Teil 17

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Lindsay Evans:

Die restliche Woche verging wie im Flug. Ich vergrub mich in meinen Lernunterlagen, um nicht noch einmal solch ein schlechtes Testat Ergebnis zu erzielen. Ich erledigte Hausarbeiten, so gut ich konnte und lernte doppelt so viel für kommende Tests. Es war anstrengend und stressig, doch trotz allem waren die Tage erstaunlich schön. Kato überraschte mich nämlich damit, dass er mich bei all meinen Wegen in der Uni begleitete. Er bestand darauf meine Tasche zu tragen, damit ich meinen Knöchel schonen konnte, obwohl ich ihm schon tausendmal gesagt hatte, dass dies nicht nötig war. Vielleicht machte er es wirklich nur wegen meinem Knöchel, vielleicht auch weil ich im Auto zu ihm gesagt hatte, ich wolle gerne mehr Zeit mit ihm verbringen, aber eigentlich war es mir egal warum, denn obwohl ich ihm oft erklärte, ich würde seine Hilfe nicht brauchen, genoss ich insgeheim seine Nähe.

Ich liebte es, wie seine Hände meine streiften, wenn er mir meine Unterlagen reichte. Ich liebte unsere Diskussionen in den Gängen. Ich liebte das blubbernde, kribbelnde, warme Gefühl, das in mir aufstieg, wenn er neben mir ging und mir beschützend den Arm um die Schulter legte, so als würde ich ihm gehören. Es machte mich ganz verrückt.

In den Grundkursen setzte er sich zu mir und Sam und in die Kurse, die wir nicht zusammen hatten, begleitete er mich trotzdem bis zu meinem Platz, nur um dann in seine eigenen Vorlesungen zu sprinten. Scherzhaft meinte er oft, ich würde dazu beitragen seine Technik zu perfektionieren in der letzten Sekunde in die Vorlesung zu stürmen, ohne den Professor zur Weißglut zu bringen. Ich würde dann meistens entgegnen, dass ich nicht wollte, dass er wegen mir Ärger bekam und durchfiel. Kato würde daraufhin mit den Augen rollen und abwinken, was mich immer schmunzeln ließ.

Zuhause aßen wir meistens mit Rixa und Alekto zu Abend, wobei das Kochen zu neunzig Prozent in einem Desaster oder in einer Essensschlacht endete. Zum Glück hatten wir Alekto, der das Ganze wieder retten konnte und selbst aus den schlimmsten Gerichten etwas Annehmbares zaubern konnte.

Ich genoss die Zeit mit den Dreien, vor allem mit Kato, in vollen Zügen. Allerdings hatte es auch einen eindeutigen Nachteil, dass Kato seit meinem Jogging Unfall so viel Zeit mit mir verbrachte. Mein Körper und meine Gedanken bekamen absolut keine Ruhe mehr. Mein armes Herz hörte gar nicht mehr auf damit, außer Takt zu schlagen. Mein Kopf schwirrte von all den Gedanken an ihn. Meine Haut prickelte und kribbelte auf ständiger Basis. Ich wusste gar nicht mehr, wie es sich anfühlte, nicht unter Spannung zu stehen. Ich konnte kaum atmen, wenn er mich auf diese bestimmte Weiße ansah. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden, wenn seine Augen auf diese spezielle Art leuchteten.

Die Mauern, die ich um mich herum aufgebaut hatte, schienen mit jeder Sekunde schwächer zu werden. Sie schienen mit jedem Wort, das aus Katos Mund kam, zu bröckeln. Die Grenzlinie, die ich zwischen uns gezogen hatte, schwand mit jedem Augenzwinkern dahin, während mein Bedürfnis, ihn fest an mich zu ziehen, mit jedem Atemzug unerträglicher wurde. Das Verlangen und die Sehnsucht wurden mit jedem Mal, bei dem sich Kato durch die Haare fuhr, schmerzhafter.

Ich wollte wissen, ob es ihm auch so schwer fiel den Wunsch zu unterdrücken uns erneut zu küssen. Ich wollte wissen, ob er auch halb verrückt wurde. Ich wollte, dass er nur mir gehörte! Ich wollte hören, wie er sagte, dass er mich auf die gleiche Art wollte wie ich ihn!

Gott! Ich war so verloren! Mindestens hundertmal am Tag musste ich mich daran erinnern, dass wir nicht zusammen sein konnten und, dass er mich nach dem Party Desaster bestimmt nicht auf diese Art wollte. Es tat weh. Es fühlte sich an, als ob ich innerlich entzwei geteilt wurde. Verdammt!

Jetzt verstand ich langsam, warum Kato so oft fluchte. Manchmal gab es einfach keine anderen Wörter für all die scheiß Empfindungen.

Dadurch, dass Kato mir in der Uni so viel half, kam es dazu, dass wir auch unsere Mittagspausen in der Cafeteria zusammen verbrachten. So etablierte es sich, dass auch Rixa und Alekto an unseren Tisch kamen und somit das ganze Trio bei mir und meinen Freunden aß.

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now