen. Natürlich war das hier kein Date! Er war mein Stiefbruder, Himmel! Wir würden eine Familie werden! Ich biss mir auf die Lippen. Ich sollte nicht mehr von ihm wollen. Außerdem war er trotz allem immer noch sehr sarkastisch und manchmal ein bisschen zu stark von sich selbst überzeugt. Doch ob ich es mir nun eingestehen wollte oder nicht, genau das mochte ich auch an ihm. Er war selbstbewusst und witzig. Niemand sonst brachte mich so zum Lachen. Niemand sonst brachte meinen ganzen Körper dazu so in Flammen zu stehen, nur durch einfaches Händchenhalten. Das war ganz sicher nicht normal zwischen Geschwistern.

Gott, das war nicht mal normal zwischen Pärchen! Bei keinem meiner früheren Partner hatte ich mich so gefühlt. Ich war immer überlegt, selbstbeherrscht und in kompletter Kontrolle über meinen Körper geblieben, wohingegen Kato mich furchtbar nervös machte und mich andauernd zum Erröten brachte. Ich hasste es, dass ich bei ihm andauernd die Kontrolle verlor.

Gott, es war doch keine große Sache, wenn er meine Hand hielt, den Arm um meine Schulter legte oder gar nur ein Blatt aus meinen Haaren fischte. In meinen früheren Beziehungen hatte ich deutlich intimere Sachen gemacht. Ich sollte nicht so schrecklich nervös sein! Aber bei Kato war es irgendwie anders. Vielleicht lag es daran, dass wir eben gerade keine Beziehung führten und wahrscheinlich auch in Zukunft nicht führen können würden, aber er trotzdem solch süße Sachen tat, wie mir seine Jacke zu geben.

Ich blickte ihn von der Seite an. Die Jeans schmiegte sich eng an seine Beine und betonte zudem gewisse Körperteile. Ich ließ meine Augen schnell höher wandern, bevor ich noch erröten würde. Doch auch das half nicht wirklich dabei zu verhindern, dass Hitze in mir aufstieg. Das dunkelblaue T-Shirt legte sich dicht an seine Brust und gab den Blick auf seine nackten muskulösen Oberarme frei. Außerdem konnte man unter dem Stoff deutlich die Ansätze von Bauchmuskeln erkennen. So einen Körper, wie Kato ihn hatte, bekam man nicht einfach durch bloßes Rumsitzen oder eintöniges Gewichte Stämmen. Ich wollte zu gerne wissen, welche Sportarten er machte oder ob er irgendein Ausdauertraining absolvierte.

Beim Gehen rutschte sein Shirt etwas nach oben, wodurch ich einen Streifen nackte Haut zu sehen bekam. Mich juckte es direkt in den Fingern, darüber zu streichen. Mein Atem beschleunigte sich. Was war nur los mit mir?

Schnell riss ich meinen Blick von seinem Oberkörper los und betrachtete stattdessen sein Gesicht. Weißblonde Haare rahmten es ein. Anders als meine eigenen waren seine glatt und sahen verführerisch weich und geschmeidig aus. Zu gerne hätte ich sie mit meinen Händen berührt. Mir fiel weiterhin auf, dass er sie anders als die letzten Male, bei denen wir uns gesehen hatten, extra mit Gel gestylt hatte.

Ich hätte lügen müssen, wenn ich gesagt hätte, das mir dies nicht gefiel. Ansonsten war seine Haut eindeutig blasser als meine und Sommersprossen fehlten komplett. Dafür hatte er ein Silber funkelndes Nasenpiercing, welches mir an jedem anderen wahrscheinlich nicht gefallen hätte, aber an Kato einfach nur zu gut aussah. Genauso wie seine tiefbauen Augen, passte es einfach zu ihm.

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now