Teil 22

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Kato Johnson:

Mit voller Wucht schlug ich auf den Boxsack vor mir ein. Schweiß lief mir den Nacken hinunter, aber ich genoss die Anstrengung. Ich holte noch einmal aus und steckte diesmal all meinen Frust und meine Gefühle hinein. Gott, tat es gut sich auszupowern!

Inzwischen war ich von meinem Training am Ende meiner Kräfte, aber ich wollte nicht aufhören! Erneut schlug ich zu. Seit unserem Picknick gestern, hatten ich und Lindsay nicht mehr über das Thema gesprochen. Heute Morgen hatte ich sie nicht gesehen und auch in der Uni war sie mir nicht begegnet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie würde mir aus dem Weg gehen.

Innerlich seufzte ich auf. Ich wusste, dass sie offen mit unserer Beziehung, wenn es denn eine war, umgehen wollte und ich konnte sie verstehen. Ich würde auch nicht gerne jemandes Geheimnis sein, vor allem vor den eigenen Eltern. Also konnte ich sie verstehen, wirklich! Doch ich war noch nicht so weit! Gott, es war so egoistisch, aber ich wollte sie noch nicht wieder hergeben!

Zu allem Überfluss hatte mich auch noch mein Dad angerufen und mir mitgeteilt, dass wir ab Freitag das Wochenende bei Lindsay auf der Farm verbringen würden. Das machte das Ganze nicht unbedingt einfacher! Ich wusste nicht, ob Lin schon davon in Kenntnis gesetzt wurde, aber ich ging davon aus, da dies wahrscheinlich der Grund für das eiskalte Schweigen zwischen uns war.

Frustriert schlug ich in den Boxsack. Warum musste das alles nur so kompliziert sein? Nun waren wir noch nicht einmal richtig zusammen und trotzdem traten schon Probleme auf. Es war zum Verrücktwerden!

Der Anruf von meinem Vater und die Funkstille zwischen mir und Lindsay hatten das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht. Vor lauter Frustration hatte ich gar keinen anderen Ausweg gesehen, als alle meine Gedanken in Schweiß zu ertränken.

Es half. Zumindest teilweise. Der Knoten in meinem Bauch war jedoch immer noch da. Allerdings wusste ich, dass dieser sich nicht so schnell lösen würde. Nicht, wenn das zwischen mir und Lindsay so komisch war. Sie hatte zwar gesagt, es war okay, wenn wir das zwischen uns geheim hielten, aber ich wusste, dass sie das nur mir zuliebe tat. Ich wusste, dass es sie sehr wohl störte. Vielleicht hatte sie es sich nun doch anders überlegt und wollte gar nichts mehr mit mir zu tun haben! Mein Brustkorb zog sich weiter zusammen.

Plötzlich durchzuckte starker Schmerz meine linke Hand, als ich viel zu stark zuschlug. Verdammt, warum machte es mich so fertig nichts von ihr zu hören?

Keuchend ließ ich meine Hände sinken. Ich war nicht mehr bei der Sache. Ich sollte wohl am besten eine Pause machen.

Frustriert biss ich mir auf die Unterlippe, um den Schmerz in meinem Körper zu lindern. Meine Kehle schnürte sich zu. Ich redete mir ein, dass dieses Gefühl von dem falsch gesetzten Schlag kam und nicht etwa, weil ich mir Sorgen darüber machte, ob Lindsay überhaupt noch etwas von mir hören wollte. Doch ich wusste es besser...

Was sollte ich tun, wenn sie mich wirklich nicht mehr wollte? Scheiße! Was hatte ich mir da bloß eingebrockt!

Als ich mich auf die Bank fallen ließ, ließ das Hoch des Trainings schon wieder nach. Ich war immer noch wütend und frustriert. Ergeben ließ ich meinen Kopf in meine Hände sinken. Warum musste mein Vater immer alles kaputt machen?

Seufzend erinnerte ich mich daran, dass das Ganze nicht wirklich seine Schuld war. Noch nicht zumindest. Allerdings war es leichter die Schuld auf andere zu schieben. Doch eigentlich wusste ich es besser...

Ich griff nach meiner Wasserflasche und trank ein Schluck. Was wenn...

Ich stoppte mitten in meinem Gedankengang. Mein Handy blinkte in der Tasche. Wer schrieb mir um diese Zeit? Mein Herzschlag beschleunigte sich. Das konnte doch nicht...? Oder doch?

Kato & LindsayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt